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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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des zweigeschossigen Hauses drängte sich ihr die Erinnerung wieder auf, wie sie Stammheimers Leiche im Arbeitszimmer entdeckt hatte. Besonders den Gestank hatte sie noch Tage später in der Nase gehabt. Wie viel schlimmer musste es für Isabel gewesen sein, die von ihrem Vater zusammen mit Bowen in den Keller gesperrt worden war und dann nach ihrer Rettung feststellen musste, dass Stammheimer nicht mehr lebte. In ihrem ersten Schock hatte Isabel geglaubt, Marisa und Coyle hätten ihn ermordet, doch das hatte Bowen ihr glücklicherweise schnell ausgeredet. Coyle konnte in Notwehr einen Menschen töten – und hatte das auch während des Kampfes im Adlergebiet getan –, aber er würde nie kaltblütig einen unbewaffneten Mann umbringen. Marisa musste zugeben, dass sie froh gewesen war, Stammheimer schon tot vorzufinden. Wie hätten sie ihn sonst daran hindern können, von der Existenz der Wandler zu berichten? Langsam ließ sie den Wagen ausrollen, bis er ungefähr dort stand, wo sie ihn beim letzten Mal geparkt hatte. War es tatsächlich schon ein Dreivierteljahr her? Ihr kam es so vor, als wäre es erst gestern gewesen, während sie ausstieg und tief die trockene Luft einatmete. Nein, nur das Gefühl war noch das gleiche, aber in der Zwischenzeit war viel passiert.
    Nicht bereit, im Moment weiter darüber nachzugrübeln, betrachtete Marisa die Landschaft. So karg sie auch war, lag trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – unendliche Schönheit darin. Die wenigen Büsche lieferten den einzigen Kontrast zu der rotbraunen Farbe des Sandes und der Felsen und dem tiefen Blau des Himmels. Die Luft flimmerte vor Hitze und die weiter entfernt liegenden Felsformationen der McCullough Range kamen ihr beinahe wie eine Fata Morgana vor.
    Das Geräusch eines näher kommenden Autos riss Marisa aus ihrer Betrachtung. Isabel parkte ihren kleinen, einige Jahre alten Chevrolet neben Marisas Wagen. Als sie im Wagen sitzen blieb, ging Marisa rasch auf ihn zu. Sie öffnete die Tür und lächelte Isabel an. »Hallo. Es ist schön, dich zu sehen.«
    Und das war es. Isabel hatte sich in den wenigen Monaten seit ihrem letzten Treffen von einem hübschen Mädchen zu einer wunderschönen jungen Frau entwickelt. Ihre langen rotbraunen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, einzelne kürzere Strähnen ringelten sich um ihr Gesicht. Ihre Haut war blass und glänzte feucht, doch ihre großen blauen Augen strahlten eine neue Selbstsicherheit aus.
    Isabel stieg aus dem Wagen und umarmte Marisa fest. »Das finde ich auch.« Obwohl ihr Körper immer noch schlank war, wirkte Isabel fraulicher als bei ihrem letzten Treffen, und Marisa war sicher, dass Bowen den Blick nicht von ihr hätte lassen können, wenn er hier gewesen wäre.
    »Wollen wir reingehen?« Nervosität schwang in Isabels Stimme mit.
    »Wir sollen draußen warten, bis Coyle alles überprüft hat.«
    Isabel nickte und wandte dem Haus den Rücken zu. »Warum setzen wir uns nicht in den Schatten, bis er kommt. Es ist verdammt heiß hier.« Da es für Marisa offensichtlich war, wie ungern Isabel das Haus ihres Vaters auch nur ansah, stimmte sie zu.
    Unter dem einzelnen Baum, der in einiger Entfernung zum Gebäude wuchs, stand immer noch die Liege, wie vor all diesen Monaten.
    »Es ist schön hier, oder?« Isabels Stimme klang gedämpft, als hätte sie Angst, zu laut zu sprechen.
    »Landschaftlich auf jeden Fall. Mir wäre es im Sommer ein wenig heiß, fürchte ich.«
    Isabel verzog den Mund zu dem Hauch eines Lächelns. »Mir auch. Mir reicht schon das Wetter in Los Angeles.« Sie blickte in die Ferne. »Aber im Winter war es hier immer ganz nett.« Fast so etwas wie Wehmut klang in ihrer Stimme mit.
    Bevor Marisa antworten konnte, setzte Isabel sich ruckartig auf. Mit der Hand rieb sie über ihre Schläfe, als hätte sie Schmerzen. »Was hast du?«
    »Wir bekommen gleich Besuch.« Ihr Blick war fest auf einen bestimmten Punkt in der Wildnis gerichtet.
    »Von wem?«
    Die Spannung verließ Isabels Körper. »Von zwei Berglöwenwandlern.«
    Erleichtert atmete Marisa auf. »Puh, ich dachte schon, es würde jemand anders auftauchen.« Sie betrachtete Isabel eindringlich. »Du kannst sie immer noch spüren, oder? Sind wenigstens die Kopfschmerzen besser geworden?«
    Isabel nickte. »Ein wenig. Es fällt mir manchmal schwer, die Sache zu kontrollieren und nicht alles durchzulassen. Aber jetzt, nachdem ich weiß, wie der Druck im Kopf zustande kommt, kann ich ihn zumindest ein wenig

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