Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
überwältigt hatte und gerade an einem Bein in den Raum zog. Verdammt, was machte die Polizistin hier? Er hatte gehofft, dass sie sich aus der Sache heraushalten würde oder zumindest so schlau war, nur mit Verstärkung hier aufzutauchen. Aber wie es aussah, war sie nicht nur allein, sondern auch unbewaffnet. Auf ihrer rechten Gesichtshälfte bildete sich eine Schwellung, doch Dawn sah nicht ängstlich aus, sondern extrem wütend. Es tat Caruso gut, sie zu sehen, auch wenn er sich wünschte, sie wäre nicht hier, sondern in Sicherheit.
Lees Anzug saß nicht mehr so tadellos wie vor ihrem Kampf, ein Ärmel war eingerissen und auf seinem weißen Hemd waren Blutflecken zu sehen. Ob sie von Lee oder von ihm selbst stammten, wusste er nicht. Während Dawn über den Boden geschleift wurde, trafen ihre Augen auf seine. Sie weiteten sich, als sie seinen Zustand sah. Okay, es wurde Zeit, dass er sich aufrappelte und dafür sorgte, dass Lee niemandem mehr schaden konnte. Unauffällig bewegte er seine Arme und Beine. Es schien alles noch zu funktionieren. Noch immer wusste er nicht, warum Lee sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, ihn in sein Labor zu bringen, anstatt ihn einfach irgendwo umzubringen. Sicher lag es nicht daran, dass er Skrupel hatte. Wenigstens war der Wachmann nicht mehr hier, den Bowen vorhin überwältigt hatte. Wahrscheinlich hatte er die Möglichkeit zur Flucht ergriffen, als sie das Labor verlassen hatten, und sich irgendwo verkrochen. Einer weniger, um den er sich kümmern musste.
»Sie machen einen Fehler. Meine Kollegen werden gleich hier auftauchen und … «
Lee unterbrach sie. »Hören Sie auf mit den leeren Drohungen. Wären Sie wirklich von der Polizei, hätten Sie gleich Verstärkung mitgebracht. Vor allem hätten Sie nichts mit diesen Missgeburten zu tun.«
Mit fest gegen den Schmerz zusammengebissenen Zähnen stützte Caruso sich auf einen Ellbogen. »Irrtum. Sie ist Detective in Las Vegas. Es wäre sehr dumm, sie in die Sache mit hineinzuziehen. Wenn du einen Cop tötest, wirst du nie wieder irgendwo Ruhe finden, weil sie dich jagen werden.«
Lee lachte nur. »Aber wenn ich es so aussehen lasse, als hättest du sie getötet, wird niemand mich verdächtigen. Vor allem, weil ich zum Tatzeitpunkt ganz weit weg war.«
»Etliche Leute haben dich hier gesehen, glaub nicht, dass du damit durchkommst.« Caruso schaffte es, seinen Oberkörper aufzurichten. Schwer atmend lehnte er sich gegen die Wand. Schmerz zuckte durch seine Rippen, wahrscheinlich hatte er sich mindestens eine angebrochen. Aber das war jetzt unwichtig. Es zählte nur, Lee unschädlich zu machen und Dawn hier herauszubringen. Aber wie sollte er das am besten bewerkstelligen? Solange Lee die Waffe in der Hand hielt, wäre es Wahnsinn gewesen, ihn offen anzugreifen.
Lee ließ Dawns Knöchel los und trat schnell zurück. Die Pistole zielte auf den Oberkörper der Polizistin. »Bleiben Sie ruhig dort sitzen, wenn Sie nicht noch früher sterben wollen.«
Dawns Augen zogen sich zusammen, die Muskeln in ihren Armen spannten sich an. Es war offensichtlich, dass sie ihr Schicksal nicht ruhig erwarten, sondern lieber kämpfen wollte. Als ihr Blick seinen traf, schüttelte Caruso fast unmerklich den Kopf. Ihre Chance war größer, wenn sie Lee noch ein wenig hinhielten und ablenkten. Vielleicht hatte sich auch Harken bis dahin erholt und konnte ihnen helfen oder einer der anderen Wandler.
Zufrieden nickte Lee, als Dawn sich nicht weiter bewegte. »Brav.« Er wandte sich zu Caruso um. »So, kommen wir zu dem Grund, warum ich dich hierhergebracht habe.« Ohne ihn aus den Augen zu lassen, öffnete er eine Schublade und schob seine Hand hinein. Schließlich zog er sie mit einer Spritze wieder heraus. »Ich brauche eine kleine Blutspende, bevor deine Gene für immer verloren sind.«
Der Mann war eindeutig irre. Caruso bemühte sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck. »Warum sollten meine Gene von Interesse sein?«
Lee grinste. »Dachtest du, ich würde nicht bemerken, dass ihr die gleichen Augen habt? Zuerst dachte ich, Isabel wäre deine Geliebte, aber eure Reaktionen passten nicht dazu. Also tippe ich darauf, dass sie deine Tochter ist, was auch erklärt, dass sie Angst hatte dich ›auch noch‹ zu verlieren. Sehr interessant, das tauchte nirgends in den Unterlagen auf, die ich über Isabel gesammelt habe.«
»Und warum sollte das für dich von Interesse sein?« Ein harter Klumpen bildete sich in seinem Magen.
»Hat Isabel
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