Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
was wir sind.«
»Verdammt!« Einen Moment lang waren nur seine heftigen Atemzüge zu hören. »Bist du sicher, dass er nicht zu den Verbrechern gehört?«
»Nein. Aber seine Sorge um Isabel scheint echt zu sein.« Sie blickte Sawyer kurz an, der gar nicht erst so tat, als würde er nicht zuhören. Jetzt nickte er ihr zu. »Außerdem haben wir durch ihn eine Spur zu Isabel, alleine hätten wir Schwierigkeiten gehabt, herauszufinden, wohin sie gebracht wurde. So haben wir immerhin einen Anhaltspunkt.«
»Gut, bleib erst mal bei ihm, aber sei bitte vorsichtig, bis du weißt, dass du ihm trauen kannst.«
»Natürlich.«
Finn räusperte sich. »Melde dich, wenn ihr in San Francisco ankommt oder falls irgendetwas passiert. Ich werde sehen, ob ich jemanden zu euch schicken kann. Dummerweise ist Torik gerade verhindert und auch Coyle kann Marisa jetzt nicht alleine lassen.«
Sawyer beugte sich zu Keira hinüber. »Er soll jemanden zu meiner Gruppe schicken und ihnen sagen, dass ich in San Francisco Hilfe brauche.«
»Sawyer, nehme ich an?« Finn klang irritiert.
Keira antwortete für ihn. »Genau. Weißt du, wo du sie finden kannst?«
»Ja. Allerdings wüsste ich nicht, warum sie Isabel helfen sollten. Was hätten sie davon?« Finn fasste Keiras Skepsis in Worte.
Sawyer hob die Augenbrauen. »Als Wandler geht uns das alle etwas an. Und glaubst du, uns lässt das kalt, wenn ein junges Mädchen von Verbrechern entführt wird? Oder du von einem Auto angefahren wirst?«
Wütend funkelte sie ihn an. Das hatte sie Finn nicht sagen wollen und das wusste Sawyer genau. Wie zu erwarten sprang ihr Bruder sofort darauf an. »Angefahren? Was meint er damit?«
»Nichts. Ich muss jetzt Schluss machen.« Sie schluckte hart und wandte sich dem Seitenfenster zu, damit sie Sawyer nicht in die Augen sehen musste. »Es tut mir leid, Finn. Ich habe meine Aufgabe, Isabel zu beschützen, nicht erfüllt. Es ist meine Schuld, dass die Verbrecher überhaupt die Gelegenheit hatten, sie zu entführen. Wenn ich besser aufgepasst hätte … «
»Und was hättest du in der Stadt gegen vier sicherlich bewaffnete Verbrecher ausrichten können?« Finns Antwort drang beruhigend an ihr Ohr. »Du warst schon immer zu streng mit dir, Keira. Ich bin nur froh, dass dir nichts passiert ist.« Seine Stimme klang belegt. »Wenn du wieder zurück bist, wird es Zeit, dass wir uns unterhalten, denkst du nicht?«
Keira versuchte, die Tränen zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. Unaufhaltsam rannen sie über ihr Gesicht. »Ja.«
Als sie nichts weiter sagte, seufzte Finn. »Ich liebe dich, kleine Schwester. Sei vorsichtig.« Damit beendete er das Gespräch, bevor Keira antworten konnte. Nicht, dass sie auch nur einen Ton herausbekommen hätte.
Sawyer nahm ihr das Telefon aus der Hand und warf es auf den Beifahrersitz. Anschließend verschränkte er seine Finger mit ihren. Dankbar, dass er keine Fragen stellte, ließ sie es geschehen.
10
Bowen zuckte zusammen, als das Handy erneut klingelte. Die Befürchtung, die Nachricht zu bekommen, dass Isabel tot war, wurde mit jeder Minute größer. Was sollte er dann tun? Es hatte zwar lange gedauert, aber nun wusste er, dass er nicht mehr ohne sie leben wollte. Er konnte nur hoffen, dass er sie rechtzeitig finden und befreien würde, bevor sie unwiederbringlich für ihn verloren war. Der Gedanke, wie viel Angst sie haben musste und dass sie verletzt sein könnte, machte ihn verrückt. Wie hatte er es nur geschafft, ihr so lange fernzubleiben und die Gefühle zu ignorieren, die ihn an sie banden?
Nervös blickte er zu Harken hinüber, der das Gespräch annahm.
»Ja.« Harkens Stimme klang wie immer, als säße er beim Tee.
Dank seines guten Hörvermögens als Berglöwenwandler konnte Bowen auch die andere Hälfte des Gesprächs mithören.
»Hier ist Finn.« Bowens Muskeln spannten sich an, als er die Stimme des Ratsführers hörte. »Keira hat sich gemeldet. Wie es aussieht, haben mehrere Männer Isabel entführt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie nach San Francisco geflogen wurde. Dorthin sind Keira und Sawyer jetzt unterwegs.«
Bowen bekam keine Luft und merkte erst jetzt, dass er unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Zischend stieß er ihn aus.
Harken warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor er wieder auf die Straße sah. »Wo in San Francisco?«
»Das wissen sie bisher noch nicht. Die Polizei hat das Signal ihres Handys geortet, das in einer Mülltonne am Half Moon Bay Airport lag. Sie
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