Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
die ganze Sache gerade noch wesentlich persönlicher geworden.
Die Frage war nur, wie Lee erfahren hatte, dass Isabel Carusos Tochter war, wenn er selbst es vorher gar nicht gewusst hatte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Felicia das jemals freiwillig gegenüber einem Fremden preisgegeben hatte. Was ihn zu seiner ursprünglichen Annahme brachte, dass Isabel wegen ihrer Verbindung zu den Wandlern entführt worden war und Lee gar nicht ahnte, in welchem Verhältnis das Mädchen zu ihm stand. Was die Sache nicht besser machte, denn dieser Kerl war absolut skrupellos und würde sich nicht scheuen, auch eine junge Frau umzubringen. Carusos Magen krampfte sich bei dieser Vorstellung zusammen.
Als der Verbrecher zu röcheln begann und seine Bewegungen schwächer wurden, verringerte Caruso den Druck etwas. Er wollte den Mann nicht umbringen – zumindest noch nicht. Was weiter mit ihm geschah, würde von den Informationen abhängen, die er ihm geben konnte.
Caruso beugte sich vor, damit sein Gegner genau das in seinen Augen erkennen konnte. »Welcher von deinen Kumpanen hat mit dem Auftraggeber gesprochen?«
»Lo…pez.« Das Wort war kaum zu verstehen.
»Lopez?« Der Mann nickte eifrig. »Ist das der im Auto?«
»N…nein.« Ein Hustenanfall schüttelte den Verbrecher. »Er ist … « Ein seltsamer Ausdruck trat auf sein Gesicht.
»Was?« Ungeduldig schüttelte Caruso den Kerl.
Unglaublicherweise grinste der Mann. »Er ist direkt hinter dir.«
Bevor Caruso aufspringen oder sich zur Seite werfen konnte, schlug etwas mit voller Wucht gegen seinen Kopf. Caruso kippte um und schlug hart auf den Boden. Als er sich wieder aufrichten und verteidigen wollte, landete ein Tritt in seinen Rippen. Schmerz zuckte durch seinen Körper, dicht gefolgt von Wut. Er würde nicht zulassen, dass diese Verbrecher gewannen! Mit seinen letzten Kraftreserven gelang es ihm, sich auf Hände und Knie aufzurichten.
Eine Hand grub sich in seine Haare und riss seinen Kopf nach hinten. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Mühsam kämpfte er sich durch die Bewusstlosigkeit und blieb schwer atmend hocken. Nur ein kleiner Sieg, aber er würde alles auf sich nehmen, was ihn zu Isabel führen würde.
Lopez beugte sich zu ihm herunter. »Du hast nach mir gefragt?« Seine Stimme war seltsam hoch für diesen Schrank von Mann.
»Kommt … drauf an, ob du … derjenige bist, der mir etwas über … euren Auftraggeber sagen kann.« Sein Atem kam stoßweise und löste einen heftigen Schmerz in seinen Rippen aus.
Nachdenklich sah der Verbrecher ihn an. »Woher willst du wissen, dass wir nicht aus unseren eigenen Gründen hinter dir her sind?«
Caruso gelang eine zynische Grimasse, während er mit den Augen in Richtung des zweiten Mannes deutete, der immer noch keuchend auf dem Boden saß. »War nicht weiter … schwer, das herauszubekommen.«
Ohne Caruso loszulassen, trat der Verbrecher mit einem schweren Stiefel nach seinem Kumpan. »Langsam habe ich es satt, immer hinter dir aufräumen zu müssen und deine Fehler wieder geradezurücken, Phil.«
»Nicht meine Schuld! Du hast gesagt, ich soll ihn beschäftigen, während du was überprüfst.«
Lopez verdrehte die Augen. »Idiot.« Er drehte Phil den Rücken zu und hockte sich vor Caruso. Dankbar, dass er endlich seine Haare losgelassen hatte, entspannte Caruso sich ein wenig. »Okay, fangen wir also von vorne an. Du warst nicht bei Stammheimers Haus dabei, da stellt sich bei mir natürlich die Frage, warum du jetzt mit diesen Typen herumhängst. Von dir hat unser Auftraggeber nämlich nichts gesagt, deshalb bin ich etwas unschlüssig, was ich mit dir machen soll.«
Also hatte Lee Isabel tatsächlich wegen der Wandler entführt und nicht seinetwegen. Das war ein Vorteil für ihn, wenn Lee nicht mit ihm rechnete. »Dann lass mich doch einfach laufen.«
Lopez’ Lachen klang beinahe wie eine Hyäne mit Schluckauf. »Netter Versuch. Nein, ich denke, ich sollte dich auch mitnehmen. Unser Auftraggeber möchte, dass wir alle einsammeln, die versuchen, ihm das Mädchen wieder abzunehmen. Und genau das werden wir tun. Schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren.«
Für einen Moment überlegte Caruso, ob es ihm nicht in die Hände spielte, sich von diesen Handlangern zu Lee bringen zu lassen, doch dann entschied er sich dagegen. Es war besser, wenn er zu seinen eigenen Bedingungen dort auftauchte. Und vor allem bewaffnet und mit Verstärkung. »Ich würde ja gerne mitkommen, aber ich habe noch
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