Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Keira den wesentlich kräftiger wirkenden Mann scheinbar mühelos in Schach hielt. Sie stieß gegen seine Kniekehlen und Lopez sackte zu Boden.
Keira beugte sich vor, bis ihre Lippen beinahe sein Ohr berührten. »Du warst doch einer von diesen Arschlöchern, die uns bei Stammheimers Haus aufgelauert haben, oder? Und als das nicht geklappt hat, hast du stattdessen Isabel entführt. Drei gegen eine, wie mutig.«
Lopez lief rot an. »Glaubst du, dass ich einer Irren antworte, die nackt durch die Gegend rennt?« Seine Augen verengten sich. »Du bist diejenige, von der Phil geredet hat.«
Keira lachte abschätzig. »Mich wundert, dass er unsere Begegnung erwähnt hat. Schließlich ist er dabei nicht gerade gut weggekommen. Hat er seine Weichteile schon wiedergefunden?« Lopez starrte sie nur stumm an.
»Okay, machen wir es kurz und schmerzlos: Wo ist Isabel?«
»Keine Ahnung.«
»Wo finden wir diesen Lee?« Keiras Stimme klang schon ungeduldiger.
Lopez grinste sie an. »Weiß ich nicht.«
Keira stieß etwas wie ein Knurren aus. »Wie habt ihr uns überhaupt gefunden?«
Nach einem Moment des Schweigens zuckte Lopez die Schultern. »Das ist ja kein Geheimnis. Wir sind euch vom Flughafen aus gefolgt, war nicht weiter schwer.«
Keiras Augenbrauen zogen sich zusammen. »Es war niemand hinter uns.«
Caruso gab ihr insgeheim Recht. Er hätte es gemerkt, wenn jemand dicht hinter ihnen gewesen wäre.
Der Verbrecher schien es zu genießen, Keira zu ärgern. »Schon mal was von Peilsendern gehört? Es war kinderleicht, den im Parkhaus anzubringen.« Er kicherte. »Dachtet ihr wirklich, Lee würde es zulassen, dass ihn jemand bei seinen Geschäften stört oder sie gefährdet?«
Ihr Griff an seinem Nacken wurde fester. »Wohin solltet ihr uns bringen?«
Schmerz zog über Lopez’ Gesicht. »Ich sollte ihn anrufen und weitere Anweisungen erhalten.«
Keira zog das Handy aus seiner Hosentasche und hielt es ihm hin. »Ruf ihn an.«
Langsam schüttelte er den Kopf. »Warum sollte ich das tun? Wenn ihr mir etwas tut, findet ihr ihn nie.«
»Oh, aber wir können dir sehr viel Schmerzen bereiten. Ich wette, ich brauche nur ein paar Minuten, um dich zum Reden zu bringen.«
Im Licht der Scheinwerfer wurde Lopez deutlich blasser. »Was habt ihr mit meinen Männern gemacht?«
Caruso blickte wieder zu den Büschen, als Sawyer daraus hervortrat. Auch er war nackt, allerdings hing ein Mann über seiner Schulter. Wenig sanft warf er ihn neben Lopez zu Boden. Wortlos verschwand der Wandler wieder im Gebüsch und tauchte wenig später mit dem zweiten Verbrecher wieder auf.
Keira drehte den ersten mit dem Fuß auf den Rücken. »Jetzt zufrieden? Wenn du nicht auch so enden willst, solltest du langsam anfangen zu reden. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Lopez schob das Kinn vor. »Und warum sollte mich das interessieren? Es ist nicht meine Freundin, die zur Zeit vermutlich gerade von jemandem bearbeitet wird, der nicht davor zurückscheut, Menschen umzubringen, wenn es ihm nützt.«
Mit einem Grollen, das eindeutig nach Raubkatze klang, schlug Keira ihm die Faust ins Gesicht. Caruso zuckte unwillkürlich zusammen und duckte den Kopf. Hoffentlich geriet er nie mit dieser Frau in Streit.
Sawyer stand mit verschränkten Armen hinter ihr und trat nun vor. Sanft umfasste er ihre Hand. »Lass mich das machen.« Als sie ihm nur einen wütenden Blick zuwarf, zuckte er mit den Schultern. »Ich möchte nur nicht, dass du dich verletzt. Außerdem ist der Kerl es nicht wert, dich überhaupt ansehen zu dürfen.«
Jetzt erst schien Keira bewusst zu werden, dass sie immer noch nackt war. Doch sie ignorierte es und beugte sich stattdessen wieder zu Lopez herunter, aus dessen Nase Blut tropfte. »Ruf ihn an und frag ihn, wo du uns hinbringen sollst. Kein anderes Wort, sonst wirst du dir wünschen, du wärst uns nie begegnet.«
Nach einem abschätzenden Blick nahm Lopez das Handy entgegen, stellte den Lautsprecher ein, wählte eine Nummer und hielt das Telefon so, dass sie mithören konnten.
Nach einigen Sekunden wurde das Freizeichen unterbrochen. »Ja?«
Lopez setzte sich gerader auf. »Hier ist Lopez. Ich habe drei Verfolger aufgegriffen. Wo soll ich sie hinbringen?« Er presste den Ärmel gegen seine Nase, während er seinem Gesprächspartner zuhörte.
»Gut gemacht. Bring sie nach San Francisco. Wenn ihr dort seid, melde dich noch einmal, dann sage ich dir, wohin genau.«
Lopez sah Keira fragend an, aber sie schüttelte nur den Kopf.
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