Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Wieder glaubte sie, Schuldgefühl in seinen Augen zu sehen, doch jetzt lag auch eine gehörige Wut darin. Er hob sein Kinn und richtete sich gerader auf. Insgeheim bewunderte sie ihn dafür, dass er nicht aufgab oder sich von den Angriffen der Menschen und von Sawyer einschüchtern ließ.
Stattdessen hielt sein Blick ihren gefangen. »Auch wenn ihr mir nicht glaubt, ich hatte nichts mit Isabels Entführung zu tun.« Seine raue Stimme versagte und er begann zu husten.
Sawyers Körper versteifte sich in ihren Armen, aber Keira hielt ihn weiter fest. Noch einmal sollte er nicht auf Caruso losgehen, bevor sie nicht wusste, was nun genau hinter der ganzen Sache steckte. Seine heftigen Atemzüge ließen seine Brusthaare über ihre Brustspitzen reiben und lösten in ihr trotz der verzwickten Situation neue Erregung aus.
Keira schob alles beiseite und konzentrierte sich völlig auf Caruso. Ihre Augen verengten sich drohend. »Wir sollen wirklich glauben, dass du aus purem Zufall nach Las Vegas gekommen und beim Motel auf deine Tochter getroffen bist, von der du bis dahin noch gar nichts wusstest?«
»Dass ich Isabel gefunden habe, war tatsächlich ein Zufall oder zumindest von mir nicht geplant.« Er ließ seinen Hals los und fuhr sich stattdessen mit der Hand durchs Haar. »Ich bin nach Las Vegas gekommen, weil ich den Hinweis erhalten hatte, dass Lee hierherkommen würde. Oder zumindest irgendetwas hier plante.«
Jetzt wurde es langsam interessant. »Woher kennst du diesen Lee? Warum bist du hinter ihm her?«
Offensichtlich überlegte er, wie viel er ihnen erzählen sollte. Ungeduldig beugte Keira sich vor. »Die Wahrheit, Caruso!« Als er weiter schwieg, ließ sie ihre Wut heraus. »Es geht um das Leben deiner Tochter, verdammt noch mal! Alles andere ist im Moment zweitrangig.«
Caruso zögerte noch einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern. »Lass mich ausreden, bevor du dich auf mich stürzt, okay?« Keira nickte knapp. Caruso atmete hart aus. »Direkt hatte ich nichts mit Lee zu tun, aber mein Freund Gary Jennings wurde von ihm kontaktiert und darauf hingewiesen, dass es ein Berglöwenwandler war, der ihm vor über zwanzig Jahren seine Verlobte Melody ausgespannt hat.«
Keira erstarrte. Jennings! Ein Grollen löste sich aus ihrer Kehle und erst, als sie sich daran erinnerte, dass sie Caruso ihr Wort gegeben hatte, ihm zuzuhören, entspannte sie mühsam ihre Muskeln.
»Warst du dabei, als er Conner halb totgeprügelt und Melodys Sohn Melvin entführt hat? Hast du gesehen, was er mit ihm getan hat?«
Caruso sah zur Seite, Röte stieg in seine Wangen. »Ja und ja.« Er hob die Hand, bevor sie etwas sagen konnte. »Glaub mir, ich war nicht glücklich mit der Situation. Ich habe versucht, Gary auszureden, die Gruppe anzugreifen, aber er hat nicht auf mich gehört. Lee hatte ihn so aufgepeitscht, dass er bereit war, eine ganze Rasse zu vernichten.« Tief atmete er ein. »Gary war kein schlechter Mensch, auch wenn das für euch so ausgesehen haben mag.«
Keira schnaubte ungläubig. Ein Mann, der mit einem Gewehr und einer Gruppe ebenfalls bewaffneter Männer auf unbewaffnete Tiere losging, war für sie ein Mörder, schlicht und einfach. Erst recht, wenn er wusste, dass sie Wandler waren.
Caruso fuhr fort, ohne sie zu beachten. »Ich kenne Gary, seit wir Kinder waren, wir sind praktisch zusammen aufgewachsen, und auch später haben wir uns nie aus den Augen verloren. Der Verlust seiner Verlobten war für ihn ein einschneidendes Erlebnis, er hat sie sehr geliebt und dachte, sie wäre damals im Wald gestorben. Nie wieder hat er eine Frau so dicht an sich herangelassen. Und dann erzählte ihm Lee, dass sie stattdessen mit einem anderen Mann zusammengelebt hat, der ein halbes Tier war. Und dass sie ihm einen Sohn geboren hatte, bei dessen Geburt sie gestorben war. Der Verrat hat Gary jede Hemmung verlieren lassen. Und ich mache Lee dafür verantwortlich, der ihn dazu angestachelt hat, immer weiterzugehen, weil es zu seinem Plan gehörte, die Berglöwengruppe zu vernichten. Gary war nur ein Spielball, ein entbehrliches Bauernopfer.«
»Du verstehst sicher, dass ich das völlig anders sehe. Jennings hatte die Möglichkeit, nein zu sagen, doch die hat er nicht genutzt. Im Gegenteil, er hat alles dafür getan, uns zu jagen und zu töten. Seinetwegen sind jetzt mehrere Adler tot und einer von unseren jungen Männern.« Keira schluckte hart, als sie sich daran erinnerte, wie Coyle und Finn den getöteten Harmon ins
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