Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
bot, verlieren. Komm schon, Isabel, sag mir, wo du bist! Doch so funktionierte es nicht, er musste warten, bis Isabel stärkere Signale aussandte. Das leichte Kribbeln steigerte sich nach und nach, Bowen konnte Verwirrung und dann einen ersten Anflug von Angst ausmachen. Sein Körper versteifte sich, als die Furcht immer größer wurde. Anscheinend war Isabel gerade aufgewacht und erinnerte sich nun wieder daran, wo sie war und was auch immer ihr dort angetan wurde. Bowens Hände ballten sich auf seinen Oberschenkeln zu Fäusten.
»Hast du sie?«
Seine Augen flogen auf, als Harken ihn ansprach. »Ja.« Einen Moment lang versuchte er, sich zu orientieren, dann hatte er eine Richtung ausgemacht.
Mit knappen Worten lenkte er Harken durch die gerade erwachende Stadt, während er gleichzeitig versuchte, Isabel beruhigende Gedanken zu senden. Auch wenn er nicht wusste, ob sie ihn überhaupt spüren konnte, hoffte er doch, ihr damit helfen zu können. Der Berglöwe in ihm rührte sich, als er bemerkte, dass sie direkt auf einen bewaldeten Hügel zuhielten. Mitten in der Stadt hatte er nicht damit gerechnet. Aufgeregt beugte er sich vor und hielt den Atem an, während Harken den Wagen auf eine kleine Straße lenkte, die sich um den Hügel wand.
»Bist du sicher, dass sie hier ist?« Etwas in Harkens Stimme ließ ihn aufblicken.
»Wo genau kann ich noch nicht sagen, aber ich spüre sie hier ganz in der Nähe. Das Gefühl wird immer stärker.« Als Harken nicht antwortete, hakte er nach. »Warum fragst du?«
Harken deutete mit dem Kopf auf ein Straßenschild. »Das ist der Medical Highway. Auf der anderen Seite des Hügels liegen einige Kliniken und Labore.«
Bowens Herz begann schneller zu schlagen. »Du glaubst, sie liegt vielleicht verletzt in einem Krankenhaus?«
Harken zögerte sichtlich. »Das wäre noch die bessere Alternative.« Bevor Bowen etwas sagen konnte, redete er weiter. »Auf jeden Fall sollten wir sehr vorsichtig sein und uns die Zeit nehmen, alles genau auszukundschaften, bevor wir zuschlagen.«
War die Ungeduld schon vorher schwer zu ertragen gewesen, nahm sie nun fast unerträgliche Dimensionen an. Er war so nah bei Isabel und sollte nicht zu ihr dürfen? Harken meinte es eindeutig ernst, das konnte er seiner Miene ansehen.
Schließlich nickte Bowen. »Natürlich.« Wenn er genau wusste, wo Isabel war, würde er entscheiden, wie er ihr am besten helfen konnte. Und wann. Bowens Hände krampften sich um den Sitz, während er angespannt aus dem Fenster starrte. Bald fuhren sie an den ersten Gebäuden vorbei, hohe Beton- und Stahlungetüme, gegen die er sich klein und unbedeutend vorkam. Irgendwo hier musste Isabel sein, er konnte es deutlich fühlen.
Am Ende der Straße hielt Harken am Stoppzeichen und sah ihn fragend an. »Welche Richtung?«
Bowen presste eine Hand an die Schläfe, als Isabels Schmerz immer stärker wurde, und schloss die Augen. »Links.« Der Druck wurde mit jedem Meter schärfer, den der Wagen vorwärtsrollte. Als er unerträglich wurde, riss Bowen die Augen wieder auf und blickte direkt auf ein riesiges Backsteingebäude. »Stopp!«
Harken kümmerte sich nicht um seine Anweisung, sondern fuhr einfach weiter.
»Isabel ist irgendwo da drin, wir müssen … «
Harken unterbrach ihn. »Unauffällig weiterfahren, wenn wir weder ihr Leben noch unseres gefährden wollen.«
»Aber … «
Ungeduldig sah Harken ihn an. »Wir parken ein Stück entfernt und kommen dann durch den Wald zurück. Dort können wir uns auch verstecken, bis Keira und die anderen ankommen.«
Verzweifelt drehte Bowen sich um und blickte zu dem Haus zurück. »Das kann Stunden dauern! Wer weiß, ob Isabel so viel Zeit hat.«
»Wir hatten doch abgemacht, dass wir erst die Lage auskundschaften, bevor wir irgendetwas unternehmen. Es hilft Isabel kein bisschen, wenn wir unvorsichtig sind und auch gefangen genommen werden. Oder hast du irgendwelche Superheld-Fähigkeiten, von denen ich noch nichts weiß?«
Bowen sackte in sich zusammen. Nein, er war noch nicht einmal ein voll ausgebildeter Wächter. Aber er würde alles tun, um Isabel zu helfen. Alles. Auch wenn es ihm noch so schwerfiel. Wenn Harken glaubte, dass es besser war, noch zu warten, dann würde er das tun. Sollte er jedoch spüren, dass sich Isabel in Lebensgefahr befand, würde er sofort in das Gebäude stürmen und auch Harken könnte ihn dann nicht davon abhalten.
Als sie kurz darauf anhielten, sprang Bowen aus dem Wagen und tauchte in den Wald
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