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Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Titel: Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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ich bin dankbar, dass du es mir gesagt hast.«
    Langsam drehte er sich in ihren Armen zu ihr um. Sie konnte den Berglöwen in seinen Augen erkennen, als er zu ihr hinuntersah. »Dann weißt du, warum ich bereit bin, gemeinsam mit euch und meinen Männern gegen jemanden zu kämpfen, der offensichtlich bereit ist, Wandler – oder auch Menschen, die mit ihnen befreundet sind – gefangen zu halten und zu verletzen. Und ich will dich nicht verlieren.« Er brach ab, ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Verstehst du jetzt, warum ich hier bin?«
    Ja, sie verstand ihn vollkommen. Und es tat ihr weh, dass er sein eigenes Leben so wenig schätzte. Aber da sie froh war, ihn bei sich zu haben, nickte sie nur. »Ich rufe Finn an und sage ihm, dass er deine Männer kontaktieren soll.«

21
    Mit Mühe unterdrückte Bowen den Drang, ruhelos in der Zelle auf und ab zu laufen, in die der Verbrecher ihn gesperrt hatte. Sie lag direkt neben Isabels und er wollte nicht, dass sie die abgrundtiefe Furcht bemerkte, die in seinen Eingeweiden wühlte. Ein Blick in Lees Augen hatte genügt, um zu wissen, dass er über Leichen ging, um sein Ziel zu erreichen – was immer das auch war. Wütend starrte Bowen in die Kamera, die über der Tür angebracht war. Die ganze Situation erinnerte ihn an die Zeit, die er in Henry Stammheimers Keller in Nevada eingesperrt gewesen war, nur dass er hier wenigstens nicht festgeschnallt auf einem Tisch lag. Auch wenn er sich frei in dem kleinen Raum bewegen konnte, war er doch wieder einem Menschen ausgeliefert, dem ein Leben nichts bedeutete.
    Abrupt drehte Bowen sich um und atmete tief durch. Die anderen waren dort draußen und würden alles tun, sie zu retten. Er musste nur ein paar Stunden durchhalten und Isabel so gut es ging unterstützen. Mit der Hand berührte er die Wand, die seine Zelle von Isabels trennte. Es fiel ihm nicht schwer, ihre Nähe zu spüren und ihre Panik, weil sie immer noch an den Stuhl gefesselt war. Als er sie durch die Glasscheibe so gesehen hatte, die rotbraunen Haare zerzaust, die blauen Augen riesengroß in ihrem totenblassen Gesicht, war er kurz davor gewesen, Lee anzugreifen. Nur ihre verzweifelte Bitte hatte ihn davon abgehalten. In dem Moment war es ihm egal gewesen, dass der Verbrecher eine Pistole auf ihn gerichtet hielt. Der Berglöwe in ihm wollte denjenigen bestrafen, der Isabel das angetan hatte.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er den Drang unterdrückte, sich zu verwandeln. Er konnte spüren, wie sich Isabels Unruhe steigerte, und bemühte sich, ihr positive Bilder zu senden. Mit geschlossenen Augen versetzte er sich zurück ins Gebiet der Berglöwen und ließ die Landschaft in seinem Geiste entstehen. Gewaltige Bäume und sonnendurchflutete Lichtungen, grüne Wiesen und schroffe Klippen, reißende Flüsse und ruhige Seen. Bowen glaubte beinahe die Gerüche des Waldes wahrnehmen zu können, das Gefühl des Windes, der durch sein Fell strich, und des weichen Bodens unter seinen Pfoten.
    Seine glücklichen Erinnerungen schienen bei Isabel anzukommen, denn sie wurde deutlich ruhiger. Erleichtert öffnete Bowen die Augen, ließ aber die Bilder in seinem Kopf weiterlaufen. Er setzte sich auf das schmale Bett und konzentrierte sich nur noch auf seine Verbindung mit Isabel. Auch wenn die Situation furchtbar war, freute sich ein Teil von ihm darüber, wieder in ihrer Nähe zu sein und ihre Präsenz in seinem Kopf zu spüren. Erst jetzt erkannte er, wie leer er sich ohne sie gefühlt hatte. Es war, als hätte das ganze Jahr über ein Teil von ihm gefehlt, den er nun wiederentdeckte. Eigentlich hatte er das auch vorher schon gewusst, aber nicht wahrhaben wollen. Doch nun konnte er die Tatsache nicht mehr ignorieren, dass er Isabel brauchte, um glücklich zu sein und sich lebendig zu fühlen.
    Bowen zuckte zusammen, als Isabels Unruhe wieder stieg. Ob sie inzwischen Gedanken lesen konnte? Doch dann spürte er ihre Angst und auch ihren Hass. Die Gefühle waren gegen Lee gerichtet, der anscheinend zurückgekehrt war. Sofort sprang Bowen auf, doch dann wurde ihm klar, dass er nichts tun konnte, um ihr zu helfen, solange er nicht aus der Zelle herauskam. So blieb ihm nichts anderes übrig, als Isabel mit seinen Gedanken zu stützen. Für einen Moment wirkte es so, als würde es funktionieren, doch dann schoss ein scharfer Schmerz durch ihre Verbindung, und es gelang Bowen nicht mehr, Isabel abzulenken. Es machte ihn verrückt, dass er nicht wusste, was Lee dort tat,

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