Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
aber was immer es war, es musste Isabel höllische Schmerzen verursachen. Er versuchte, sie durch seine Gedanken zu lindern oder ihr einen Teil davon abzunehmen, aber es funktionierte nicht. Dann nahm er den Geruch von Blut wahr.
Nein! Bowen wollte zur Tür stürzen und sich dagegenwerfen, aber er wusste, dass Isabel das nicht helfen würde, deshalb sank er nur zu Boden und vergrub den Kopf unter seinen Armen. Isabel!
Zweifelnd blickte Finn den Hubschrauber an. Prinzipiell fand er die Idee gut, damit möglichst schnell nach San Francisco zu kommen, aber die Vorstellung, gleich in dieser Kiste in die Luft zu steigen, verursachte ihm Unbehagen. Er warf einen raschen Seitenblick auf Griffin und erkannte, dass sich der Adlerwandler auch nicht viel wohler zu fühlen schien. Aber immerhin könnte Griffin wegfliegen, wenn der Hubschrauber abstürzte, er selbst dagegen würde wie ein Stein zu Boden fallen.
Finn schnitt eine Grimasse. Gar kein guter Gedanke, so kurz vor dem Abflug. Um sich abzulenken, wandte er sich an Griffin. »Wie hat Amber reagiert?«
Der Adlermann verstand ihn sofort. »Sie war nicht gerade begeistert, aber sie versteht, dass ich es tun muss.« Ein warmes Leuchten trat in seine dunkelbraunen Augen, wie immer, wenn er über Amber sprach oder an sie dachte. »Gerade jetzt, wo Lana lernt, in Menschenform zu bleiben und zu sprechen beginnt, bin ich ungern länger von zu Hause weg.« Griffin war ganz vernarrt in das kleine Berglöwenmädchen, das sie anstelle eigener Kinder angenommen hatten.
»Das verstehe ich. Lange können wir sowieso nicht bleiben, dafür haben wir zu wenig Wächter, die das Lager schützen.« Finn rieb über sein Gesicht. »Aber ich muss zumindest versuchen, Keira und Bowen zurückzuholen.«
Einen Moment lang sah Griffin ihn schweigend an. »Es war nicht deine Schuld, Finn. Keira ist Wächterin und weiß, worauf sie sich einlässt. Und Bowen hättest du sowieso nicht aufhalten können, wenn er Isabel wirklich liebt.«
»Glaubst du, das weiß ich nicht? Aber ich hasse es, mich so verdammt hilflos zu fühlen. Ich habe diese ewigen Bedrohungen durch die Menschen so satt. Warum können sie uns nicht einfach in Ruhe leben lassen?«
Griffin legte seine Hand auf Finns Schulter. »Frag das diesen Lee, wenn wir ihn erledigt haben.« Genau das hatte er vor.
Mit einem unguten Gefühl stieg Finn schließlich in den Hubschrauber und schnallte sich an. Der Berglöwe in ihm stieß ein dumpfes Grollen aus, als sie langsam in die Luft stiegen, bevor er sich sehr weit zurückzog. Um sich abzulenken, sah Finn zu Griffin, dessen Hände sich um die Armlehnen gekrampft hatten. Ein verlegenes Lachen sprudelte in ihm auf. Was waren sie doch für Helden! Aber er konnte seinen tierischen Instinkt einfach nicht unterdrücken.
So war er froh, als sie schließlich in der Nähe der McCullough- Range in Nevada landeten. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, hatte er sich von Sawyer eine Beschreibung geben lassen, wo er dessen Männer finden konnte. Rasch zogen sie sich außer Sichtweite des Piloten aus und versteckten ihre Kleidung unter einem Busch. Griffin flog voraus, um die Lage zu sondieren und zu verhindern, dass Finn in einen Hinterhalt geriet. Er war sich nicht sicher, ob Sawyers Gruppe wirklich so erfreut sein würde, wenn er unangekündigt in ihr Gebiet eindrang. Aber es gab keine andere Lösung. Sie brauchten jeden verfügbaren Mann, wenn sie diesen Verbrecher endlich stoppen und Isabel und Bowen befreien wollten.
Finn verwandelte sich und folgte einem ausgetrockneten Wasserlauf den Hügel hinauf. Oben hielt er heftig atmend an. Die Hitze und die schattenlose Wüstenlandschaft entzogen seinem Körper sofort jede Feuchtigkeit. Wie konnten Sawyer und seine Männer hier leben? Es gab hier nichts, kein Wasser, keine Vegetation, außer einigen vertrockneten Sträuchern und Kakteen, und vor allem keinen Schutz vor Entdeckung. Müsste er hier leben, würde er wahrscheinlich in kürzester Zeit eingehen.
Da die Zeit drängte, lief er weiter. Dabei folgte er Griffin, der ein Stück entfernt am Himmel kreiste. Anscheinend hatte er die Wandlergruppe entdeckt. Finn ignorierte den heißen Sand unter seinen Pfoten und bewegte sich vorsichtig eine Hügelflanke hinunter. Immer wieder kam er dabei ins Rutschen und mehr als einmal wäre er beinahe auf der Nase gelandet. Vielleicht hatte sich die Gruppe ihr Gebiet doch gar nicht so schlecht ausgesucht: Kein normaler Mensch oder Wandler würde hier freiwillig
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