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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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tatsächlich wie ein kleines Picknickkörbchen aus, und genau das hatte ich beabsichtigt. Es war sehr hübsch und passte ausgezeichnet zu Kate. Damit konnte ich sie auch problemlos unter den Teddys verstecken.
    Als wir wohlbehalten zu Hause angekommen waren, trug ich Kate nach oben und erzählte ihr dabei, dass die Jungs noch immer in der Schule waren und wir das Haus eine Weile ganz für uns hatten. Während ich zwischen Finns Lieblingslöwen und Reefs Giraffe, die mit ihm im Krankenhaus gewesen war, und einer Sammlung knuddeliger Disneyfiguren, Teddybären, Kuschelhunde und einem flauschigen Meerschweinchen Platz machte, stellte ich sie auf dem Teppich ab.
    »So, das hätten wir!«, sagte ich, als ich sie vorsichtig an ihren Platz stellte und die Spielsachen um sie herum gruppierte. »Ist das gemütlich so, Kate?«
    Hätte mich jemand reden gehört, hätte er mich sicher für bekloppt gehalten, aber ich hielt es für angebracht, mit ihr zu reden. Ich wollte mit ihr reden und fühlte mich zu meiner Überraschung recht wohl dabei. Mir wurde bewusst, dass Kate auf dem Schrank nicht nur ihren Willen bekam, sondern mir auch beim Trauern half. Sie bekam ihren Wunsch erfüllt, noch eine Weile bei den Jungs sein zu können, und ich durfte noch ein wenig länger bei ihr sein. Genauso hatte sie sich das vorgestellt, da war ich mir sicher.
    An jenem Abend schielte ich, nachdem ich die Jungs ins Bett gebracht und beide zweimal geküsst hatte, hoch zum Schrank, bevor ich sagte: »Gute Nacht, schlaft gut.« Zwei kleine Stimmen erwiderten: »Gut’ Nacht, Daddy.« Ich spürte Kates Präsenz im Raum so stark, dass ich fast damit rechnete, ihre Stimme zu hören. Gern hätte ich den Jungs gesagt, dass ihre Mummy über sie wachte, dass sie sich noch nicht ganz verabschiedet hatte, aber mir war klar, dass ich sie damit nur verwirrt, wenn nicht gar verängstigt hätte, und es wäre auch nicht richtig gewesen. Außerdem wusste ich nicht einmal, ob es stimmte oder einfach nur Wunschdenken meinerseits war.
    Kate und ich teilten christliche Werte und Moralvorstellungen und hatten für die Jungs eine christliche Schule gewählt, weil wir fest an deren Ethos glaubten, obwohl wir selbst keine regelmäßigen Kirchgänger waren. Wenn es einen Gott gab, warum hatten wir dann so viel durchmachen müssen? Das zu verstehen fiel mir schwer. Doch Kates Gegenwart war an diesem Abend fast greifbar gewesen. Es lag eine wohlige Wärme in der Luft, und als ich die Tür aufstieß, um den Jungs gute Nacht zu sagen, kam es mir vor, als bewegte ich mich in eine große Umarmung hinein. Das gefiel mir, und bald schlummerten die Jungs friedlich ein und sahen aus wie zwei sehr glückliche Häschen.
    An diesem Abend durchkämmte ich das Internet auf der Suche nach Andenkenkisten und fand zu meiner Freude bei eBay ein paar fantastische Piratenkisten. Ich bestellte bei einer Firma in Deutschland sofort zwei in gleicher Größe und dazu noch eine ganz große, weil ich die Andenkenkisten in Angriff nehmen wollte, solange Kate noch im Haus war. Und ich wusste, dass sie auch den Jungs gefallen würden.
    Die Urnenbestattung würde erst in ein paar Wochen stattfinden. Ich hatte mir den 31. März ausgesucht, da dies unser Hochzeitstag war. Wir waren damals auf dieses Datum gekommen, weil wir herausgefunden hatten, dass die Ziffern ein Herz bildeten, wenn man sie ins Handy eintippte. Mir kam in den Sinn, dass es auch passend wäre, dieses Datum für die Taufe der Jungs ins Auge zu fassen, damit wir ihr Leben und das von Kate zusammen mit unserem Hochzeitstag feiern konnten. Hochzeit 1996, Tod 2010. Wer hätte je gedacht, dass diese Ereignisse in einem so kurzen Zeitraum passieren würden?
    Sie in diesem Jahr zu taufen wäre verfrüht und auch unpassend, ganz zu schweigen davon, dass es auch völlig unpraktisch wäre, dies am Tag der Urnenbeisetzung zu tun. Doch ich beschloss, dass der 31. März 2011 perfekt geeignet wäre und ich dann auch den nächsten Punkt auf der Liste abhaken konnte: »Lass die Jungs taufen – Noel.« Auf diese Weise wäre dieses Datum mit einer neuen, glücklichen Erinnerung verbunden. Ich teilte Kate meine Idee mit und wusste, dass sie ihren Beifall fand.
    »Nur schade, dass wir die Jungs nicht früher getauft haben«, sagte ich. »Das hätte dir gefallen. Aber so haben wir wenigstens jetzt etwas, worauf wir uns freuen können, und ein Datum, das wir in Ehren halten werden.«
    Ich wusste, dass Noel uns nur zu gern behilflich wäre. Er ist der

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