Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
Ernst. »Im Herzen bin ich ein großes Kind, wissen Sie!«
Aber als mir dieses Gespräch jetzt wieder einfiel, verspürte ich auf einmal eine heftige Sehnsucht nach Kate. »Welche andere Möglichkeit habe ich denn, als weiterzumachen und dafür zu sorgen, dass meine Kinder glücklich sind?«, überlegte ich. »Die Alternative dazu mag ich mir gar nicht ausmalen.«
Als mein Blick an diesem Abend auf den von der Party erschöpften Jungs ruhte, erteilte ich mir im Geiste sofort eine Rüge. Ich zog keine Show ab oder gab etwas vor. Es war wirklich schwer, die Jungs allein großzuziehen, aber im Großen und Ganzen hatten wir Spaß, und den nicht zu knapp. Und solange wir so weitermachen, sagte ich mir, können wir nur gewinnen.
Ich gab allerdings auch einem anderen, weniger positiven Gedanken nach. Dieser beschäftigte mich, seit die andere Mutter anlässlich dieser ungewöhnlichen Feier zu der Einschätzung gelangt war, ich hätte »die Latte sehr hoch gelegt«. Ich stellte mich dem und fragte mich ganz offen: »Verwöhnst du die Jungs nicht zu sehr, Singe?« Der Zeitpunkt, diese Frage zu beantworten, schien der richtige zu sein, und ich ließ mich auf ein lebhaftes Gespräch mit mir ein, indem ich beide Seiten im Geiste gegenüberstellte. »Ja, ich verwöhne die Jungs«, gab meine weiche, väterliche Seite, ohne zu zögern, zu. »Aber warum auch nicht?«, argumentierte ich. »Reef und Finn haben so viel Schlimmes durchgemacht, ich versuche nur zu kompensieren, dass sie keine Mama mehr haben. Was soll daran schlecht sein?« Meine rauere, machohaftere Seite war davon nicht ganz überzeugt. »Du willst doch keine verzogenen Bengel großziehen«, klagte sie mich an. »Kate würde nicht wollen, dass sie zu verzärtelten Muttersöhnchen heranwachsen.« Doch zum Glück machten diese vorwurfsvollen Worte keinen Eindruck. Nicht, dass ich sie nicht hätte hören wollen, sie waren einfach nicht zutreffend. »Vielleicht verwöhne ich die Jungs zu sehr, aber verzogene Bengel sind sie deshalb nicht«, widersprach ich voller Zuversicht. »Sie übernehmen viele Aufgaben, die anderen Kindern ihres Alters von ihren Müttern abgenommen werden. Reef und Finn haben mir beim Bettenmachen und Wäschesortieren geholfen, und sie haben die Spülmaschine aus- und eingeräumt, weil ich nicht alles allein tun konnte. Sie waren gezwungen gewesen, in vielerlei Hinsicht schnell groß zu werden, und dafür finde ich, haben sie ihre Belohnungen verdient.« Jetzt war ich in meinem Element und vertrat meinen Fall mit Leichtigkeit. »Außerdem haben sie allein aufgrund meines Berufs schon immer jede Menge aufregende Aktivitäten erlebt«, ergänzte ich. »Würde Kate noch leben, hätten sie auf jeden Fall draußen auf dem Wasser Spaß ohne Ende, und große Geburtstagsfeiern gab es schon immer, weil wir immer so gelebt haben.«
Ein ähnliches Gespräch führte ich auch mit Ruth ein paar Tage später, um meinen Standpunkt ernsthaft zu testen. »Ich möchte an der Art und Weise, wie ich die Dinge angehe, nichts ändern, aber habe ich auch recht damit?«, fragte ich sie unverblümt.
»Singe, du sagst doch jedem, man soll im Augenblick leben und das Bestmögliche aus diesem herausholen«, erwiderte sie. »Und weißt du was? Du hast absolut recht damit. Ich bin froh, dass du das, was du predigst, auch praktizierst, du zeigst den Jungs, wie man lebt.«
Ich sagte ihr, dass es mir richtig Spaß gemacht habe, Reefs Geburtstagsparty zu planen, und dass es großartig gewesen sei, sich auf etwas derart Aufregendes freuen zu können. Ich sagte ihr auch, dass ich nun, da das Fest vorbei und der Zeitungsartikel zum Andenken für die Nachwelt abgeheftet war, den Drang verspürte, gleich das nächste Abenteuer zu buchen.
»Nun, worauf wartest du noch?«, meinte sie lächelnd.
»Danke, Ruth«, grinste ich. »Genau das wollte ich hören, aber ich weiß, dass du die Erste wärst, die es mir sagt, wenn ich Mist baue.«
Ich dachte voller Zufriedenheit an Ägypten, froh darüber, dieser Reise Priorität eingeräumt zu haben. Nach unseren vorangegangenen Reisen sowohl als Paar als auch mit den noch sehr kleinen Jungs hatte Kate sich nichts mehr gewünscht, als Reef und Finn im Roten Meer schnorcheln zu sehen. Es war einer ihrer Lieblingsorte auf diesem Planeten, und ich werde einen Tauchgang nie vergessen, den ich dort mit Kate unternahm.
Wir befanden uns in dreizehn Metern Tiefe und fütterten einen Kaleidoskopfisch, als aus dem Nichts plötzlich ein Schwarm Hammerhaie
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