Gib der Liebe eine Chance (German Edition)
Julian.
„Wart einfach noch ein bisserl, bis sie es von selbst merken“, riet Paula ihm.
„Meine Mutter und ich kommen morgen zum Abendessen zu euch.“
„Ich weiß, wahrscheinlich wird unsere Verlobung geplant“ witzelte Paula.
Lisbeth Bischopps und Anna-Maria Meyer waren schon lange eng miteinander befreundet. Die Bischopps halfen der Witwe stets mit ihrem Hof, wenn sie gebraucht wurden. Anna war zwar praktisch und burschikos, aber manchmal fühlte sie sich doch allein. Gut, dass sie dann solche Nachbarn hatte.
Nach dem frühen Tod ihres Mannes hatte sie den Hof energisch weitergeführt und hatte sich einiges Ansehen im Ort erkämpft. Sie war klein, rundlich und energiegeladen. Anna redete, wie ihr der Schnabel gewachsen war. Sie erkannte die Dinge schnell und nannte sie dann auch beim Namen.
Sicher hatte auch sie sich gewünscht, dass ihr Julian die Erbin vom Magnus-Hof einmal heiraten würde. Sie hatte aber auch bereits gesehen, dass Julian eben die Franziska liebte. Und nichts wollte sie mehr als sein Glück. Außerdem mochte sie die Franzi ebenso sehr wie Paula, sie war ein ehrliches, ehrgeiziges Madl. Sie passte irgendwie auf den Meyer-Hof, denn auch Franzi nahm kein Blatt vor den Mund.
Anna wusste aber auch, dass Albert Bischopps anders darüber dachte und Albert konnte schwierig und ungemütlich sein.
„Wir werden Vater schon irgendwie überzeugen!“, kam es optimistisch von Paula.
„Gute Nacht, hdl“ schrieb Julian.
„Hab dich lieb“ hieß das. Heutzutage ersetzte das wohl den einfachen Gruß, denn im Chat und SMS hatte jeder jeden lieb. „ hdl“ und „lg“ war festes Programm.
„Träum was Schönes.“ schrieb Paula zurück. Dann klickte sie sich wieder in den Fürstenhof.
***
Es krachte und knackte, ein entsetztes Raunen ging durch die Zuschauer.
„Sturz!“, rief jemand im Publikum.
Paula stand hinter der Absperrung am Rand des Renngeschehens. Sie hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bevor auch sie sich warm machen musste.
Die Triathlonsportler waren zuerst dran gewesen bei dieser Meisterschaft und Paula hatte zugesehen. Sie fuhren gerade das Stück mit dem Rennrad, als der Sturz passierte. Irgendwer fuhr bei Tempo 30 dem Vordermann ins Hinterrad. Arme und Beine rutschten über das Straßenpflaster. Die Räder knallten gegen die Absperrung.
Erschrocken blickten Mütter, Väter und Betreuer, ob es einen ihrer Fahrer getroffen hatte.
„Wer ist das?“
„Es muss doch jemand die Sanitäter rufen!“
„Oh Gott!“
„ Der hätte einfach weiter links fahren müssen.“
Derartige Rufe hörte man von den Zuschauern.
Die Rennfahrer hinter dem Sturz wichen gekonnt aus und fuhren einfach weiter. Der Ansager rief nach den Helfern und sprach „Oh, Sturz“ in sein Mikro, dann widmete er sich wieder dem vorderen Rennverlauf und kündigte den Favoriten an, der wohl nicht gestürzt war. Paula wunderte sich jedes Mal wieder darüber, dass es im Renngeschehen nahtlos weiterging, während andere über die Strecke schlidderten. Aber das gehörte dazu.
Zwei Helfer rannten auf die Straße, hoben die Räder auf, räumten alles zur Seite, schafften Platz für die Nächsten. Vorne war bereits wieder jemand auf sein Fahrrad gestiegen und fuhr schnell weiter, Paula erkannte Leon Kernberger. Er war also in den Sturz verwickelt gewesen. Doch er hatte sich als Erster aufgerappelt, war aufgestiegen und weitergefahren. Er lag sehr weit vorne und durfte jetzt nicht den Anschluss verlieren. Leon trat in die Pedale und Paula sah ihm bewundernd und auch sorgenvoll hinterher. Dann schaute sie schnell zur Sturzstelle hinüber.
Die anderen gestürzten Fahrer standen auch schon wieder, die Sanitäter drehten tatenlos ab. Die Trikots waren zerrissen und eines der Räder wurde ausgetauscht. Dann stiegen auch die anderen Fahrer auf und fuhren langsam wieder an. Die Zuschauer tuschelten noch ein wenig, dann war der Spuk vorbei. Die Fahrer hatten noch eine Runde hinter sich zu bringen. Paula schaute auf die Uhr, sie musste sich warm machen. Sie verließ die Strecke und joggte etwas abseits umher. Durch den Lautsprecher konnte sie jedoch noch den Rennverlauf verfolgen.
„Welches Trikot wird zuerst um die Ecke sprinten? Wird es der Favorit aus dem letzten Jahr sein?“, versuchte der Sprecher das Publikum anzuheizen.
„Und hier kommt das Führungsfahrzeug!“, rief er fröhlich.
„Und da kommt er, es ist ein einzelner Fahrer.“
Alle Betrachter sahen in die eine Richtung. Hier kam
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