Gib mir deine Seele
vorbereitete.
Constantin blieb stehen. »Ein netter Versuch«, sagte er. »Du hast nicht etwa vor, mich eifersüchtig zu machen?« Sein halbseitiges, spöttisches Lächeln hätte Eisberge schmelzen können. Er winkte, und ein Wagen, den Pauline bisher nicht bemerkt hatte, näherte sich ihnen langsam. Am Steuer saß Nicholas. »Du wolltest das Meer sehen. Vorher gehen wir allerdings einkaufen.«
Große Lust hatte Pauline nicht, aber es war wohl unumgänglich. Erstens hatte sie es ihm in Paris versprochen, und zweitens war ihr aufgefallen, dass man hier Wert auf gute Kleidung legte. Das meiste von dem, was Henry ihr aus London mitbringen könnte, wäre gänzlich ungeeignet für ihre neue Rolle als Gastsängerin in einem der größten Opernhäuser Europas. »Einverstanden«, sagte sie, »aber ich bezahle.«
Constantin öffnete ihr die Wagentür. » Après vous, Madame. Nach Ihnen.«
Das Geschäft, in das er sie wenig später führte, war von außen nicht weiter auffällig, im Inneren entpuppte es sich als Paradies für Fashion Victims. Selbst Pauline konnte sich der besonderen Atmosphäre von kühler Eleganz und Understatement nicht entziehen, und bald kam sie sich vor wie dieses Mädel, das Julia Roberts in Pretty Woman gespielt hatte.
Constantin hatte ihr Kommen offensichtlich angekündigt. Sie wurden von einer Frau begrüßt, die ebenso gut ein Model hätte sein können und sich als Anna vorstellte.
Pauline rechnete es ihr hoch an, dass sie den Blick nicht länger auf Constantin ruhen ließ als unbedingt erforderlich. Er sah heute wieder teuflisch gut aus.
Weniger schön war das Gefühl, nun selbst genau taxiert zu werden. Doch offenbar fiel die Musterung zu ihrem Vorteil aus. Anna zeigte eine auffällig ebenmäßige Reihe perlengleicher Zähne und sagte fröhlich: »Es tut mir sehr leid für Sie, dass Ihr Gepäck verloren gegangen ist. Wir haben nach dem Anruf Ihres Mannes bereits einige Stücke zusammengestellt. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
Kein Wunder, dass sie sich freut. Eine komplette neue Garderobe. So ein Geschäft macht man nicht alle Tage , dachte Pauline und versuchte das aufkeimende Lachen mit einem Räuspern zu kaschieren. Erst als sie hinter der Verkäuferin hergingen, erfasste sie richtig, was sie noch gesagt hatte.
In Constantins Augen tanzte der Schalk. Sie hatte sich also nicht verhört. Na warte!
Die Kleidung, die Anna ihr herausgesucht hatte, ließ keine Wünsche offen. Überwiegend von einheimischen Designern, war alles dabei: von jung und mädchenhaft bis zum eleganten Outfit für besondere Gelegenheiten. Und jedes einzelne Stück, von denen viele untereinander kombinierbar waren, musste sie anprobieren und Constantin vorführen, der bequem in einem Sessel saß, sich an einem Glas Wein und tapasartigen Leckereien labte und die Darbietung sichtlich genoss.
Für sie hingegen hatte diese Situation etwas sehr Irreales. Doch die Vorfreude darauf, Henry und speziell Janice von diesem Nachmittag zu erzählen, hielt Pauline bei Laune. Außerdem gefiel es ihr, sich ihrem Mann so vorteilhaft wie möglich zu präsentieren. Als jedoch deutlich wurde, dass sie auch eine Reihe gewagter Dessous vorführen sollte, beschloss sie, Constantin leiden zu lassen.
Die sinnliche Hintergrundmusik kam ihr gerade recht. Sie zog die hohen Sandaletten an, die man ihr zur Verfügung gestellt hatte, weil sie selbst in flachen Schuhen gekommen war, die nicht zu allen Outfits passten. Ihre Strümpfe behielt sie an. Schließlich war es ja sein Wunsch, dass sie nichts anderes mehr trug.
Mit einem Ruck schob Pauline den Vorhang der Kabine beiseite. Ihr Haar hatte sie gelöst, hielt es aber mit einer Hand am Hinterkopf zusammen, während sie sich im Takt der Musik auf Constantin zubewegte. Wie auf einem imaginären Laufsteg blieb sie dicht vor ihm stehen und gewährte ihm einen ausführlichen Blick auf ihre Kurven.
Ungeniert und mit wohlwollendem Interesse betrachtete er sie, ohne dabei den Hauch von Erregung zu zeigen. Seine Selbstbeherrschung, das musste sie ihm lassen, wirkte nach außen hin einwandfrei. Ihr allerdings blieb das kaum sichtbare Blähen seiner Nasenflügel nicht verborgen. Das Raubtier in ihm hatte Witterung aufgenommen.
Mit einer wohlkalkulierten Bewegung ließ sie den Arm sinken, verbarg dabei nicht, wie sehr sie die Liebkosung der frei gelassenen Locken genoss, die über ihre Haut züngelten. Abrupt drehte sie sich um und kehrte in ihre Umkleidekabine zurück.
Sein Blick schien sich in
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