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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sich allein in dieser schönen Stadt vor sich zu haben, ließ sie fröhlicher das Theater verlassen, als sie sich nach der anstrengenden szenischen Probe gefühlt hatte. Es hatte an diesem Morgen schon damit angefangen, dass die Probebühne versehentlich doppelt belegt worden war und sie auf die Hauptbühne ausweichen sollten, was den Bühnenmeister auf den Plan rief, der ihnen erst nach enervierender Diskussion erlaubte, die Bühne überhaupt zu betreten.
    »Aber nicht länger als eine Stunde!«, sagte er schließlich drohend und machte sich auf den Weg ins Betriebsbüro, um sich über die unmöglichen Zustände an diesem verdammten Haus zu beschweren.
    Zum Glück ließ er sich nicht mehr blicken, und so konnten sie sein Zeitlimit ungestraft überschreiten, was auch notwendig war, weil der Ersatz-Don José offenbar Schnaps in die mitgebrachte Wasserflasche gefüllt hatte. Anfangs hatte Pauline es nicht bemerkt, er roch oft nach Alkohol. Doch dann wurde er immer unkonzentrierter. Das Gemeine daran war, dass er es irgendwie schaffte, ihr die Patzer in die Schuhe zu schieben. Zum Schluss hatte sie einen Wutanfall bekommen und ihn angeschrien.
    Dafür bekam sie Szenenapplaus von zwei Beleuchtern, die ihnen zusahen, während sie darauf warteten, wieder ihrer Arbeit nachgehen zu können. Von der Seitenbühne hörte sie jemanden vom Chor sagen: »Endlich zeigt unser Fleißiges Lieschen auch mal echte Gefühle.«
    So eine Frechheit! Pauline warf dem Sänger einen bösen Blick zu. Da bemühte sie sich, freundlich und umgänglich zu sein, selbst wenn ihr nicht immer danach zumute war, und man unterstellte ihr deshalb mangelndes Temperament? Das könnt ihr haben. In Zukunft würde sie sich nichts mehr gefallen lassen.
    Nun aber hatte sie Feierabend, und ihre Laune besserte sich deutlich, als sie aus dem dunklen Theater hinaus in die Sonne trat.
    Auf dem Weg zur Metro klingelte ihr Handy.
    »Ja!«
    »Paulinchen! Ich bin’s, David. Alles in Ordnung?«
    Erleichtert atmete sie tief durch. »Klar, ich komme nur gerade aus einer ziemlich nervigen Probe …«
    »Tut mir leid, wenn ich dich störe. Aber ich bin auf dem Weg nach Mallorca, hab ich ja erzählt, und könnte eben mal bei euch Mädels vorbeischauen. Habt ihr zufällig ein Nachtlager für einen alten Freund frei?«
    »Ich weiß nicht …« Pauline überlegte.
    Er könnte in ihrem Apartment schlafen, und sie würde eben für ein oder zwei Nächte das Bett mit Henry teilen.
    »Irgendwie kriegen wir das hin. Wann kommst du?«
    »Du bist die Beste. Morgen könnte ich noch einen bezahlbaren Flug bekommen.«
    Sie dachte kurz nach. Elena Corliss war gestern Abend nach London geflogen, weil sie dort zu tun hatte. Henry machte viele Überstunden, und die wenige freie Zeit, die ihr blieb, verbrachte sie meist mit Nicholas. Deshalb wollten die Freundinnen an diesem Wochenende endlich etwas gemeinsam unternehmen.
    Ohne Männer, hatten sie beschlossen, als Constantin seine Rückkehr für den Anfang der kommenden Woche angekündigt hatte. Aber Henry würde sich bestimmt auch über Davids Besuch freuen, also sagte sie: »Okay. Ruf mich an, wenn du gelandet bist, dann können wir zusammen die Geheimnisse Barcelonas erkunden. Es gibt hier so viel zu entdecken.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte er mit einem merkwürdigen Unterton.
    Wie meint er das? Für einen winzigen Augenblick aus dem Konzept gebracht, sprach Pauline schnell weiter. »Abends könnten wir ausgehen.«
    »Prima. Das passt mir gut. Am Montag will ich noch bei zwei Modelagenturen vorbeischauen, danach fliege ich nach Palma. Keine Sorge, ich falle euch bestimmt nicht zur Last.« Nun klang er wieder wie immer.
    »Das weiß ich doch«, sagte sie. »Ich freue mich auf dich.«
    Nachdem das Gespräch beendet war, schüttelte sie den Kopf. Was sie an der eigentlich harmlosen Bemerkung gestört hatte, konnte sie nicht sagen.
    Einem spontanen Impuls folgend, rief sie Nicholas an. Er meldete sich nach dem ersten Klingeln. »Pauline, ist alles in Ordnung?«
    »Natürlich, was soll denn sein? Ich wollte nur fragen, ob du morgen Zeit hast. David kommt zu Besuch, und ich will ihm die Stadt zeigen. Aber im Grunde genommen kenne ich mich ja nicht besonders gut aus.«
    »Hast du ihn eingeladen?« Nicholas klang nun ebenso streng wie Constantin.
    »Er hat ein Shooting auf Mallorca«, sagte sie und wunderte sich darüber, dass sie plötzlich das Gefühl hatte, Davids Besuch rechtfertigen zu müssen. »Außerdem hat er Termine mit

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