Gib mir deine Seele
du …«
Er sah in gespielter Verzweiflung nach oben, als hoffte er auf himmlischen Beistand.
»Ach, bitte!«
»Meinetwegen. Ist Katzenfutter da?«
»Ähm, nein. Das müsstest du kaufen. Tut mir leid.«
»Schon gut. Mache ich. Alles für das Glück meines Herrn und Gebieters.«
Erstaunt blieb sie stehen. Die Formulierung kam ihr übertrieben vor, schließlich hatte sie ihn nur gebeten, eine Katze zu füttern. »Wie meinst du das?«
»Willst du nicht wissen«, sagte er schnell. »Schau, da kommen die ersten Passagiere!«
Henry hatte ihr Gepäck auf einen Trolley gestapelt und sah ziemlich erhitzt aus, als sie endlich durch die automatischen Türen trat, die Abholer und Ankommende voneinander trennten. Nicholas war sofort bei ihr, küsste sie zur Begrüßung und schob danach den Wagen zum Parkplatz.
»Wie ist das Theater? Sind die Leute nett?«, fragte Henry aufgeregt, sobald sie im Auto saßen.
Sie hatte vorn Platz genommen, Pauline teilte sich den Rücksitz mit einer prallen Reisetasche. Geduldig erzählte sie von ihrem ersten Tag und dass sie sehr freundlich aufgenommen worden war. »Wann musst du morgen dort sein?«
»Um neun. Wie sieht dein Probenplan aus?«
»Dann können wir gemeinsam fahren. Um zehn habe ich ein Rehearsal und möchte mich in Ruhe warm singen. Stell dir vor, ich habe eine eigene Garderobe …«
Nachdem Nicholas ihnen mit den Koffern geholfen hatte, verabschiedete er sich. Er habe viel zu tun, sagte er.
»Der ist wohl froh, uns los zu sein«, sagte Henry amüsiert.
»Das klingt aber nicht nach der ganz großen Liebe.« Pauline ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Was ist los?«
»Ach, ich mag ihn, sehr sogar. Aber langfristig wird nichts aus uns.« Henry konnte zwar so tun, als wäre ihr das ganz gleich, doch Pauline ließ sich nicht so leicht täuschen.
»Das Gefühl hatte ich bisher nicht. Wie kommst du darauf?«
»Ganz einfach. Wir haben darüber gesprochen.« Henry sah einen kurzen Augenblick mit gerunzelter Stirn auf ihre Fußspitzen. »Nicholas kann keine Kinder machen. Ich will aber welche.«
»Jetzt?«
Wie seltsam. Auch Constantin hatte gesagt, er könne kein Kind zeugen. Damals war sie erleichtert gewesen, denn gern hatte sie die Pille nie genommen. Über die Konsequenzen, das musste sich Pauline eingestehen, hatte sie bisher nicht nachgedacht.
Henry aber schon, wie es aussah. Nun zögerte sie mit einer Antwort. »Nicht sofort. Aber auf keinen Fall erst gegen Ende dreißig. Ich will eine Familie, ganz klassisch. Vater, Mutter, zwei oder drei Kinder, deren Freunde mich später nicht für ihre Oma halten sollen.«
»Haus, Garten, Auto? Das ist nicht dein Ernst!«
»Doch. Genau so. Dafür muss ich mir den passenden Mann suchen und kann meine Zeit nicht mit jemandem wie Nicholas vertrödeln … auch wenn er noch so süß ist.«
»Du liebst ihn also doch!«
»Nein.«
»Ach, natürlich«, sagte Pauline. »Mach dir nichts vor, man sieht’s dir doch an der Nasenspitze an.«
»Vielleicht bin ich in ihn verknallt, kann schon sein.«
»Aber wenn ihr euch liebt, wo ist dann das Problem? Ihr könntet Kinder adoptieren.« Sie dachte an ihre eigene Kindheit. Nachdem ihre Mutter gestorben war, hatte sie eine wunderbare, neue Familie in Jillian und Marguerite gefunden, und Jill war doch auch nur ihre Tante gewesen.
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Solange Nicholas für Constantin arbeitet, wird der immer an erster Stelle für ihn stehen.«
Pauline hätte gern widersprochen. Doch sie ahnte, dass Henry mit ihrer Vermutung recht hatte.
»Na gut«, sagte sie mit gespielter Fröhlichkeit. »Dann lass uns die Zeit genießen, bis dir dein Traummann über den Weg läuft.« Sie sah sich um. »Weißt du was? Bis dahin brauchst du aber das Doppelbett viel dringender als ich. Wollen wir die Zimmer tauschen?«
»Echt? Das wäre toll, aber was ist dann mit dir?« Als Pauline antworten wollte, hob sie die Hand. »Oh, warte! Der werte Monsieur Dumont würde diese Räume ohnehin nicht betreten, stimmt’s?«
»Stimmt nicht. Er war sogar schon hier. Vorhin, bevor wir zum Flughafen gefahren sind.«
So schlimm, wie Henry zu vermuten schien, konnte er ihre Unterkunft nicht gefunden haben, sonst hätte er sie sicherlich weiter im El Gòtic wohnen lassen. Schließlich wusste er, dass es ihr dort gefiel. Pauline hatte sich sofort in die Wohnung und den Stadtteil verliebt. Das verschwieg sie ihrer Freundin allerdings. Sie hätte womöglich angefangen, Fragen über die Art
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