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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Straßenrand, nahm das Gepäck aus dem Kofferraum und begleitete Pauline bis zur Haustür. Dort dauerte es ein paar Sekunden, bis er den Schlüssel fand. Licht flammte auf, sie fuhren mit einem geräumigen Fahrstuhl nach oben. Alles roch nach frischer Farbe. Schließlich hielt Constantin ihr eine Tür auf, und wieder betrat Pauline eine neue Welt.
    Er stellte die Taschen ab und begleitete sie in einen außergewöhnlich gestalteten Wohnraum. Jegliche Farbe schien zu fehlen, und doch wirkte er auf eine verwirrende Weise wohnlich. Weite Fenster öffneten den Blick zum See. Davor war schemenhaft ein Balkon zu erkennen, im Hintergrund glitzerten die Lichter der Stadt. Hätte sie nicht so dringlich auf seine Antwort gewartet, sie hätte sich hier sofort zu Hause gefühlt.
    Federleicht spürte sie seine Hände auf den Schultern. »Was glaubst du denn«, sagte er schließlich und ließ dabei den Atem über ihren Hals gleiten, »was ich für dich empfinde?«
    Lust , war das Erste, was ihr in den Sinn kam. Ihr ging es im Augenblick nicht anders, dennoch bemühte sie sich um eine Antwort. »Ich glaube, du magst mich«, sagte sie leise.
    Das Knabbern an ihrem Hals hörte auf, und er schob sie von sich. »Dass ich dich mag?«, sagte Constantin ungläubig. Den Kopf in den Nacken gelegt, lachte er kurz auf, dann sah er sie durchdringend an. »Es ist ein bisschen mehr, das kannst du mir glauben. Und es ist kompliziert«, fügte er kaum hörbar hinzu. Er zog sie näher heran, bis ihr Gesicht an seiner Brust lag und sie den warmen Duft seines Körpers einatmete, nach dem sie sich so gesehnt hatte. »Wenn du nicht spürst, dass du der wichtigste Mensch auf der Welt für mich bist, dann mache ich etwas falsch.« Als spräche er mehr zu sich selbst, fuhr er fort. »Um eine Beziehung zu entwickeln, wie ich sie mir vorstelle, braucht es Zeit. Sie lebt von der Sicherheit, dass nicht einer plötzlich wankelmütig wird. Hingabe und Verantwortung dürfen nicht so einfach entzogen werden, wenn sie verlässlich sein sollen. Deshalb habe ich diesen zeitlichen Rahmen gesetzt. In erster Linie für dich … aber auch für mich. Da hast du recht.« Er strich ihr sanft über die Wange. »Aber Pauline, ich habe mich längst entschieden. Kannst du das auch von dir behaupten?«
    Er wollte sie. Pauline glaubte es mit jeder Faser ihres Körpers spüren zu können. Wollte ebenso wie sie auch nicht, dass es jemals endete! Das Glück kam in Wellen. Sie hätte schreien mögen, singen, tanzen, doch sie blieb, wo sie war. Sicher in Constantins Armen, an seine Brust geschmiegt. Beschützt und geliebt. Auch wenn er es nicht so deutlich gesagt hatte, wie sie es sich gewünscht hätte. Als sie schließlich den Mund öffnete, unterbrach er sie.
    »Nein, antworte mir jetzt nicht. Es ist die wichtigste Entscheidung deines Lebens, denk daran.«
    Als wäre das Thema für ihn abgeschlossen, entließ er sie aus der Umarmung und griff nach einer Fernbedienung. Nahezu lautlos öffneten sich die Fensterscheiben und gaben den Weg frei auf einen Balkon, von dem aus man über den See blickte. Der Abend war warm. Vom Ufer hörte man leise das Klappern der Takelage kleiner Segelboote, und um sie herum summte die Stadt. Ein Ort, an dem man sich wohlfühlen konnte.
    »Warum sind wir hier?«, fragte Pauline, nachdem sie sich sattgesehen hatte.
    »Du hast morgen ein Vorsingen. Es hat sich ganz spontan ergeben, als ich wegen des Unwetters in Frankreich festsaß. In diesem Jahr ist die Stadt Gastgeberin der Sommeroper. Außerhalb der Spielzeit und mit Produktionen aus ganz Europa.«
    »Ach ja, ich weiß. Das Festival sollte ursprünglich zur Eröffnung der Elbphilharmonie stattfinden.« Sie lachte. »Das hat wohl eher nicht geklappt. Aber wo komme ich dabei ins Spiel? Das ist doch schon längst alles geplant?«
    »Siobhan Middelton, die Musikdirektorin der Staatsoper, sucht eine zweite Besetzung für Don Carlos .«
    Enttäuscht drehte sie sich zu ihm um. »Für die Ersatzbank?«
    »Hör dir erst einmal alles an. Anaya Hemera soll die Elisabeth de Valois singen, aber ihre Schwangerschaft verläuft leider nicht so reibungslos, wie sie es sich vorgestellt hat. Nichts Schlimmes, sagt Siobhan. Es wäre allerdings eine Katastrophe, wenn sie ausfiele.«
    »Anaya Hemera? Sie hatte doch letztes Jahr den Wahnsinnserfolg mit dieser Rolle an der Met. Puh! Das ist eine Nummer zu groß für mich, die Hemera ist derzeit vielleicht die beste Sopranistin der Welt.«
    »Darüber mach dir keine Gedanken.

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