Gib mir deine Seele
an meinem Beruf, und inzwischen kommen die verrücktesten Leute in den Laden.« Sie senkte ihre Stimme. »Neulich war Alice Cooper hier.«
»Der lebt noch?«
Myrah tat empört. »Also hör mal! Ich hoffe es doch sehr. Er hat mit seiner Kreditkarte bezahlt.«
»Entschuldige, von Rockmusik habe ich wenig Ahnung«, kicherte Pauline. »Und von Schmuck auch nicht. Deshalb komme ich zu dir. Ich möchte meinem Freund etwas schenken. Etwas ganz Besonderes, das nur er hat.«
Nun wurde Myrah geschäftsmäßig. »Setz dich«, lud sie Pauline mit einer Handbewegung ein. »Wenn es persönlich sein soll, dann würde es mir helfen, mehr über ihn zu erfahren. Wie sieht er aus, was trägt er für Klamotten, und was verbindet euch …?«
»Constantin ist … das Beste, was mir passieren konnte«, begann Pauline und beantwortete danach alle Fragen, die Myrah ihr stellte. »Er sammelt Kunst und ist … nun ja, was soll ich drum herum reden, er ist reich. Sehr reich, glaube ich.« Verlegen sah sie ihre Freundin an.
»Also das ist ja nicht unbedingt ein Makel. Wenn sonst alles stimmt und er noch ganz passabel aussieht.«
»Mir gefällt er. Warte, ich habe ein Foto von ihm.« Sie zog ihr Handy aus der Tasche und bemerkte belustigt, wie sich Myrah dagegen wappnete, was sie wohl nun zu sehen bekäme. Auf dem Schnappschuss, den sie in Barcelona gemacht hatte, war Constantin leger gekleidet, dunkle Leinenhose und ein passendes T-Shirt, das seine sportliche Figur nicht verbarg. Der Wind hatte ihm die Haare zerzaust, und wie er da an der Uferpromenade stand, hätte er ebenso gut für einen Designer modeln können. »Das ist er.«
Myrahs Augen weiteten sich. Sie pfiff durch die Zähne. » Oh. My. God! Das ist mal ein Leckerbissen. Kein Wunder, dass David gegen den keine Chance hat.« Aufgeregt rieb sie sich über den Nasenrücken. »Sehr inspirierend, da macht die Arbeit doppelt Spaß. Was hast du dir denn vorgestellt? Ich sehe, er trägt da ziemlich auffällige Ringe.«
»Ich zeige dir mal, was er mir geschenkt hat. Etwas, das einen Bezug zu dem Motiv hat, wäre toll. Aber schlicht sollte es trotzdem sein.« Nun doch ein wenig verlegen, stand sie auf und hob ihr Shirt.
»Darf ich?« Myrah ließ die Kette durch die Finger gleiten und betrachtete die Monde sehr genau. »Das ist eine großartige Arbeit. Weißt du, woher er sie hat?«
»Ich glaube aus Paris. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.«
»Ich sehe keinen Verschluss.«
Mit einem Räuspern ließ sie ihr Shirt fallen und setzte sich wieder. »Es gibt auch keinen, glaube ich.«
»Oh, dann weiß ich, wer das gemacht hat. Solche Sachen sind die Spezialität von DuLac. Eine Herausforderung.« Begeistert klatschte sie in die Hände. »Was willst du denn ausgeben, um deinen Mann an die Kette zu legen?«
»Was immer es kostet«, antworte Pauline so spontan, dass beide zu lachen begannen. »Allerdings möchte ich keine Edelsteine und kein Gold. Es würde nicht zu ihm passen. Ansonsten lasse ich dir freie Hand.«
»Ich denke, du solltest ihm einen Ring schenken. Hast du seine Größe?«
Pauline kramte einen Zettel heraus, auf dem sie sich die Durchmesser notiert hatte. »Dies hier ist der Ringfinger«, sagte sie und tippe auf eine Zahl.
»Ich glaube, ich habe schon eine Idee.« Myrah wirkte aufgeregt.
»Was denn?«
»Lass dich überraschen. Wenn es dir nicht gefällt, schickst du es einfach zurück.«
Pauline gab ihr die Hamburger Adresse und ihre Handynummer. »Bis morgen bin ich noch in London. Wenn du Fragen haben solltest, können wir aber auch sonst jederzeit telefonieren.«
»Wo wohnst du denn hier? Ich habe gehört, dass ihr eure Wohnung räumen musstet.«
»Im Soho Hotel.« Verlegen fügte sie hinzu, dass Constantin dafür aufkäme.
»Das ist doch toll! Wer wäre nicht gern reich?« Myrah schien sich wirklich für sie zu freuen. Sie umarmten sich und vereinbarten, dass die Designerin Pauline den Schmuck nach Hamburg schicken würde.
Der Kardiologe betrieb seine Praxis in Earl’s Court, und für die Fahrt dorthin hatte Pauline eine gute Stunde eingeplant. Sie war aber länger bei Myrah geblieben, und weil sie zweimal umsteigen musste, würde es knapp werden. Die Tube war selten pünktlich, und so war sie dann auch nicht überrascht, als der Zugfahrer in Knightsbridge verkündete, er würde nicht weiterfahren, »bis der Gentleman mit dem grünen Mantel die Tür freimacht.«
Jener Gentleman trug jedoch Kopfhörer und einen verklärten Gesichtsausdruck, sodass
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