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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Vintage-Sonnenbrille ab, klimperte mit einem riesigen Schlüsselbund und stellte sich als Lilly vor. »Nadja kommt gleich, sie sucht noch einen Parkplatz. Lasst uns schon mal reingehen.«
    Lilly schien sich in dem Club auszukennen. Sie schaltete das Licht ein und ging wie selbstverständlich hinter die Bar. Als sie die fragenden Blicke der anderen bemerkte, sagte sie: »Der Laden gehört meinem Vater. Ich arbeite im Theater, aber manchmal helfe ich hier noch aus.« Sie griff unter die Theke und holte eine Flasche Sekt hervor. »Guckt nicht so. Man muss nicht trinken, um sich auszuziehen. Aber am Anfang schadet es auch nicht.«
    Pauline gefiel Lillys unbekümmerte Art.
    Wenig später kam auch ihre Lehrerin. Mit einem wenig damenhaften Grunzen warf sie einen Stapel Gymnastikmatten auf den Boden. Das Glas Sekt lehnte sie ab. »Glaubt mir, ich muss mich nicht locker machen.« Danach zog sie einen Zettel aus der Tasche und las die Namen der Teilnehmerinnen vor. »Lilly kennt ihr schon. Yael, du kommst aus Israel? Herzlich willkommen! Julia?«
    Die Brünette meldete sich.
    »Du bist Journalistin, richtig? Schreib bloß nichts Schlechtes über uns, wir sind sieben gegen eine.« Dabei lächelte sie, wie um ihren Worten die Schärfe zu nehmen.
    Julia wurde rot. »Natürlich nicht«, murmelte sie.
    »Wen haben wir noch?« Sie begrüßte die anderen Frauen und sah zum Schluss Pauline an, die sich im Hintergrund gehalten hatte. Offenbar war ihr nicht entgangen, dass Yael für sie übersetzte, denn sie sagte auf Englisch: »Ich werde den Kurs in Deutsch abhalten. Solltest du Fragen haben, unterbrich mich ruhig.« Sie sah noch einmal auf ihre Liste. »Was hat dich nach Hamburg verschlagen?«
    »Ich stamme aus London und bin vorübergehend in der Stadt.«
    »Was machst du beruflich?«
    »Ich singe.«
    »Okay.« Nadja zwinkerte ihr zu, als wüsste sie, warum Pauline so zurückhaltend Auskunft gab. »Ihr nehmt euch jetzt eine Matte, und dann machen wir uns gemeinsam warm.«
    Die Übungen waren einfach, und irgendwann hörte Pauline nicht mehr zu, sondern machte nur nach, was die anderen taten.
    »Pauline? Bist du noch bei uns?«
    »Pardon, ich habe geträumt«, entschuldigte sie sich hastig und merkte erst in diesem Moment, dass sie Französisch gesprochen hatte.
    Die anderen Frauen lachten. Es war eine fröhliche Truppe, und Pauline fühlte sich wohl.
    »So, Mädels, jetzt betreten wir die Bretter, die die Welt bedeuten.« Nadja zeigte auf die Bühne. »Lilly, machst du uns Musik, bitte?«
    Nadjas Lektionen waren schweißtreibend. Sie korrigierte jede von ihnen sorgfältig, und schnell stellte sich heraus, wer Talent besaß und wer nicht. Während sich die Journalistin recht ordentlich schlug, blieben ausgerechnet die Modelbookerin und Yael bis zum Schluss steif. Marie, die Reedereimitarbeiterin, hatte eine üppige Figur. Andere hätten sie vielleicht sogar dick genannt. Aber sie war eine sinnliche Frau und setzte sofort um, was Nadja vormachte. Auch Lilly schlug sich nicht schlecht.
    Am Ende waren sie alle ziemlich kaputt. Nadja schien das zu gefallen. »Es ist anstrengender, als es aussieht.«
    Pauline wusste, dass sie morgen einen Muskelkater haben würde, und grinste. »Aber die wahre Anstrengung beginnt erst, wenn ich meinen Mann damit ordentlich heißgemacht habe …«
    Das hatten alle verstanden, und sie lachten gemeinsam. Bald darauf verabschiedeten sie sich nacheinander.
    Als Pauline hinausgehen wollte, hielt Nadja sie zurück. »Bist du Tänzerin?« Sie sprach ein flüssiges Englisch.
    »Himmel, nein! Wie kommst du darauf?«
    »Dann bist du ein Naturtalent. Ich habe bisher noch niemanden gesehen, der so erotisch tanzt wie du, ohne viel Erfahrung oder eine Ausbildung zu haben. Was genau singst du?«
    »Wenn ich Glück habe, demnächst die Elisabeth in Don Carlos «, sagte Pauline, ohne nachzudenken, und als sie Nadjas Ratlosigkeit bemerkte, fügte sie schnell hinzu: »Oper. Aber ich unterrichte Yoga. Das hält beweglich.« Sie verschwieg, dass zu ihrer Ausbildung unter anderem auch Schauspielerei und Tanz gehört hatten. »Außerdem bin ich frisch verheiratet. Quasi in Übung, wenn du so willst.«
    Beide lachten wissend, wie es nur Frauen konnten, die einen gemeinsamen Scherz teilten.
    Lilly, die das Licht ausgeschaltet hatte, hörte ihre letzten Worte und fiel ein, als sie die Tür zum Club abschloss. »Dann arbeiten wir in der gleichen Produktion. Ich wusste, dass ich dich von irgendwoher kenne. Ich bin Maskenbildnerin an

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