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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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gebracht hatte?
    »Hast du nicht«, sagte die Göttin wissend lächelnd. »Ihre Stimme ist schon jetzt besser als alles, was seit Jahrzehnten im Olymp zu hören war. Sorge dafür, dass es so bleibt, und ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Sie erhob sich, und Constantin stand ebenfalls auf.
    Artemis legte ihm zwei Finger auf die Lippen. »Folge deiner Intuition.« Damit war sie verschwunden, und mit ihr eine Kiste seines teuersten Weins.
    Vertrauen ist wie Glas, Constantin. Wenn es einmal gebrochen ist, lässt es sich nie wieder komplett zusammenfügen , glaubte er Artemis noch aus der Ferne zu hören.
    Die Hände um das Geländer geklammert, den Blick auf die nächtliche Alster gerichtet, erkannte er plötzlich, dass er genau dieses Vertrauen möglicherweise heute Nacht zerstört hatte.
    Die Vergangenheit ließ ihn nicht los. Erato hatte sich gern von ihm verführen lassen. Constantin fühlte sich anfangs nur geschmeichelt, dass eine so schöne Dame von Stand ihn begehrte, aber bald veränderten sich seine Gefühle, bis er glaubte, nicht mehr ohne sie leben zu können. Nach einer Weile forderte seine Geliebte, dass er sie im Bordell aufsuchen sollte, obwohl sie dort nicht arbeitete. Constantin gefiel das nicht, aber sie behauptete, dies sei der sicherste Ort, um nicht entdeckt zu werden, und wenn er sie liebe, dann täte er, was sie von ihm verlangte. Schnell wusste er, was sie erregte, und gewann Macht über sie, indem er ihre Wünsche mit einer geradezu diabolischen Begabung erahnte und erfüllte wie kein anderer.
    Das Einzige, was er sich von ihr wünschte, war ihre Liebe, und lange glaubte er sich reich entlohnt. Bis zu dem Tag, an dem ihr heimliches Tun beobachtet worden war und sie ihm die Schuld dafür gegeben hatte.
    Mit beiden Händen fuhr er sich durchs Haar. Die Verletzung an Paulines Seele war noch frisch. Vielleicht würde er sie heilen können, ohne dass Narben zurückblieben. Es brauchte allen Mut, den er besaß, um die Fingerspitzen auf die Türklinke zu legen und sie herunterzudrücken.
    Sie hatte nicht abgeschlossen. Erleichtert atmete er auf, durchquerte lautlos ihr Schlafzimmer und legte sich neben sie. Bekleidet. Auf die Bettdecke. Das bleiche Gesicht leuchtete silbern wie der Mond, der inzwischen hoch am wolkenlosen Himmel stand. Sie sah so jung und verwundbar aus, dass ihm die Furcht vor dem Tag, an dem er sie verlieren würde, die Kehle zuschnürte. Anstatt sie aufzuwecken, wie er ursprünglich vorgehabt hatte, legte er nur den Arm um sie und lauschte ihrem Atem.
    Nach einer Weile seufzte Pauline. »Constantin, was willst du von mir?«
    »Du bist wach?«
    »Offensichtlich.« Sie setze sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nicht in Stimmung. Du kannst in deinem Zimmer schlafen.«
    »Als ob ich jetzt schlafen könnte.« Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken, aber sie wich ihm aus. Resigniert setzte er sich im Schneidersitz neben sie und sagte: »Ich habe mich wie ein Schwein benommen. Es tut mir leid.«
    »Allerdings. Aber das Schlimmste ist, dass ich nicht weiß, warum du mich plötzlich wie ein Stück Dreck behandelt hast. Was habe ich falsch gemacht?«
    »Nichts! Pauline, du hast überhaupt nichts falsch gemacht.«
    »Dann sag mir, was da mit dir passiert ist. Ich will nicht viel, ich will es nur verstehen.«
    Mit Göttern und ihren Intrigen konnte er ihr nicht kommen, sie würde ihn zum Teufel jagen. Doch belügen wollte er sie auch nicht. Plötzlich wusste er, dass er ihr die Wahrheit sagen musste, zumindest die halbe. Er atmete tief ein, dann fing er leise zu sprechen an. »Es hat nichts mit dir zu tun, Pauline. Ich bin einen weiten Weg gekommen, um der zu werden, den du heute kennst. In meiner Vergangenheit gibt es hässliche Dinge … und manchmal reichen deren Schatten bis in die Zukunft hinein.« Er wollte ihre Hände berühren, aber sie zog sie zurück. Das hatte er wohl nicht anders verdient. »Es gab einmal eine Frau, von der ich dachte, ich würde sie lieben. Jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt, aber damals …«
    Er erinnerte sich daran, wie sich Erato in jener Nacht auf einmal außergewöhnlich heftig gewehrt hatte. Wie eine Furie hatte sie geschrien und ihn von sich stoßen wollen, aber er hatte sie rücksichtslos genommen, weil es schon so oft Teil einer Inszenierung gewesen war, die sie brauchte, um sexuell befriedigt zu werden. So wie die Schläge oder all die anderen Erniedrigungen, denen er nichts abgewinnen konnte. Aber an jenem Tag hatte sie

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