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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Stimme.
    Die Verlockung war groß, sich verwöhnen zu lassen. Unschlüssig, wofür sie sich entscheiden sollte, sagte Pauline die Wahrheit: »Eigentlich nicht. Ich müsste mal …«
    Das Seidentuch lockerte sich und glitt schließlich hinab.
    »Willkommen an Bord.« Constantin stand neben ihrem Sitz und reichte ihr die Hand.
    Überrascht sah sie sich um. Das war es, was sie an ihrem Flugerlebnis irritiert hatte: fehlendes Stimmengewirr – außer ihnen beiden gab es keine weiteren Passagiere in dieser Maschine. Warum auch nicht? , dachte sie und schwankte zwischen ungläubigem Staunen und Belustigung. Constantin verfügte offensichtlich über einen Privatjet.
    Etwa zwei Stunden später setzten sie in Berlin auf, wie ihr die Leuchtschrift über dem Flughafengebäude verriet. Eine andere Limousine mit unbekanntem Fahrer wartete direkt auf dem Rollfeld, und ohne irgendwelche Kontrollen fuhren sie in Richtung Innenstadt.
    »Wenigstens kann man sicher sein, dass der Koffer nicht ungeplant in Singapur landet«, sagte Pauline schließlich, um das Schweigen zu durchbrechen, das sich zwischen ihnen niedergelassen hatte.
    »Du bist dünner geworden.« Constantin betrachtete sie prüfend. »Fehlt dir etwas?«
    Du hast mir gefehlt , hätte sie am liebsten geantwortet. Aber das wäre zu peinlich gewesen, und so sagte sie nur: »Du musst dich irren.« In Wirklichkeit hatte sie seit der Weihnachtsfeier wenig Appetit gehabt, und der regelmäßige Sport zeigte offenbar ebenfalls seine Wirkung.
    Constantin presste die Lippen zusammen, als hätte er ihre Lüge geschmeckt. »Da sind wir.«
    Von diesem Hotel direkt am Brandenburger Tor hatte sie schon gehört. Es zählte zu den teuersten der Welt. Die prachtvolle Lobby im klassisch gediegenen Stil beeindruckte sie allerdings kaum. Nicht alles, was teuer war, musste einem auch gefallen.
    Die Suite war bestimmt so groß wie ein Badminton-Spielfeld und wirkte dennoch überladen und beengt. Etwas verloren sah sie sich um. Schlafzimmer, ein großzügiger Living Room, Büro und Vorraum für die Security. Wer braucht so was eigentlich?
    »Gefällt es dir?« Aufmerksam beobachtete Constantin sie.
    »Es ist prachtvoll, keine Frage …«
    »Aber es gefällt dir nicht.« Seltsamerweise schien ihn ihre Antwort zu befriedigen. Er sah auf die Uhr. »Komm, es ist noch genügend Zeit.«
    Während sie zum Aufzug zurückgingen, hatte er das Telefon am Ohr und erteilte knappe Anweisungen in einer fremdartig klingenden Sprache. Nach kurzer Autofahrt durchquerten sie eine Lobby, die an den Zugang zu einem Bürokomplex erinnerte, und stiegen in einen etwas versteckt liegenden Lift, der neben den drei prächtigeren Fahrstühlen, die den Mittelpunkt der Eingangshalle bildeten, fast unsichtbar war.
    Constantin öffnete ihn mit einem elektronischen Kartenschlüssel, und als der Lift oben ankam und die Türen aufglitten, traten sie direkt in eine lichte Penthouse-Wohnung. Ungeachtet ihrer Dimensionen, der klaren Linien und Farben wirkte sie viel behaglicher als die Hotelsuite. Vor den bodentiefen Fenstern gab es sogar eine begrünte Dachterrasse.
    »Ist das deine Wohnung?«, fragte Pauline, plötzlich schüchtern geworden, weil sie ahnte, dass Constantin hier selten Besuch empfing.
    »Ich habe kein Zuhause.« Er zögerte kaum merklich, sagte dann aber: »Besitz kann schnell zur Belastung werden.«
    Und doch scheint er so viel zu besitzen , dachte Pauline, trat an das Fenster und blickte über die Stadt. »Das kann vermutlich nur jemand sagen, der es sich leisten kann, in jeder Metropole ein Refugium zu haben.«
    Mit schmalen Augen sah er sie an. »Vielleicht hast du recht.«
    Es kam ihr vor, als hätte sie gerade einen Hauch des wahren Constantin gespürt. Eines Mannes, der sich nichts aus dem Luxus machte, der ihn umgab.
    Wahrscheinlicher war es jedoch, dass sie nur einen ihrer naiven Wünsche auf seine glatte Fassade projizierte. Bevor sie ihm antworten konnte, zeigte er auf einen Esstisch, der direkt vor dem Fenster stand und an dem problemlos zwölf Leute Platz hätten. »Wir essen in einer halben Stunde. Um neun sind wir verabredet.« Mit einer unmissverständlichen Handbewegung entließ er sie.
    Doch Pauline dachte gar nicht daran, sich zu entfernen. Wohin auch? »Findest du nicht, dass es an der Zeit ist, mir zu sagen, was du geplant hast? Außer einer Zahnbürste habe ich nicht viel eingepackt!« Um den vorwurfsvollen Ton etwas abzumildern, fügte sie sanfter hinzu: »Ich würde mich gern auf etwas freuen

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