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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Penthouse?«
    Nicholas zog eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. »Wenn du auf dem Weg bist, ruf mich an. Ich komme dann rüber ins Hotel. So gegen halb vier, in Ordnung?«
    »Wohnst du nicht dort?«
    Er lachte. »Das kann ich mir nicht leisten. Aber mein Büro liegt gleich um die Ecke.«
    Nicholas hielt sein Versprechen und begleitete Pauline am Nachmittag ins Penthouse, nachdem sie ihn von unterwegs aus angerufen hatte. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich gehe, sobald die Corliss da ist? Ich habe noch einen Termin.«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Ihre Lehrerin hatte sich kaum den Mantel ausgezogen, da verkündete sie bereits, dass Pauline im Wettbewerb eine Arie der Micaëla aus Carmen singen solle.
    »Außerdem wollen sie Mozart. Für das Finale.«
    »Falls ich es so weit schaffe«, warf Pauline ein und hätte sich beinahe unter Elenas Blick geduckt.
    »Zweifelst du etwa an mir?«
    »Nein!« Pauline war entsetzt. »Natürlich nicht, aber ich …«
    »Unfug! Die Micaëla hast du schon gesungen. Damit fangen wir an.«
    Am Ende der Stunde fühlte sich Pauline wie aus dem Wasser gezogen und trotzdem zuversichtlich, dass sie sich beim Wettbewerb zumindest nicht blamieren würde.
    Ihre Lehrerin hatte Noten mitgebracht, die sie ihr zum Abschied in die Hand drückte. »Das siehst du dir bis zum nächsten Mal an, singst es aber noch nicht. Wir arbeiten zusammen daran!«
    Drei Tage später war es endlich so weit. Pünktlich betrat Pauline erneut das Foyer des Soho Hotel. Constantin wartete bereits. Als er aufstand und ihr entgegenkam, einer großen Raubkatze gleich, die ihre Beute genau im Blick hatte, bekam sie weiche Knie.
    Wieso hatte dieser Mann solche Macht über sie? Das konnte unmöglich nur an seinem guten Aussehen liegen. Er schien eine geheimnisvolle Magie zu beherrschen, der sie wenig entgegenzusetzen hatte.
    »Du bist blass«, sagte er statt einer Begrüßung. Dabei legte er Pauline die Hand unter das Kinn und sah ihr in die Augen. »Wir werden essen gehen.«
    Es klang, als hätte er andere Pläne gehabt, und sie bereute, sich nicht wenigstens Rouge aufgelegt zu haben. »Wenn du das möchtest …«
    »Pauline, ich möchte vor allem nicht, dass du krank wirst. Bei allem Verständnis für deine Trauer, du darfst dich nicht vernachlässigen.«
    »Das tue ich nicht!«, protestierte sie.
    Aber sie wusste, dass er recht hatte. Marguerite, mit der sie gestern wegen der Testamentseröffnung beim Notar gewesen war, hatte etwas Ähnliches gesagt.
    »Das alles hat mich sehr mitgenommen«, gab sie zu, als er den forschenden Blick nicht von ihr abwandte. Du hast mir gefehlt .
    »Komm. Es wird dir gefallen.«
    Der Portier winkte ihnen auf sein Zeichen ein Taxi heran, Constantin nannte dem Fahrer eine Adresse, die sie nicht einordnen konnte. Anschließend zog er das allgegenwärtige Smartphone aus der Tasche, tippte darauf herum, und nachdem es eine Nachricht mit dem typischen, hellen Laut angekündigt hatte, nickte er zufrieden und steckte es wieder ein.
    »Wohin fahren wir?«
    »Lass dich überraschen.«
    Pauline lehnte sich zurück und schwieg. Sie würde heute mit ihm über ihre Zukunft reden müssen – die gemeinsame und auch ihre Zukunft als Sängerin. Gestern hatte sie eine Zusage aus Deutschland bekommen. Braunschweig. Sie hatte noch nie von dieser Stadt gehört, aber Henry hatte ihr erklärt, dass das dortige Theater schon häufig zum Sprungbrett für Bühnenkarrieren geworden sei.
    Goethes Faust sei dort uraufgeführt worden , sagte sie.
    Schnell war klar, woher ihre Begeisterung stammte. Henry hatte die Hälfte ihrer Kindheit in dieser Stadt verbracht.
    Als sie Janice ebenfalls um Rat bat, antwortete diese, ein Festengagement sei eine sichere Bank .
    »Auf den Sandmann-Erfolg kannst du dich nicht verlassen. Wer frei arbeiten will, muss Wettbewerbe gewinnen und von Audition zu Audition tingeln, und wir wissen doch alle drei, wie schwierig das ist. Und teuer«, fügte sie hinzu. »Ich würde es annehmen. Soweit ich weiß, hat das Haus einen guten Ruf, und die Deutschen lassen sich ihre Opernbesuche etwas kosten.«
    Henry war schließlich doch dagegen. »Es ist blöd, dass du schon zusagen müsstest, bevor du dich beim Wettbewerb der Jungen Stimmen mit anderen vergleichen kannst. Kann man da nichts machen?«
    Pauline hatte das auch gefragt, aber ihre Agentin, die ohnehin nicht wollte, dass sie sich fest an ein Haus band, hatte gesagt, dass der Intendant eine schnelle Entscheidung

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