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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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verlangte.
    »Dann musst du absagen. Aber die haben keine Ahnung, was ihnen entgeht«, sagte Henry. »Ich habe dich gehört. Du wirst dich bei dem Wettbewerb bestimmt nicht blamieren. Im Gegenteil.« Sie zwinkerte ihr hinter Janice’ Rücken zu, die aufgestanden war, um sich ein Glas Cola einzuschenken. No risk, no fun. »Wenn du kein Wagnis eingehst, wirst du nie wissen, ob es ein Fehler gewesen ist.«
    Am Ende war Pauline genauso unentschlossen wie zuvor. Insgeheim hoffte sie, Constantin könnte ihr den entscheidenden Rat geben.
    Inzwischen hatten sie ihr Ziel erreicht. Erstaunt sah sie sich um – ein Fabrikgelände mit einem gepflasterten Hof voller Pfützen? Mickrige Bäume hatten sich rundherum angesiedelt. In einem der zweigeschossigen Backsteingebäude war Licht zu sehen, und dorthin führte er sie nun. Sie dachte an das Spanking- Buch, das sie auf Henriettes Schreibtisch gefunden hatte, und ihr wurde mulmig zumute.
    Worauf habe ich mich diesmal eingelassen?
    Doch als sie gleich darauf ein improvisiert wirkendes Restaurant betraten, verflog ihre Sorge. Constantin schien sich ausweisen zu müssen, dann öffneten sich ihnen die Türen. Die junge Frau, die sie begrüßte, lächelte Pauline zu, führte sie wenig später an einen Tisch für zwei und entzündete ein Teelicht. »Ich bin Maya und begleite euch heute Abend. Es beginnt bald. Wollt ihr trotzdem noch einen Aperitif?«
    Constantin lehnte ab, bat jedoch um Wasser. »Du magst es still, oder?«, fragte er.
    »Ja, bitte«, sagte Pauline, und als sie allein waren, fügte sie mit gedämpfter Stimme hinzu: »Was ist das hier? Ein konspirativer Fress-Treff?«
    »So etwas in der Art. Junge, ambitionierte Köche, wechselnde Locations und ein Hauch von Risiko.«
    Neugierig sah sich Pauline um. Die Tische und Stühle wirkten zusammengesucht, von der hohen Decke hingen einfache Industrielampen aus Metall, die in gleichmäßigen Abständen Lichtinseln in der alten Fabrikhalle schufen. Deutlich sah sie die Stellen, an denen einst vermutlich große Maschinen am Boden befestigt gewesen waren. Die Löcher waren nachlässig verputzt worden und wirkten wie kleine hellgraue Tupfen auf dem ansonsten fast schwarzen Beton. Das Publikum war gemischt. Szenevolk saß neben Anzugträgern aus der City. Nachbarn schienen sich ebenso eingefunden zu haben wie die Avantgarde.
    »Cool. Und was ist so gefährlich daran, dass du dich am Eingang sogar ausweisen musstest? Doch nicht etwa das Essen?«
    Er zwinkerte ihr zu. »Die Behörden. Diese Dinnerpartys sind illegal, deshalb werden sie als Privatfeste veranstaltet, zu denen nur Zutritt hat, wer eine persönliche Einladung besitzt.«
    »Damit kann ich leben«, erwiderte sie erleichtert, dass es nichts Schlimmeres war, und griff nach dem Brot, das Maya zusammen mit Olivenöl und weiteren Dips gebracht hatte.
    Die Vorspeise war ein Traum und verführte dazu, alles andere zu vergessen. Sie sprachen über die unterschiedlichsten Dinge, nur nicht über sich selbst. Doch ihre Frage brannte ihr so sehr auf der Zunge, dass sie schließlich nicht länger warten konnte. »Ich habe ein Angebot bekommen.«
    »Ja?«
    Täuschte sie sich, oder saß Constantin auf einmal aufrechter? »Ein Engagement in Deutschland. Die Audition, erinnerst du dich? Jemand aus dem Theater hat meinen Sandmann gehört, und nun wollen sie mich trotz der Blamage in Covent Garden.«
    »Und was willst du?«
    »Ich weiß nicht … Es würde Sicherheit bedeuten. Ein reguläres Einkommen. Jetzt, da Tante Jillian tot ist, kann ich auf ihre Hilfe nicht mehr bauen.« Vergeblich wartete sie auf eine Antwort Constantins und fuhr schließlich fort: »Henry meint, die Agentur hätte recht damit, mir davon abzuraten. Janice findet, ich sollte das Angebot annehmen.« Erwartungsvoll sah sie ihn an. Doch Constantin verzog keine Miene.
    Nachdem Maya ihre Vorspeisenteller abgeräumt hatte, fragte er noch einmal: »Was willst du, Pauline?«
    »Deinen Rat.« Es war heraus, bevor sie darüber nachdenken konnte.
    »Da ist doch noch etwas?« Er betrachtete sie aufmerksam.
    Schließlich erzählte sie ihm von ihrem anderen Problem. »Jillian hat mir das Haus vererbt.«
    »Wie schön für dich.«
    »Ja, aber nicht für Marguerite. Es ist auch ihr Zuhause. Natürlich ist es vollkommener Blödsinn, aber sie möchte nicht diejenige sein, die meine Zukunft als Sängerin gefährdet. Und darum will sie, dass ich verkaufe.«
    »Was hat das denn mit deiner Gesangslaufbahn zu tun?«
    »Weil sie ebenso gut wie

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