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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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für Paulines angegriffene Nerven. Es waren so viele Leute gekommen – viel zu viele. Schüler von Jillian, die sie als exzellente Yogalehrerin geschätzt hatten. Dazu die Galeristin aus Oxford, mit der Marguerite zusammenarbeitete, zahlreiche Freunde der beiden, viele Dorfbewohner – und sogar David, Nina und Janice waren angereist.
    Mit Henry hatte Pauline vorher lange darüber gesprochen, wie sehr sie bei Trauerfeiern litt, und mit Nicholas’ Unterstützung war es ihr gelungen, die Freundin davon zu überzeugen, in London zu bleiben.
    »Du hast genug für mich getan, Henry«, sagte sie ihr am Telefon. »Am liebsten würde ich selbst nicht hingehen, aber ich muss Marguerite zur Seite stehen. Wir sehen uns ja morgen.«
    Als endlich alle Gäste abgefahren waren und Pauline sich von Marguerite verabschiedet hatte, kehrte sie allein in die Stadt zurück. Constantin war gleich nach der Beisetzung aufgebrochen. Irgendetwas Geschäftliches in Shanghai – oder hatte er Singapur gesagt?

9 London – Zeit des Wartens
    Seit der Beerdigung waren Tage vergangen, und noch immer hatte Pauline keine Gelegenheit gefunden, Constantin von dem Wettbewerb zu erzählen.
    Er verhielt sich ohnehin merkwürdig distanziert. Nur einmal kam eine SMS, in der er sich mit wenigen Worten nach ihrem Befinden erkundigte. Pauline war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Wollte er rücksichtsvoll sein und sie nicht zu sehr bedrängen? Oder lag ihm einfach doch nichts an ihr?
    Sie hätte alles für seine Nähe gegeben – für ein paar zärtliche Berührungen. Doch selbst die Initiative zu ergreifen traute sie sich nicht, und so saß sie auch an diesem verregneten Abend allein in ihrem Zimmer und verging fast vor Sehnsucht. Mit Ausnahme der wenigen Monate, während derer sie mit jemandem zusammen gewesen war, hatte sie ihr Singledasein genossen und höchstens hier und da einmal geflirtet oder geknutscht. Sie hatte also viel mehr Zeit ohne als mit Sex verbracht. Doch seit der Begegnung mit Constantin war ihre Libido erwacht, die nun ungewohnt vehement danach verlangte, befriedigt zu werden.
    Schamlos rief ihr Kopf anregende Erinnerungsfetzen hervor: die Unsicherheit, als sie mit verbundenen Augen vor ihm gelegen hatte, seine Hand auf ihrer Taille, der Tonfall, mit dem er sie ma petite nannte …
    Sie kam sich vor wie Marguerite, damals, als die sich das Rauchen abgewöhnen wollte. Auch sie war regelrecht auf Entzug. Sex-, nein Constantin-Entzug.
    Das ist doch lächerlich! Sogar die Freude am Singen wollte nicht mehr recht aufkommen. Lustlos blätterte Pauline in ihren Noten, ging in der leeren Wohnung auf und ab, setzte sich irgendwann vor Henrys Computer und sah sich die wenigen Fotos an, die es im Internet von Constantin gab. Eines lud sie sich schließlich aufs Handy. Jetzt bist du immer bei mir. Sie küsste das Display und kam sich furchtbar albern dabei vor.
    Der Tisch ihrer Freundin war übersät mit Kostümzeichnungen, Stoffproben und sogar skizzierten Bühnenbildern. An den Wänden hingen fertige Figurinen. Hier wohnte zweifellos jemand, dessen Herz für das Theater schlug, aber es war nicht das Zimmer einer Sängerin. Neugierig sah sie sich die Skizzen an. Henry verfügte offensichtlich über Talent und Leidenschaft. Ihre Stimme war gut, doch als Kostümbildnerin hatte sie ihre wahre Profession gefunden.
    Als sie die Blätter zurücklegte, passierte es. Ein Stapel daneben geriet ins Rutschen, und sie konnte gerade noch verhindern, dass alles zu Boden segelte. Unter den Zeichnungen lag ein leuchtend blaues Buch. Spanking und die Lust am Risiko lautete der Titel.
    Behutsam zog sie es hervor und kehrte mit der Lektüre in ihr Zimmer zurück, setzte sich in den einzigen Sessel und schlug die erste Seite auf. Es war ein Ratgeber, stellte sie bald fest. Der Autor schrieb ziemlich unterhaltsam und behauptete von sich, angetreten zu sein, um zu zeigen, dass die interessierten Leser mit ihren Gelüsten nicht allein waren.
    Zweieinhalb Stunden und eine Tasse Tee später legte Pauline das Buch beiseite. Vieles hatte sie kaltgelassen, in einigen Beschreibungen aber hatte sie sich wiedergefunden, und diese Erkenntnis entfachte ein so überwältigendes Begehren in ihr, dass sie den langen Wollrock hochzog, die Hand in ihre Strumpfhose unter den Saum des Höschens schob und sich streichelte. Doch das war nicht genug. Sie sprang auf und holte die Sterne, die Constantin ihr in der Silvesternacht angesteckt hatte, aus ihrem Versteck.
    Sie

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