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Gib mir mehr - Scharfe Stories

Gib mir mehr - Scharfe Stories

Titel: Gib mir mehr - Scharfe Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Mueller
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einmal ein schwächeres Gift zu sein als der Geruch nach Schweiß und das raue Lachen, das ihn bis in seine Träume hinein verfolgte.

    Lord William James Aston Brodie hatte allen Sinn für Schicklichkeit verloren und lief einem Zigeuner hinterher. Er bezahlte sogar für das Privileg. Du lieber Himmel, wie die Klatschtanten sich in London das Maul zerreißen würden, wenn sie es wüssten! Sie würden lachen und ihm bei seinem nächsten Besuch die Tür vor der Nase zuschlagen. Schlimm genug, dass er einer Person hinterherlief, die niedriger war als jeder Dienstbote, aber dass es auch noch ein Mann sein musste!
    Aber wie sehr er sich auch einen Dummkopf schalt, in kaltem Wasser badete und das mehr als willige Zimmermädchen fickte, er fand sich immer wieder auf diesem Weg. Und dabei war es erst eine Woche her, dass er sich geschworen hatte, nie wieder hier entlangzureiten.
    Vor einem Jahr hatten die Zigeuner um die Erlaubnis gebeten, auf seinem Land lagern zu dürfen, und sie hatten ihm einen schlanken Boten geschickt, mit kastanienbraunen Locken, die im Kerzenschein wie Honig glänzten, einem Lächeln, das ihm Lustschauer durch die Lenden jagte, und einer vollkommenen Missachtung von Position, Titel und Status ihres Gastgebers.
    Sein Geld war allerdings von Anfang an willkommen gewesen. Wütend über die Arroganz des Bettlers und über die Maßen erregt von dem klaren, festen Blick und dem geschmeidigen, halbnackten Körper, hatte Brodie noch in derselben Stunde den Zigeuner auf seinem Schreibtisch genommen. Sein Verlangen war so heftig gewesen, dass er sich noch nicht einmal entkleidet hatte.
    In jenem Sommer waren die Zigeuner einen Monat lang geblieben, und in Brodies Erinnerung bestand diese Zeit nur aus Freude und Lust. Dann jedoch hatten sie sich
eines Nachts ohne ein Wort davongemacht, und er hatte lediglich ein Zweiglein Rosmarin unter seinem Kopfkissen gefunden. Seine Dienstboten verstanden nicht, warum ihr Herr in den darauf folgenden Monaten so schlecht gelaunt war, wenngleich einige sicher ahnten, woran es lag.
    Den ganzen Winter über hatte Brodie zu seinem eigenen Entsetzen viel zu oft an den Zigeuner gedacht, und alles in seiner Welt war ihm auf einmal zu hochgezüchtet, zu gezwungen und zu künstlich vorgekommen. Er ging zu Empfängen und auf Bälle, tanzte und spielte zu viel, erwarb sich den Ruf, geheimnisvoll zu sein, und langweilte sich zu Tode. Als der Frühling nahte, begab er sich nach Hause und wartete.
    Vor über vierzehn Tagen war der Kerl schließlich zu ihm gekommen, und schon ein paar Minuten später hatte Brodie ihn auf die Knie gezwungen, ihm seine Männlichkeit in den Mund gestoßen, mit den Händen in die schweißnassen Locken gegriffen und stumm aufgeheult, als er gekommen war. Eine ganze Woche mit ihm hatte er sich gegönnt, und dann war er wieder nüchtern geworden und hatte sich acht Tage und sieben Nächte von dem Zigeuner fern gehalten.
    Auch heute hatte er sich eigentlich nicht betrinken wollen. Er hatte gar nicht hier sein wollen, aber das eine hatte unweigerlich zum anderen geführt. Noch nie in seinem Leben war er so willenlos einem Verlangen gefolgt, und in die Lust, die er verspürte, mischte sich Wut auf die eigene Person und auf den Zigeuner.
    Aber bei Gott, er ließ sich wunderbar ficken. Brodie setzte sich im Sattel zurecht, wobei er sich wünschte, dass seine Reithose weiter geschnitten wäre.

    Heute Abend war das letzte Mal. Es musste sein. Er – ein Lord des Königreichs – konnte unmöglich in einem Zigeunerlager aufkreuzen, um seine Lust zu befriedigen. Es war undenkbar.
    Vielleicht würde ihn ja ein letzter Besuch von diesem Wahnsinn heilen, der seine Gedanken zu jeder Tages- und Nachtzeit beherrschte. Er schlief ja noch nicht einmal mehr.
    In diesem Augenblick wieherte Bess leise, und Brodie richtete sich wachsam auf. Seine soldatisch strenge Ausbildung war stärker als jede Trunkenheit, vor allem in Momenten der Gefahr. Gerade bedauerte er, keine Waffe mitgenommen zu haben, als er die Gestalt, die sich im Mondlicht hell gegen die Bäume abhob, erkannte. Brodie lief ein Schauer über den Rücken.
    Der Zigeuner wartete auf ihn, und sein weißes Hemd schimmerte in der Dunkelheit. Grinsend trieb Brodie sein Pferd an.
    Dann stand er vor dem Mann. »Doyle.« Das war der einzige Name, den der Zigeuner jemals angegeben hatte. »Hast du auf mich gewartet?«
    »Ich habe auf niemanden gewartet, aber ich habe die Stute gehört, deshalb bin ich stehen geblieben.«
    Mit

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