Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
leider erkrankt.“
Die Aussage schien das Kätzchen zu befriedigen. Sie beugte sich nach vorne und ließ ihre roten Klauen Rafaels Arm hinaufwandern. Dann tauchte sie mit ihren Augen wieder in seine ein. „Ich gehe davon aus, dass Sie eine Menge einflussreiche Leute in den Staaten kennen“, flüsterte sie verschwörerisch, „oder?“
„Ja, mehr oder weniger.“
„Oh, Rafael, das ist ja fantastisch!“, triumphierte Clarissa. „Wir beide sollten uns nicht aus den Augen verlieren. Rufen Sie mich doch mal an!“ Sie pfriemelte eine Visitenkarte aus ihrer Louis Vuitton Tasche und schob sie über den Tisch. „Ich kann es kaum erwarten, mich mit Ihnen auszutauschen“, setzte sie mit anzüglichem Unterton hinzu.
Gedankenverloren starrte Rafael auf die Karte, zeigte aber keinerlei Reaktion auf diese unverblümte Anmache.
Clarissas diamantenbesetzte Armbanduhr schimmerte protzig, als sie einen Blick darauf warf. Sie ließ den Arm sinken, leerte zügig das Champagnerglas und sprang auf. „Entschuldigt mich bitte, ich muss los.“ Hastig schnappte sie ihre Handtasche. „Du bekommst das neue Drehbuch in spätestens zwei Wochen, Valerie.“ Mit diesen Worten stürzte sie auf Rafael zu, der sich in der Zwischenzeit gentlemanlike erhoben hatte, pflanzte ihm vertraulich rechts und links ein Küsschen auf die Wange und flüsterte ihm etwas zu, was Valerie anscheinend nicht zu Ohren kommen sollte. Und dann war der knallrote Steppenbrand verschwunden und hinterließ jede Menge verbrannte Erde. Gleich darauf hörte man im Hof das Knirschen von Autoreifen, die sich im Eiltempo entfernten.
Rafael fiel wieder auf seinen Stuhl, griff nach dem Champagnerglas und nippte nachdenklich daran. „Großer Gott, was war das denn?“, flüsterte er nach einigen Sekunden.
„Wie bitte?“
Mit Fragezeichen in den Augen schaute er Valerie an. „Auf was ist die Frau aus? Auf meinem Körper oder meine Beziehungen?“
Ein unerwartetes Glücksgefühl durchströmte Valerie. Hatte ihr Instinkt sie also doch nicht irregeführt? Rafael war eindeutig anders als die meisten Männer. Und sie hatte schon befürchtet, Clarissa hätte ihn in einen sabbernden Idioten verwandelt. Versonnen lächelnd zuckte sie die Achseln. „Vermutlich auf beides. Sie ist eine der mächtigsten Agentinnen Deutschlands, und sie geht über Leichen. Tja, das wird nicht einfach für Sie werden, sie sich wieder vom Hals zu schaffen.“
„Na, herrlich!“
Zögerlich klemmte sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Darf ich Sie etwas fragen, Rafael?“
„Natürlich.“
„Geht es Ihrem Vater sehr schlecht.“
Verdattert blickte er auf. „Meinem Vater?“
„Ja, Sie sagten doch, er sei krank.“
Kurz flatterten Rafaels Augenlider. „Ach so, natürlich. Sein Herz macht ihm Probleme. Er ist vor ein paar Wochen in den Ruhestand getreten. Ich denke, das wird ihm guttun.“
„Verstehe. Wo hat er denn gearbeitet?“
„Oh, er war … in der Regierung, aber entschuldigen Sie mich, Valerie. Ich muss noch etwas erledigen.“ Mit diesen Worten sprang er auf und hetzte zur Tür hinaus, als wäre eine Horde Elefanten hinter ihm her.
Noch lange hockte Valerie gedankenverloren am Tisch, stierte auf das volle Champagnerglas, das Rafael vor allem mit Verachtung gestraft hatte und auf Clarissas Visitenkarte, die er vergessen hatte. Und nachdem sie ihr Glas gelehrt hatte, machte sie sich über seins her. Derweil zerbrach sie sich den Kopf über seine Laufbahn in den Staaten. Die dubiose Geschichte mit seinem Vater irritierte sie ebenso, und sie hätte Stein und Bein geschworen, dass hier etwas im Argen lag.
Kapitel 7
Wie angewurzelt blieb Valerie stehen, als sie Rafael am Morgen auf der Harley sitzend vorfand. Ihr stockte der Atem. So viel geballte Männlichkeit war mehr, als sie um diese Uhrzeit ertragen konnte.
Die Sonnenbrille hatte er leger auf das glänzende schwarze Haar geschoben, während die Anzugjacke an der geöffneten Vordertür des Daimlers baumelte. Ihr Blick wanderte über seine breiten Schultern und kräftigen Oberarme. Hach! Wie er sie jetzt an Tom Cruise in Top Gun erinnerte, der mit seiner schwarzen Kawasaki Ninja lässig über die Highways jagte!
Leise, um ihn ja nicht aufzuschrecken und diese herrliche Vision zu zerstören, ließ sie sich mit dem Rücken gegen die Garagenwand sinken. Ach, das waren noch Zeiten gewesen, als sie als Stuntfrau ihre Brötchen verdient hatte.
Wie sehr hatte sie diesen Job geliebt!
In Erinnerungen schwelgend, ging sie
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