Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
ihre Blöße. Ansonsten sah er nur noch nackte Haut, mehr als er jemals zuvor an einer Frau gesehen hatte, und das auf schätzungsweise einen Meter achtzig verteilt.
Er schluckte und zog nervös an seinem Hemdkragen herum. Du liebe Güte, wohin hatte sich nur der ganze Sauerstoff verflüchtigt? Seine Körpertemperatur schoss katapultartig in die Höhe, während Angelina mitleiderregend vor sich hin schlotterte. Und in diesem Moment hätte er dafür getötet, sie in die Arme reißen zu können und seine überschüssige Energie mit ihr zu teilen.
Mit wachen Augen verfolgte er, wie drei Frauen auf die Schauspielerin zuflitzten und sie zu einem grell ausgeleuchteten Stuhl führten, wo sie sie einölten, puderten, schminkten und frisierten. Angelinas konstantes Genörgel und ihr zickiges Gehabe ignorierte die Filmcrew beharrlich. Jahrelange Praxis mit den Größen des Showbusiness hatte sie offensichtlich abstumpfen lassen. Und selbst das theatralische Niesen angesichts des vermeintlich minderwertigen Puders nahm die Visagistin auf die leichte Schulter.
Doch dann, auf einen Wink des Fotografen hin, veränderten sich Angelinas Gesichtszüge. Als hätte jemand bei ihr ein Licht angeknipst, strahlte sie von einer Sekunde zur nächsten bis über beide Ohren und rekelte sich verführerisch. Das miesepetrige Frauenzimmer von eben gehörte der Vergangenheit an. Und so langsam steuerte Rafaels Körper auf den Siedepunkt zu. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln bis sein Blut vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand überging. Mit angehaltenem Atem begutachtete er die bildhübsche, fast nackte Frau, die sich vor ihm auf dem Boden wälzte. Und zum allerersten Mal war er ausnahmslos von Zacharias’ und Gregors Auswahl überzeugt.
Angelinas lasziv geöffnete Lippen schimmerten betörend. Die halb geschlossenen Augen drückten Leidenschaft pur aus. Ihre glänzenden Locken tanzten im Wind und ihre festen Brüste wogten eindrucksvoll bei jeder Bewegung. Rafaels Blick flog über ihre schlanke Taille und saugte sich an dem Tattoo auf ihrer rechten Hüfte fest. Alter Schwede! Ein Skorpion! Wie gebannt glotzte er auf den erhobenen Stachel des Tieres.
Hektisch pulsierte Rafaels Blut und bahnte sich schnurstracks einen Weg in den Unterleib. Das stechende Gefühl in den Lenden schien ihn förmlich zu zerreißen. Und mit erschreckender Intensität wurde ihm eins bewusst: Es spielte keine Rolle wie zickig diese Frau war, er wollte sie! Er musste sie besitzen!
Sie würde ihn nach Siria begleiten und seine Kinder bekommen!
Erst ein Seitenhieb von Valerie, die unbemerkt neben ihm aufgetaucht war, ließ ihn aufschrecken. Mit einer wegwerfenden Handbewegung wies sie auf ein paar jugendliche Gaffer hin, die sich klammheimlich von der Seite angepirscht hatten, während er in anderen Sphären geschwebt hatte. Mit Gewalt riss er sich von Angelinas verlockendem Anblick los und verscheuchte die Jungs ungewöhnlich barsch.
Was mussten sie auch stören?
Und um ja nichts zu verpassen, wirbelte er auf der Stelle herum und widmete sich erneut der fleischgewordenen Göttin, die sich ohne zu murren mit einem hinreißenden Lächeln auf den Lippen mindestens zweihundert Mal ablichten ließ, und dies in den unbequemsten Posen und bei eisigen Temperaturen. Hätte er es nicht besser gewusst, wäre die Vermutung nahegelegen, dass es ihr Spaß bereitete. Und schlagartig begriff er, warum Angelina so gefragt war.
Valerie hingegen vernachlässigte ihren Job wie selten zuvor, denn sie hatte nur noch Augen für Rafael. Wie jeder Mann innerhalb einer Dreimeilenzone stierte er den makellosen Körper ihrer Chefin an. Dieser Trottel! Prompt fühlte sie sich versucht, ihn mit dem Kugelschreiber in ihrer Hand zu erstechen.
Hatte sie eigentlich nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt, als sie gemutmaßt hatte, er wäre anders als seine Artgenossen? Wäre erhaben über weibliche Reize?
Wie dämlich konnte ein Mensch nur sein?
Ein vermummter Attentäter hätte neben dem Herrn Bodyguard einen Sprengsatz zünden können, ohne dass dieser dessen gewahr worden wäre. Immer wieder zerrte er nervös an seiner Krawatte und dem Hemdkragen herum, der anscheinend zu eng saß. Valerie wollte gar nicht so genau hinsehen, ob ihm zumindest seine Hose noch passte. Wie hatte sie nur glauben können, der Märchenprinz könnte an Aschenputtel Gefallen finden, wenn doch nebenan Cinderella wohnte? Sie würde wohl nie erwachsen werden.
Erst das überstürzte Aufbrechen
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