Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
der Crew rief ihr ins Bewusstsein, dass das Shooting beendet war. Angelina torkelte hoch, streckte sich stöhnend, klaubte mit fahrigen Fingern ihren Pelz auf und warf ihn sich über. Dann taumelte sie auf Rafael zu, drückte ihm wortlos ihre Dreitausend-Euro-Tasche in die Hand und hakte sich bei ihm unter. Eng an ihn geschmiegt, stakste sie gefährlich strauchelnd auf ihren High Heels durch den Kies. In Windeseile flogen seine Hände um ihre Taille und fingen sie auf. Und da ihr der schwere, teure Pelz immer wieder von den nackten Schultern rutschte, schlang ihr übereifriger Bodyguard schließlich einen Arm um sie und manövrierte sie souverän und zielsicher zum Wagen.
Kurz formierten sich in Valeries Kopf Bilder, wie er auf einer mehrspurigen Prachtstraße den Präsidenten der Vereinigten Staaten abschirmte, und sie zermarterte sich erneut das Gehirn darüber, warum dieser umwerfende Bodyguard sich mit einer relativ bedeutungslosen Schauspielerin zu Frieden gab. Sie würde zu Hause noch einmal haarklein seine Referenzen durchforsten, um Licht ins Dunkel zu bringen. Allerdings schwante ihr, dass sie sich an seiner vermeintlichen Tätigkeit beim Secret Service die Zähne ausbeißen würde.
Flugs trippelte sie hinter Rafael und dem bemitleidenswerten Bündel in dessen Arm her, da sie kein gesteigertes Interesse daran hegte, mitten in der Pampa vergessen zu werden. Zähneknirschend musste sie mit ansehen, wie Angelina ihren Kopf hoheitsvoll auf seine Schulter sinken ließ und sich noch näher an ihren stattlichen Bodyguard schmiegte. Geradezu entrückt schwebten die beiden dem Wagen entgegen, als befänden sie sich in einer anderen Galaxie. Es fehlte nur noch, dass der edle Ritter das unglückselige Burgfräulein auf seine starken Arme hob und sie über den unebenen Boden trug, damit sie sich ihre empfindlichen Füßchen nicht verletzte.
Außer sich vor Wut kickte Valerie die unschuldigen Steinchen vor ihren Füßen durch die Gegend, die knirschend um sie herum zu Boden torkelten. Noch nicht einmal ihr Schmerzensschrei, als ein größeres Exemplar sie zum Stolpern brachte, rüttelte die beiden Träumer auf.
Frustriert humpelte sie weiter.
Der Zwischenfall, der sich dann ereignete, lenkte sie jedoch blitzschnell von den Schmerzen ab.
Sie hatten gerade die Straße erklommen und waren im Begriff den Wagen zu besteigen, als drei kleine Mädchen in bunten Mäntelchen und Mickey Mouse-Stiefeln torpedoartig angeschossen kamen. Sie wedelten mit Zetteln und Stiften und flitzten auf Angelina zu, begierig auf ein Autogramm, wobei sich die Eltern verschmitzt lächelnd im Hintergrund hielten. Valerie erwartete Rafaels Eingreifen, doch da dieser in den Kleinen keine Gefahr zu sehen schien, ließ er den Geschehnissen ihren Lauf.
Entsetzt schlug sie sich eine Hand vor den Mund. Offensichtlich hatte er nicht den Hauch einer Ahnung, was als Nächstes passieren würde!
Wie ein scharfer Dolch durchschnitt der gellende Schrei die kühle Frühlingsluft. „Rafael, jagen Sie sie weg. Na los! Auf was warten Sie denn noch!“, quiekte das Burgfräulein, als wäre ein Rudel hungriger Wölfe hinter ihr her.
Die Mädchen hielten wie vom Donner gerührt inne und verwandelten sich binnen Sekunden in Heulbojen. Fassungslos sauste Rafaels Blick zwischen Angelina und den plärrenden Würmern hin und her und suchte in allen Richtungen nach der vermeintlichen Gefahr. Doch außer den wartenden Eltern, denen es inzwischen das Lächeln mächtig verhagelt hatte, war weit und breit kein Mensch in Sicht.
„Aber es sind doch nur Kinder“, startete er den Versuch, die leidende Showgröße zur Ordnung zu rufen.
„Richtig!“, kreischte diese schrill. „Schaffen Sie sie weg, und lassen Sie nie wieder solche Monster in meine Nähe. Es gibt nichts auf der Welt, was ich abgrundtiefer hasse als Kinder. Sie sind wie Ratten. Sie übertragen Krankheiten.“
Rafaels entsetzter Gesichtsausdruck würde Valerie wohl für alle Zeiten im Gedächtnis haften bleiben. Es war gekommen, wie sie ihm prophezeit hatte: Er hatte binnen kürzester Zeit mehr über Angelina erfahren, als ihm lieb war.
Kapitel 8
„David, David! Sie hasst Kinder!“, kreischte Rafael hysterisch ins Telefon, während er hektisch in seiner Wohnung auf und ab wanderte.
„Nun mal langsam mit den jungen Pferden“, vernahm er eine beruhigende Stimme. „Wer hasst Kinder?“
Er verdrehte die Augen. „Blöde Frage! Angelina natürlich!“
„Oh!“, war die sprachgewandte Antwort des
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