Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
sich höflich, nachdem er die Sonnenbrille auf den Kopf geschoben und das Jackett zurechtgerückt hatte.
Ein Paar große dunkle Augen sondierten ihn von oben bis unten. „Ja, bitte“, flüsterte die rassige Schönheit nach kurzer Bedenkzeit.
Eine halbe Stunde später ruhten ihre Finger auf seinem muskulösen Oberarm und seine Augen auf ihrem Dekolleté. Nach drei weiteren Stunden hatte er in einem Fünfsternehotel in der Münchner City einige der obskuren Praktiken ausprobiert, die ihm in den Pornos ins Auge gestochen waren. Verschmitzt grinsend musste er zugeben, dass die Erdenbewohner definitiv wussten, was Spaß bereitete. Vor allem die Nummer unter der Dusche, zu der ihn die unersättliche Rothaarige am Schluss animiert hatte, hatte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.
Während sie sich mit einem leidenschaftlichen Kuss von ihm verabschiedete, schob sie ihm wortlos ihre Visitenkarte zu, und auch wenn er nicht an ein Wiedersehen glaubte, würde er das gute Stück vorerst einmal aufbewahren. Mit gestrafften Schultern und geschwellter Brust verließ er das Hotel und nahm sich fest vor, es am nächsten Tag mit einer Blondine zu versuchen, der größten Herausforderung schlechthin.
Die Klingel ertönte. Valerie schreckte hoch.
Wer konnte das sein?
Auf dem Grundstück herrschte Totenstille, seit Rafael gegen Mittag ausgegangen war. Schon seit zwei Tagen hockte sie am Schreibtisch und suchte Belege für Angelinas Steuererklärung zusammen. Eine frustrierende Aufgabe, nicht nur, weil die Rechnungen teilweise bis zur Unkenntlichkeit zerrupft oder in Rotwein getränkt waren, sondern, weil ihr auch jegliches Verständnis für den Sinn und Zweck mancher Ausgaben fehlte. Der Steuerberater würde zutiefst entzückt sein, wenn sie ihn mit ausufernden Rechnungen über Kosmetikbehandlungen, Wellness und Abendgarderobe aufs Finanzamt losließ.
Nachdenklich blickte sie zur Tür, bevor sie langsam die Schreibtischschublade aufzog und nach der Waffe griff, die sie sich während des Scheidungsprozesses zugelegt hatte. Da hörte sie Rafaels Stimme. „Valerie, sind Sie da? Ich bin es.“
Erleichtert schloss sie die Schublade wieder. Eine bedrückende Unruhe hatte sie am gestrigen Abend überfallen, als Rafael verkündet hatte, dass er in die Stadt fuhr. Denn auch wenn das Haus schwerer zu knacken war als Fort Knox, hasste sie es, mutterseelenallein auf dem riesigen Anwesen auszuharren. Erst als sie am frühen Morgen den blubbernden Sound des Porsches vernommen hatte, war sie beruhigt eingeschlafen. Am Nachmittag allerdings hatte Rafael das Anwesen erneut verlassen, und sie hatte ihn nicht zurückkommen gehört. Aber da sich dieser Mann mit der Geschmeidigkeit und Präzision einer gigantischen Wildkatze bewegte, war das nicht weiter verwunderlich.
Ob es eine Frau in seinem Leben gab? Wenngleich er das nie erwähnt hatte, wäre es weiß Gott keine Überraschung. Mit seinem himmlischen Aussehen war der Mann mitnichten gezwungen, ein Single-Dasein zu fristen und spielte wahrscheinlich frauentechnisch in seiner ganz eigenen Liga. Denn wer würde diesen Kerl schon von der Bettkante schubsen?
Als sie die Tür öffnete, lehnte er im Halbschatten an der Wand des Hausgangs, da er wie üblich auf jegliche Beleuchtung verzichtet hatte. Einmal mehr stellte sie sich die Frage, ob dieser Kerl über ein eingebautes Nachtsichtgerät verfügte. Sie tastete nach dem Lichtschalter, und als die Vierzigwattbirne an der Decke Rafael in ein mattes, goldenes Licht tauchte, verschlug es ihr kurzfristig die Sprache. Zum ersten Mal begegnete er ihr in Freizeitkleidung, und sie musste sich eingestehen, dass er in den engen Jeans und dem beigefarbenen Hemd eine mindestens genauso gute Figur abgab wie im dunklen Anzug.
„Hallo, Rafael“, krächzte sie in dem Versuch, sich zusammenzureißen. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, dass sie ihn angeglotzt hatte wie ein verführerisches Tiramisu.
Doch er lächelte nur und seine blauen Augen strahlten herzlich wie immer. „Komme ich ungelegen?“
Sie winkte ab. „Nein, nein. Nur langweilige Steuerrechnungen. Kein Problem.“
„Schön. Hören Sie, Valerie, ich würde Sie gerne morgen Abend zum Essen ausführen, damit wir uns mal etwas besser kennenlernen. Was meinen Sie?“
„Ach, Rafael, das ist wirklich nett, aber ich gehe eher selten aus.“ Valerie blickte in seine faszinierenden Augen und hätte sich im gleichen Moment am liebsten in den Hintern getreten. Hatte sie diesem süßen Kerl
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