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Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Titel: Gib mir meinen Stern zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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gerade allen Ernstes einen Korb gegeben?
    „Aber Valerie!“, bettelte er. „Sie werden sich doch hier nicht eineseln wollen?“
    Irritiert guckte sie ihn an. „Igeln.“
    „Ja, natürlich. Dieses Amerikanisch hat mir ganz schön die Muttersprache verschweint.“
    Dieses Mal unterließ sie es, ihn zu verbessern.
    „Sie könnten mir ein paar nette Restaurants zeigen“, quasselte er unbeirrt weiter. „Ich kenne mich hier doch gar nicht aus. Bitte! Mir zuliebe!“
    „Also gut“, hörte sie sich überrascht sagen, so als ob sich ihre Stimme vom Gehirn abgekoppelt hätte. „Ich reserviere uns einen Tisch für morgen Abend. Was mögen Sie denn? Bayrisch, italienisch, französisch?“
    „Das überlasse ich Ihnen. Übrigens, gilt ihr Angebot mit dem Motorrad noch?“
    „Ja, natürlich.“
    „Möchten Sie vielleicht morgen früh ein paar Runden mit mir kreisen?“
    „Drehen“, stammelte sie, während sie sich als Sozia fest an ihn gepresst sah und die Temperatur um sie herum plötzlich um zehn Grad zu steigen schien. Nur was für ein Problem hatte der Mann mit der Sprache? „Ihr Deutsch ist wirklich lustig“, befand sie. „Ehrlich gesagt ist es mir noch ein bisschen zu frostig fürs Motorrad. Aber nutzen Sie es, wann immer Sie wollen. Der Schlüssel steckt. In der Garage liegen jede Menge Helme. Irgendeiner wird schon passen.“
    Rafael war schon lange verschwunden, als sie immer noch wie versteinert hinter der Eingangstür ausharrte. Und als sie erneut die Rechnungen in Angriff nehmen wollte, war jegliche Konzentration dahin. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu ihrem Nachbarn ab. Und es waren nicht nur sein Aussehen und seine liebenswerte Art und Weise, was sie in Unruhe versetzte. Nein, da war noch etwas anderes!
    Seine Sprache irritierte sie mindestens genauso wie seine Vorgeschichte. Sie tippte seinen Namen bei Google ein, wo sich annähernd drei Millionen Ergebnisse aufbauten. Herrje, der Name Schmitt war aber auch zu gängig! Sie versuchte alle möglichen Varianten, in Verbindung mit David Chesterfield und den letzten amerikanischen Präsidenten, kam jedoch keinen Krümel weiter. So zerrte sie das Kuvert aus der Schreibtischschublade, in dem sich Rafaels Referenzen befanden. Das Zeugnis, das David Chesterfield ihm ausgestellt hatte, war erstklassig. Genau wie das Schriftstück aus dem Weißen Haus. Makellos, aber extrem nichtssagend.
    Sie blickte auf die Uhr und griff nach dem Telefonhörer. Wenn sie schon Verbindungen nach Hollywood hatte, warum sie nicht nutzen?

    Am nächsten Morgen wurde sie früh durch das satte Blubbern der Harley aus dem Schlaf gerissen. Grollend schien das Motorrad aus seinem Winterschlaf zu erwachen. Während sie sich ins Bad schleppte, hörte sie das Knirschen des aufspritzenden Kieses, verursacht durch durchdrehende Reifen. Wehmütig lehnte sie sich mit dem Rücken an die Badezimmertür, bevor sie schließlich unter die Dusche trottete.
    Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatte, widmete sie sich zähneknirschend erneut dem Rechnungs-Tohuwabohu. Doch seltsamerweise konnte sie sich heute noch weniger konzentrieren. Immer wieder sah sie im Geiste hochgezüchtete Motorräder, waghalsige Stunts und letztendlich einen dunkelhaarigen Bodyguard mit strahlend blauen Augen.
    Irgendwann hielt sie die Anspannung nicht mehr aus und gab sich in Gedanken einen Tritt.
    Schluss mit dem Eremitenleben!
    Es war allerhöchste Zeit, aus diesem Gefängnis auszubrechen. Kampfeslustig wischte sie mit der Hand den Papierkram beiseite. Scheppernd flogen ein paar Kugelschreiber zu Boden. Rechnungsbelege und Kreditkartenabrechnungen flatterten unkontrolliert durchs Zimmer. Sie ließ alles liegen, sprang auf und stürzte auf ihren Kleiderschrank zu.
    Fieberhaft riss sie Kleider, Blusen und Röcke heraus. Glitzernde Abendroben mischten sich mit schicken Cocktailkleidern und geschäftsmäßigen Kostümchen. Gute Güte, sie hatte schon so lange kein Date mehr gehabt, dass ihr völlig entfallen war, wie man sich für einen solchen Anlass kleidete.

    Als Rafael Punkt sieben bei ihr läutete, staunte er nicht schlecht. Die Nachbarin mit dem Pferdeschwanz hatte sich in eine elegante junge Dame verwandelt. Sie trug ein enges schwarzes Kleid, das kurz oberhalb des Knies endete und ihre gertenschlanke Figur vorteilhaft umhüllte. Die blonden Haare fielen ihr glänzend über die Schultern und die Lippen schimmerten in dezentem Rot. Die schönen blauen Augen hatte sie dunkel umrandet, was sie riesengroß

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