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Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)

Titel: Gib mir meinen Stern zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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disqualifiziert?
    Sie zog ein kleines Kästchen aus ihrer Tasche, dem sie zwei Sicherheitsnadeln entnahm. „Sorry, aber das ist jetzt ein ziemlicher Schock für mich. Du wirkst, als ob du jeden Abend ein anderes Mädchen vernaschst. Mit absoluter Enthaltsamkeit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Warum hast du das nicht vorher gesagt?“
    „Weil ich nicht dastehen wollte wie ein Trottel.“ Rafael schüttelte leicht den Kopf. „Aber nun habe ich es ja doch hinbekommen.“
    Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht, und ihm fiel ein Stein von Herzen. Sie pfriemelte ihren Blazer mit den Sicherheitsnadeln zusammen und blickte hastig auf die Uhr. „Rafael, wir sollten jetzt fahren, sonst verpasse ich noch meinen Flug. Ich werde mir in Paris durch den Kopf gehen lassen, ob ich noch einen Versuch mit dir starte oder ob sich unsere Beziehung auf rein beruflicher Ebene weiterbewegen wird. Ich hätte natürlich Verständnis dafür, wenn du dir unter diesen Umständen lieber einen anderen Job suchst. Obgleich ich das bedauern würde, denn du scheinst ein fähiger Bodyguard zu sein.“ Demonstrativ schob sie sich die Sonnenbrille auf die Nase und bekundete somit das Ende des Gesprächs. „So, und jetzt bring mich endlich zum Flughafen.“
    Während Rafael sich umdrehte, den Wagen startete und schließlich mit durchdrehenden Reifen losschoss, umspielte ein glückliches Lächeln seine Lippen. Sobald Angelina aus Paris zurückkam, war sie fällig. Dann würde er Nägel mit Köpfen machen. Bis dahin blieben ihm zwei Wochen, die er sinnvoll nutzen konnte. Gleich morgen würde er eine Frau aufreißen, um Sex auf der Erde auszutesten.
    Obendrein könnte es hilfreich sein, sich einmal mehr mit seinem erfahrenen Mentor über das Thema auszutauschen, wenngleich er sich dabei in Grund und Boden schämte. Doch momentan konnte Rafael jede erdenkliche Hilfe gebrauchen. Aber nichtsdestotrotz schien er die Situation erst einmal gerettet zu haben. Nun konnte er auch Siria mit reinem Gewissen Bericht erstatten.
    Ein Blick in den Rückspiegel signalisierte ihm, dass Angelina gerade die letzte Locke unter dem Hut versteckte. So ganz konnte er immer noch nicht fassen, was soeben im Fond des Wagens abgelaufen war. Davids Worte über Telepathie hallten wieder durch seinen Kopf. Ob er für diesen kleinen Ausbruch verantwortlich gewesen war? Hatte er es wirklich geschafft, von ihrem Gehirn Besitz zu ergreifen? Doch wie zur Hölle hatte er das angestellt? Und falls er wirklich so eine Gabe besaß, warum hatte er das früher noch nie bemerkt?
    Vielleicht weil er in seinem ganzen Leben noch nie so gedemütigt und aufgebracht gewesen war wie in den letzten Tagen, da der Eukalyptusgeruch auf Siria konstant alle Aggressionen aus der Luft filterte. Aber wie er Wut heraufbeschwören konnte, um seine Gabe kontrolliert einzusetzen, war ihm schleierhaft.
    Der Münchner Flughafen kam in Sicht. Majestätisch erhob sich eine silbrig glänzende Boeing in die Lüfte. Gedankenverloren verfolgte Rafael mit Blicken die Maschine, die durch die Strahlen der untergehenden Sonne in orangefarbenes Licht getaucht wurde. Da blitzte vor seinem geistigen Auge ein ähnliches Bild auf: die kleine Urnenrakete mit Caras Asche, die bei Sonnenaufgang in den unendlichen Weiten des Weltalls verschwand. Und in diesem Moment erinnerte er sich daran, dass er doch schon einmal so fuchsteufelswild gewesen war, nämlich an dem Tag, als man ihm untersagt hatte, Caras Asche an sich zu nehmen.
    Entsetzt schloss er für einen Moment die Augen, als ihm die Tragweite dessen bewusst wurde, was sich damals abgespielt hatte. Auf Knien hatte er den Beerdigungsrat angefleht, ihm die Asche auszuhändigen, doch dieser war unerbittlich geblieben. Und als der Mann Anstalten machte, mitsamt Urne das Gebäude mit den Brennkammern zu verlassen, war Rafael dermaßen der Kragen geplatzt, dass ihn kurzzeitig nicht einmal mehr die eukalyptusgetränkte Atmosphäre besänftigen konnte. Er hatte dem Mann eine wüste Standpauke gehalten und ihm die Beulenpest an den Hals gewünscht.
    Und dann hatte sich etwas Sonderbares zugetragen. Gänzlich unerwartet hatte der Bestatter die Urne fallen lassen, sich auf den Boden geworfen und sich gekratzt, als hätte man einen Sack voll Flöhe auf ihn losgelassen. Minutenlang war er zuckend und zappelnd auf dem Boden herumgekugelt und erst wieder zur Vernunft gekommen, als seine Haut an manchen Stellen zu bluten anfing. Was nach neuestem Kenntnisstand daran liegen

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