Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Ausdruck auf dessen Gesicht ausbreitete.
„So, nun muss ich aber wieder.“ Rafael leerte den Tee in sich hinein, sprang auf und hastete zur Tür.
Sein Bruder erwischte ihn im letzten Moment, bevor er auf den Gleiter hechten konnte. „Rafael, besteht die Möglichkeit, ein paar dieser Frauen einfliegen zu lassen?“ Ein Anflug von Traurigkeit huschte über Simons hübsches Gesicht. „Mit meinem Magen werde ich es nie und nimmer auf einen anderen Planeten schaffen.“
Rafael rubbelte Simon mit der Hand durch die widerspenstigen Locken. „Ach, da findet sich bestimmt eine Lösung.“ Mit diesen Worten startete er den Gleiter und erhob sich mit einem Rückwärts-Looping in die Lüfte, bevor er sich mit chirurgischer Präzision durch den Verkehr kämpfte. Geistesabwesend beäugte er die bunten Gleiter, die aus den Seitenstraßen düsten und sich unter ihm verteilten wie verschüttete Smarties. Und in diesem Moment reifte der Entschluss, seinen Bruder ebenfalls auf die Erde zu lotsen. Mit ein bisschen Glück würde dieser den kurzen Beamvorgang sogar ohne schwerwiegende Magenverstimmung überstehen.
Inzwischen war es auf der Erde fast fünf Uhr morgens, und Rafaels Rückkehr konnte nicht länger aufgeschoben werden. Schon im Raumanzug nahm er schweren Herzens von Tristan Abschied. Der aufgeweckte Mondbär schien zu ahnen, dass hier etwas im Argen lag, denn er bedachte sein Herrchen mit Mörderblick, während sein Fell kontinuierlich eine bräunliche Färbung annahm – das untrügliche Zeichen für Angst oder Verärgerung. Aber es führte kein Weg dran vorbei, sein pelziger Freund musste zurückbleiben.
Und während Gregor das quengelnde Tier mit Gewalt von Rafael wegzog, kletterte dieser wieder in den einschüchternden Kasten, schob sich den Helm über den Kopf, verankerte ihn, schloss die Augen und harrte der Dinge, die da kamen. Schon setzte das vertraute Zischen ein. Doch kaum, dass er in den schwebenden Zustand versetzt worden war, rüttelte ihn Rogers markerschütternder Schrei auf.
Hilfe! Irgendetwas schien aus dem Ruder zu laufen.
Rafael riss die Augen auf – und fand sich, zu seiner Erleichterung, in Angelinas Garten wieder, wenn auch auf der anderen Seite des weitläufigen Areals. Hektisch fingerte er an seinem Helm herum, zerrte ihn vom Kopf und schaute an sich hinunter.
Und dann sah er es.
Heilige Scheiße!
Das durfte doch nicht wahr sein!
Neben ihm hockte Tristan.
Kapitel 14
In Windeseile feuerte Rafael die Handschuhe zu Boden, fuhr den Computer hoch und brüllte ins Mikrofon: „Roger, Tristan ist hier! Er muss auf der Stelle verschwinden. Solche Tiere gibt es auf der Erde nicht.“
„Ja doch, ich weiß. Er hat Gregor aus dem Gleichgewicht gebracht und ist dir nachgehopst. Ist bei euch alles im grünen Bereich? Immerhin hatte Tristan keinen Strahlenschutzanzug an.“
Der kleine Bär schnüffelte neugierig am Gras, wobei ihm ab und an ein seltsames Grunzen entfuhr.
„Sieht gut aus. Los, beam ihn zurück, bevor er entdeckt wird!“
„Geht nicht, hier ist gerade die Hölle losgebrochen. Gregor hat sich beim Hinfallen böse den Kopf gestoßen und vermutlich den Arm gebrochen, und durch Tristans zusätzliches Gewicht muss sich etwas an der Maschine verstellt haben, sie bringt eine Fehlermeldung. Am besten, du versteckst ihn erst mal, während ich das Gerät justiere. Kannst du in etwa abschätzen, was Tristan wiegt?“
Rafael warf die Hände in die Luft. „Herrje, sehe ich vielleicht aus wie eine Waage? Gut, Roger, hör zu. Ich schaffe Tristan jetzt in meine Wohnung, dann suche ich nach einer Möglichkeit, sein Gewicht herauszufinden, und du bringst in der Zwischenzeit deine Maschine wieder auf Vordermann. Er kann unmöglich hier bleiben.“
In dieser Sekunde kroch der Mond hinter den schützenden Wolken hervor und tauchte die Bäume und Pflanzen in ein silbriges Licht. Die Dunkelheit, die wie eine schützende Decke über dem Garten geruht hatte, verschwand. Rafaels Kopf schoss zu Valeries Balkon herum.
War da eine Bewegung gewesen? Nein, alles war ruhig. Vor lauter Aufregung litt er schon an Halluzinationen. Er griff nach Tristan, der immer noch den Boden inspizierte, und klemmte ihn sich unter den Arm. Dieser gab nun mitleiderregende, japsende Töne von sich. Vermutlich kämpfte das Tier mit den gleichen Atemproblemen wie Rafael am Anfang. So schnell wie möglich peste er auf seine Wohnung zu und schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass Valerie nicht auf die Schnapsidee käme,
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