Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
wäre unentschuldbar, so schnell die Flinte ins Korn zu werfen.“
Er bedachte Rafael mit einem Strahlen, das jedem Flutlicht Konkurrenz gemacht hätte. „Außerdem habe ich noch eine Überraschung für dich. Unten steht ein Gleiter bereit. Du kannst deinen Eltern einen Besuch abstatten. Aber denk daran, kein Sterbenswörtchen über deine Mission.“ Zacharias befand sich in einer solch berauschenden Stimmung, dass er nicht einmal gewahr wurde, welch riesengroßer Felsklotz Rafael vom Herzen fiel.
Mit einem ohrenbetäubenden Kawumm brachte Rafael den Gleiter punktgenau vor dem Haus seiner Eltern zum Stillstand. Die blinkenden Titanium-Landestreifen ignorierte er dabei geflissentlich. Wozu der Aufwand? Hätte er sich einweisen lassen, wären ihm kostbare Minuten verloren gegangen.
Mit einem Satz hüpfte er herunter und warf der lautstark protestierenden Computerstimme ein unflätiges „Leck mich!“ an den Kopf. Sekunden später erloschen die Lichter der Landebahn mit einem satten Brummen. Die Computerstimme gab noch ein verschnupftes Grunzen von sich, dann stellte auch sie den Dienst ein.
Rafael hetzte auf die Tür des kugelförmigen Hauses zu, wo man schon voller Ungeduld auf ihn zu warten schien. Die Tür schnurrte wie von selbst zur Seite, und Simon stolperte heraus.
„Rafael, endlich“, rief er und stürzte sich überschwänglich in die Arme seines Bruders.
Sekundenlang lagen sich die beiden groß gewachsenen dunkelhaarigen Männer in den Armen, bis Rafael sich löste. „Komm, Simon, lass uns reingehen. Mir bleibt nicht viel Zeit.“
Cassandra, seine Mutter, ein schlankes Persönchen mit rabenschwarzem, zu einem langen Zopf geflochtenen Haar, eilte ihnen entgegen. Abrupt bremste sie ab und starrte ihren verloren geglaubten Sohn entgeistert an. „Junge, was ist denn mit dir passiert? Wo sind deine schönen Locken? Und warum ist deine Haut so dunkel? Und was hast du da nur an?“
Rafael riss seine Mutter in die Arme. „Das erkläre ich dir später.“ Zielstrebig schob er sie in das runde Wohnzimmer, wo sein Vater ihm fest die Hand drückte, aber auf jegliche Fragen verzichtete.
Rafael fiel auf den bereitstehenden Stuhl, schoss jedoch keine Sekunde später hoch wie von der Tarantel gestochen. „Ach du Schande, ist das Ding unbequem!“
Seine Eltern warfen sich verstörte Blicke zu. Schnell unternahm er den Versuch, das Thema zu wechseln. „Schön, euch zu sehen. Leider stehe ich ein wenig unter Druck. Aber erzählt, wie geht es euch?“
„Ach, Junge“, setzte Cassandra an, während sie ihm eine Tasse Kires in die Hand drückte. „Alles bestens. Nun, Hektor hat immer mal wieder Probleme mit seinem Herzen, aber er steht unter ständiger Überwachung. Doch was ist mit dir? Wo steckst du nur die ganze Zeit?“
„Ihr wisst doch, ich erkunde fremde Planeten. Und es ist mir leider verboten, Details auszuplaudern.“ Er schielte auf die Teetasse. „Habt ihr nichts anderes zu trinken?“
Der irritierte Gesichtsausdruck seiner Eltern sprach Bände. „Was meinst du damit?“
Da kam ihm die Erkenntnis. „Nichts, vergesst es einfach.“
„Und warum hast du dir die Haare geschnitten?“, quengelte seine Mutter erneut.
Rafael lachte. „Man muss sich den anderen Völkern eben anpassen. Daher auch die seltsame Kleidung und die Bräune.“
„Na, ich weiß nicht“, befand sie skeptisch.
„Gibt es dort Frauen?“, wollte Simon wissen.
„Simon!“, rief seine Mutter entsetzt aus.
Rafael schmunzelte. „O ja. Und zwar verflucht hübsche.“
„Mein Gott, Rafael, was ist das nur für eine schreckliche Ausdrucksweise“, erntete er den nächsten Anschiss. „Wer hat dir denn solche Wörter beigebracht?“
„Erzähl von den Frauen“, mischte sich Simon wieder ein. „Sind sie leicht rumzukriegen?“
Rafael zog eine Augenbraue hoch und grinste selbstgefällig, bevor er mit seinem Bruder vielsagende Blicke tauschte.
Cassandra verzog das Gesicht. „War ja klar, dass hinter der Frisur eine Frau steckt.“
Da unterbrach Hektor die fruchtlose Konversation: „Rafael, nur zwei Fragen. Erstens, bewegst du dich auf gefährlichem Terrain? Und zweitens, wie sind die Erfolgsaussichten?“
Ja, das war genau die ruhige, besonnene Art seines alten Herrn. Mit zwei kurzen Sätzen konnte er alles auf den Punkt bringen.
Rafael schmunzelte. „Keine Sorge, mein Auftrag birgt keinerlei Gefahr, und ich sehe den Erfolg schon vor Augen.“ Er schaute seinen Vater bedeutungsvoll an, bis sich ein entspannter
Weitere Kostenlose Bücher