Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Horrorstorys hast du der jungen Dame über uns erzählt?“
„Äh, eigentlich gar keine“, hüstelte Rafael, der Valeries Auftritt fassungslos beobachtet hatte und sich erneut die Frage stellte, was aus dem verängstigten Kätzchen geworden war, das er kennengelernt hatte. Selbst er hätte nicht gewagt, sich David in einer solchen Heftigkeit entgegenzustellen.
Ebendieser drehte sich gemächlich um und schlenderte in die Küchenecke zurück, wo er sich erneut den Cocktails widmete. Nach einiger Zeit reichte er Valerie lächelnd einen Drink. „Gut, dann gibt es nun eben eine dritte Person auf der Erde, die über uns Bescheid weiß. Oder besser gesagt eine vierte, ich habe Steven vergessen.“
„Steven?“, murmelten Valerie und Rafael unisono.
David zuckte mit den Schultern. „Ja, Steven Spellberg. Rafael, sag bloß, du wusstest das nicht! Er ist auch Sirianer und schon fast so lange auf der Erde wie ich. Wo sonst hätte er all die bahnbrechenden Ideen für seine Filme hernehmen sollen? Also, Valerie, Sie sehen – das Leben dreier Menschen hängt einzig von Ihrer Verschwiegenheit ab.“
Rafael atmete tief durch. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was Davids plötzlichen Stimmungswandel ausgelöst hatte. Noch vor ein paar Minuten hatte er richtiggehend Muffensausen gehabt. Ihm war zwar klar gewesen, dass David nicht sonderlich erbaut über diese Offenbarung sein würde, aber mit einer solch heftigen Reaktion hätte er nie und nimmer gerechnet. Doch wie hatte Valerie es bloß zuwege gebracht, David in Windeseile umzustimmen?
Nachdem sie in leicht angespannter Atmosphäre ihre Cocktails geschlürft hatten, geleitete der Magier Valerie zu ihrem Zimmer. Dort rang sie ihm das Versprechen ab, Rafael nicht erneut in die Mangel zu nehmen, womit sie ihm aber lediglich ein heimtückisches Lächeln entlockte.
Und sie war so lange in Sorge um Rafael, bis dieser wohlbehalten an ihre Tür klopfte. Ohne lange nachzudenken, warf sie sich in seine Arme, einfach nur glücklich darüber, dass David ihm nicht den Kopf abgerissen hatte. Rafael fing sie überrascht auf und drückte sie zärtlich an sich. Und erst als sie sich beschämt von ihm befreite, ließ er los.
Geistesabwesend folgte sie ihm ins Züricher Hallenstadion, um Davids atemberaubende Show zu bestaunen. Musik, Farben und Lichteffekte versetzten sie in null Komma nichts in einen rauschartigen Zustand. David war die Personifizierung alles Magischen und sah einfach göttlich aus. Ob in Jeans mit weißem T-Shirt oder ganz in Schwarz, der Mann war ein Phänomen. Er faszinierte das Publikum mit seinem Charme, spielte geradezu mit den Menschen. Er verschwand, tauchte unerwartet auf der anderen Seite des Saales auf oder schwebte durch den Raum. Zwischendurch ließ er seine bildhübsche Assistentin fliegen, bevor auch diese sich in Luft auflöste. Und als Highlight durchsägte ihn ein gigantisches, kreischendes Sägeblatt.
Valerie konnte es gar nicht mit ansehen. Ihre Fingernägel krallten sich in Rafaels Arm, und sie zitterte am ganzen Körper, bis dieser sie beruhigend an sich zog. Schnell vergrub sie den Kopf an seiner Brust und blickte erst auf, als David wieder unversehrt auf der Bühne stand. Ein heftiger Schwindel signalisierte ihr, dass sie die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte.
Immer noch von dem Gesehenen verzaubert, betraten sie später das gemütliche Restaurant „Parkhuus“. David, ganz in Schwarz gekleidet, strahlte eine Mischung aus geheimnisvoller Würde und verwegener Selbstherrlichkeit aus und sah einfach zum Niederknien aus. Seine Augen glitten bewundernd über Valeries schulterfreies rotes Cocktailkleid und begegneten dann ihrem Blick, den er einfing und lächelnd festhielt. Bestürzt fragte sie sich zum wiederholten Male, ob das wirklich sie gewesen war, die sich diesem Mann so angriffslustig entgegengestellt hatte. Oder hatte am Ende schon irgendein Monster von ihrem Körper Besitz ergriffen? Immerhin schien die Aliendichte auf der Erde nicht unerheblich zu sein.
„Rafael, vielleicht gehst du mal ein paar Minuten an die frische Luft“, schlug David entnervt vor, nachdem sie geschlagene zehn Minuten lang Rafaels Geröchel auf sich hatten wirken lassen, das jede Unterhaltung bereits im Kern erstickte. Das Trockeneis während der Show war einfach zu viel für ihn gewesen. Doch erst als sie Rafael aufmunternd zunickte, sprang dieser auf.
David hatte es sich mit einem Glas Champagner in der Hand auf seinem Stuhl gemütlich gemacht und
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