Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Luft.
„David, sie weiß alles“, ließ Rafael gänzlich unerwartet die Bombe platzen. Er hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten, doch nun trat er David gegenüber.
Dieser hielt kurz inne, fuhr dann aber mit dem Mixen fort, als wäre nichts gewesen. „Was weiß sie, Rafael?“ Er versuchte seiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu verleihen, was ihm nicht einmal ansatzweise gelang.
Gespannt flitzte Valeries Blick zwischen den beiden Männern hin und her. Und ein untrügliches Gespür verkündete ihr, dass es für alle Beteiligten besser wäre, wenn Rafael auf der Stelle den Mund hielte.
Doch dieser tat nichts dergleichen.
Stattdessen redete er sich um Kopf und Kragen. „Ich habe dir doch erzählt, dass Tristan aus Versehen mitgebeamt wurde. Und Valerie hat ihn gefunden. Also musste ich sie einweihen. Aber keine Angst, sie wird keiner Menschenseele etwas verraten.“
Der außerirdische Cocktailmixer war inzwischen in der Bewegung erstarrt. Sein freundliches Lächeln wich schlagartig blankem Entsetzen, bevor es in glühenden Zorn überging. Unter seiner Bräune schien er ein paar Nuancen bleicher zu werden. „Rafael!“, zischte er. „Sag mir, dass ich das eben falsch verstanden habe. Was weiß Valerie?“
„Alles. Über mich. Über Siria. Über Angelina.“
„Und was hast du über mich ausposaunt?“
Rafael zuckte mit den Schultern. „Nur, dass du auch von Siria stammst.“
David knallte die Galliano-Flasche mit einer solchen Heftigkeit auf die Anrichte, dass Valerie zusammenzuckte. Wie ein geölter Blitz schoss er nach vorne und baute sich bedrohlich vor Rafael auf. In seinen Augen blitzte Panik gemischt mit unbändiger Wut auf, und Valerie spürte, wie Furcht ihren Rücken hinaufkroch.
„Rafael, du versuchst doch nicht tatsächlich mir klarzumachen, dass diese Frau über alles auf dem Laufenden ist, was ich dreißig Jahre lang unter Verschluss gehalten habe? Himmel noch mal, hast du denn kein Fünkchen Verstand?“
„Nein, natürlich nicht, ich konnte ja schließlich nur über die letzten Wochen Bericht erstatten“, stotterte Rafael unbeholfen.
David wirkte mit seinem knallroten Gesicht, als würde er jeden Moment in die Luft gehen.
Grundgütiger! Sie musste eingreifen.
So sprang sie auf und drückte sich zwischen die beiden Männer. „Hören Sie, David“, plapperte sie hitzig los. „Sie brauchen sich keinen Kopf zu machen. Ihr Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Ich werde schweigen wie ein Grab. Bitte, seien Sie Rafael nicht böse. Er hatte keine Wahl. Ich bin in seiner Wohnung über die ganzen Utensilien und Tristan gestolpert. Ansonsten wäre das alles nie ans Licht gekommen. Das geht eindeutig auf mein Konto.“
Doch David ließ sie links liegen und taxierte Rafael weiterhin mit Todesverachtung. Mein Gott, was sollte sie nur tun? Niemals hatte sie Rafael in eine solch prekäre Lage bringen wollen. Warum hatte er nicht einfach den Mund gehalten?
„Verdammt noch mal, David! Hören Sie auf, so zu tun, als wäre ich nicht da.“ Ihre Stimme donnerte laut und kräftig durch den Raum, und sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal in einem solchen Tonfall mit jemandem gesprochen hatte. Aber sie war auch noch nie zwischen Darth Vader und Luke Skywalker geraten, die drauf und dran waren, den Krieg der Sterne loszutreten.
Überraschung stand David ins Gesicht geschrieben, als er sich ihr zuwandte. Seine Augenlieder flatterten irritiert, während seine haselnussbraunen Pupillen vor Zorn zu zerspringen schienen. Nun konnte sie nur noch beten, dass Außerirdische nicht in der Lage waren, mit Blicken zu töten, ansonsten würde sie in den nächsten Sekunden in Flammen aufgehen.
Sie zögerte noch kurz, doch dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und erwiderte seinen hasserfüllten Blick trotzig. „Hören Sie, bevor Sie Rafael etwas antun, bringen Sie mich doch einfach um. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.“
David starrte sie noch ein paar Sekunden, die ihr vorkamen wie eine Ewigkeit, regungslos an, dann zuckte es plötzlich um seine Mundwinkel, und seine Gesichtszüge entspannten sich. Er wirkte jetzt fast amüsiert. Erwog er gerade, mit welchen Todesstrahlen er sie außer Gefecht setzen sollte?
Doch stattdessen passierte etwas gänzlich Unerwartetes.
Sein starrer Ausdruck schwand, die zusammengekniffenen Lippen lockerten sich, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Sie töten? Das ist nicht Ihr Ernst! Rafael, welche
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