Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
würde mit Sicherheit ihr Selbstvertrauen so weit stärken, dass sie es mit links mit ihrem geisteskranken Exmann aufnehmen könnte, falls dies überhaupt jemals wieder zur Diskussion stünde.
Wohlwollend huschten seine Blicke über ihr langes rotes Abendkleid mit dem tiefen Rückenausschnitt, der durch die fachmännisch hochgesteckten Haare hervorgehoben wurde. Es war schlicht und ergreifend entzückend, wie das schlanke Geschöpf gazellenartig auf den haushohen Hacken herumtrippelte.
Erneut zuckte ein Lächeln um seine Mundwinkel, als er an die schallende Ohrfeige dachte, die sie vor ein paar Tagen in seinem Gesicht gelandet hatte. Zwar hatte er den Schlag kommen gesehen, ihn aber aus einer plötzlichen Eingebung heraus nicht abgewehrt. Denn sie schien ein Ventil zum Dampfablassen benötigt zu haben. Und spätestens als sie seine Designerschuhe in übel riechenden Ausschuss verwandelt hatte, war ihm ein Licht aufgegangen: Diese heftige emotionale Lawine war weniger von Clarissa, als von seinem Verhalten in St. Moritz ins Rollen gebracht worden.
Jammerschade, dass er sie so vor den Kopf gestoßen hatte. Die Vertrautheit und Freundschaft, die zwischen ihnen geherrscht hatte, war verschwunden. Und das schmerzte! Es war, als hätte sich eine unüberwindbare Kluft zwischen ihnen aufgetan.
Gänzlich unerwartet blitzten in diesem Moment Bilder in seinem Kopf auf, wie er ihr das rote Kleid, das sich an ihren Körper schmiegte wie ein Liebhaber, von den Schultern rutschen ließ. Sofort durchflutete ihn eine mörderische Hitze. Alles, was in St. Moritz geschehen war, hatte sich gut und richtig angefühlt. Bis er durch Angelinas Auftauchen im Fernsehen schmerzlich an seine eigentliche Mission erinnert worden war.
Natürlich überwältigte ihn Angelinas Schönheit immer wieder. Als sie schlaftrunken am Flughafen aufgetaucht war, hätte sie jede andere Frau, die gerade ein Kosmetikstudio verließ, problemlos in den Schatten gestellt. Auch wenn er bei ihrem Anblick automatisch an Cara gedacht hatte.
Die Begrüßung war dann allerdings ziemlich unterkühlt vonstattengegangen. Sie hatte ihm einen Gepäckwagen mit Koffern und Heerscharen von Tüten in die Hand gedrückt, sich bei ihm untergehakt und ihm befohlen, sie im Eiltempo nach Hause zu schaffen. Standhaft hatte sie sich geweigert, auf seinen Small Talk einzugehen, woran sich bis jetzt nichts geändert hatte.
Es waren nun dringend Fortschritte gefordert. Nicht nur die Tatsache, dass Angelina in zwei Wochen nach New York entschwinden würde, setzte ihn unter Druck. Nein, hinzu kam, dass auf Siria mit Feuereifer an den überflüssigen Tropfen herumexperimentiert wurde, die in den nächsten Tagen fertiggestellt sein sollten. Und dann gab es kein Entkommen mehr. Bis dahin musste er Angelina erobert haben.
Doch bisher war er so weit von diesem Ziel entfernt wie Siria von der Erde.
Es war zu fortgeschrittener Stunde, als Valerie sich erschöpft auf einen der abseitsstehenden Liegestühle sinken ließ. Viele Gäste hatten der Fete, die als voller Erfolg verzeichnet werden konnte, bereits den Rücken gekehrt.
Die Deko und das Catering waren begeistert aufgenommen worden, doch die Königin der Nacht war wieder einmal Angelina gewesen. In einem knallengen goldenen Abendkleid, mit dreisten Schlitzen auf den Seiten hatte sie sich gekonnt in Szene gesetzt. Auf ihrem Kopf thronte eine glitzernde Haube im Fünfziger-Jahre-Stil, die ihr Haar komplett verdeckte. Abgerundet wurde das extravagante Outfit durch lange Handschuhe sowie High Heels, natürlich ebenfalls in Gold. Mit der eleganten Zigarettenspitze wirkte sie wie eine Mischung aus Marlene Dietrich und Cleopatra, und für den Rest des Abends ruhte alle Aufmerksamkeit auf ihr.
Zähneknirschend hatte Valerie mit ansehen müssen, wie Rafael auf Angelina reagierte. Zuerst war ihm die Kinnlade heruntergefallen. Dann hatte er sie mit offenem Mund, in dem locker ein Sattelschlepper hätte wenden können, minutenlang angestarrt. Unterdessen hätte man die Villa samt Pool davontragen können, ohne dass der Herr Bodyguard auch nur das Geringste registriert hätte. Und den ganzen Abend über hatte er Angelina mit Blicken geradezu ausgezogen.
Bis zu dem Moment, in dem Clarissa aufgetaucht war. Die rothaarige Sirene stand zwar nicht ganz oben auf der Liste der Menschen, die Valerie am liebsten in die Wüste geschickt hätte, doch sie gehörte der Spitzengruppe an. In einen knallengen Catsuit gehüllt, der ihre Formen und ihre
Weitere Kostenlose Bücher