Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
sie in den Garten hinaus. Da vernahm sie von Weitem Angelinas schrille Kieksstimme. Lauschend blieb sie stehen. Lieber Gott, lass mir flugs noch ein paar Ohren wachsen!, betete sie.
Nach wenigen Minuten verebbte das Gekreische, dafür näherten sich schnelle Schritte. Sie versteifte sich, doch dann manifestierte Rafael sich aus dem Schatten der Bäume.
„Val? Was hast du denn hier zu suchen?“ Ein eigenartiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Schöne Schuhe, übrigens!“
„Sag mir lieber, was Sache ist. Ich habe Angelinas Gekreische gehört.“
„Sie hat nicht mit mir gebrüllt. Sie war nur heftig vor den Kopf gestoßen, als der Typ plötzlich kein Interesse mehr an ihr hegte.“
Valerie runzelte die Stirn. „Und warum nicht?“
„Keine Ahnung.“ Rafael packte sie am Ellenbogen und zog sie in Richtung Haus.
Abrupt bremste sie ab. „Rafael, die Wahrheit!“
Ein dreckiges Grinsen huschte über sein Gesicht. „Nur, wenn du mir nicht böse bist.“
„Raus mit der Sprache!“
„Also gut. Ich habe soeben herausgefunden, dass mein Vater mir eine mächtige Gabe vererbt hat …“
„Anderen Menschen den letzten Nerv zu rauben?“, unterbrach sie ihn schroff.
Er gluckste vergnügt. „Das vielleicht auch. Aber nein, als ich die Alarmanlage aktiviert habe, ist mir dieser Typ halb nackt in die Arme gelaufen und erteilte mir den Befehl, Zigaretten zu holen. Was mich so fuchsteufelswild gemacht hat, dass ich ihn und seinen unübersehbaren Ständer zur Hölle gewünscht habe.“ Rafael grinste verschmitzt. „Bei ihm war ich leider nicht erfolgreich, seine Erektion jedoch hat sich auf der Stelle in Luft aufgelöst. Und er hat ihn auch nicht mehr hochgekriegt. Tja, das war es dann wohl vorerst mit der Familienplanung.“
Valerie glotzte ihn ungläubig an, bis ihr die Tragweite seiner Worte dämmerte. „Du kannst Menschen manipulieren?“
„Sieht so aus. Doch es scheint nur zu funktionieren, wenn ich außer mir bin vor Wut. Ich muss noch auf den Trichter kommen, wie man diese Gabe gezielt einsetzt.“
„Kann David das auch?“
„Ja, und er kann es steuern. Obendrein ist er in der Lage, Gedanken zu lesen.“
Valerie schnaubte verächtlich. „Jetzt wird mir so manches klar.“
Kapitel 19
Valerie legte die letzte Seite des Drehbuchs zu „Tödliches Universum“ beiseite und ließ ihren Tränen freien Lauf. Die Schlussszene, bei der die bildhübsche Sternenprinzessin, Chatra aufgrund eines todbringenden Virus in den Armen des amerikanischen Astronauten ihr Leben aushauchte, machte sie fix und fertig. Rafael hatte nie verlauten lassen, wie seine Frau gestorben war, doch jetzt konnte sie es sich bildlich vorstellen.
Während der letzten beiden Wochen hatte er wie ein Besessener an dem Drehbuch gearbeitet, in unmenschlicher Geschwindigkeit. Wie ein Scanner waren seine Augen über die Seiten geflogen, bevor er in einem nicht nachvollziehbaren Tempo auf ihren Laptop eingehämmert hatte. Über ihre verwunderten Blicke hatte er nur schallend gelacht und bekundet: „Du solltest mal meinen Bruder Simon sehen. Er ist Informatiker. Ich glaube, er könnte sich binnen Sekunden in jedes Computersystem des Universums einhacken.“
Und dann hatte er ein wahres Meisterwerk kreiert. Nicht nur die einfühlsamen Liebesszenen und das herzzerreißende Ende beeindruckten sie zutiefst. Nein, auch die Action- und Kampfszenen wirkten durch die Bank weg dermaßen realistisch, dass selbst ein eingefleischter Science Fiction-Hasser wie sie die Geschehnisse geradezu vor Augen hatte. Sie konnte den Drehbeginn kaum erwarten.
Und sollte Angelina es auf die Reihe kriegen, die Rolle der kriegerischen, aber doch gnädigen Prinzessin glaubhaft und mit Herzblut zu verkörpern, dann wäre das einer der ganz großen Meilensteine ihrer Karriere. Valerie wagte zwar zu bezweifeln, dass die Rolle Hollywood einen Oscar entlocken würde, aber sie wollte Rafael nicht seiner Illusionen berauben. Eine Auszeichnung für das beste Drehbuch hielt sie jedoch durchaus für denkbar.
Sie blätterte verträumt in dem Papierwerk, um sich noch einmal den einfühlsamen Liebesszenen zu widmen, als der schwarze Daimler in mörderischem Tempo in die Garage bretterte. Kleine Steinchen spritzten durch den Garten, bevor sich eine riesige Staubwolke breitmachte, ihre Sicht beeinträchtigte und einen heftigen Hustenreiz auslöste. Kurz darauf hetzte Rafael aus der Garage, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
Verwundert runzelte sie die
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