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Gib mir Menschen

Gib mir Menschen

Titel: Gib mir Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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verwandelt.
    »Ich werde es verhindern«, versprach er voll Überzeugung. »Meine bisherige Arbeit soll nicht vergebens gewesen sein. Ich habe schon gute Fortschritte erzielt, eigentlich habe ich meine Arbeit schon fast abgeschlossen. Ich habe in meiner Versuchsreihe alle möglichen Gehirne untersucht. Die von ausgewachsenen Mailändern, die von Neugeborenen. Gehirne von hochgradig an Gehirnpest erkrankten, wie meinen verstorbenen Kollegen, die sich mir freiwillig für die Experimente zur Verfügung gestellt haben. Testamentarisch, versteht sich. Ich habe am lebenden Organ operiert, viviseziert. Dazwischen lag eine endlose Reihe von Tierversuchen. Und ich hatte auch gesunde Gehirne zur Verfügung. Das Gehirn einer Immunen sogar! Armanda O’Henry, Sie kennen sie.«
    »Die Filmschauspielerin, die vor mir in den Kälteschlaf ging«, sagte ich fassungslos. »Aber … aber das ist doch ein Widerspruch. Sagten Sie nicht, daß Sie sie erweckt und mit ihr gesprochen hätten. Und der General und der Hammelkönig! Haben Sie auch diese Kälteschläfer … Nein, das kann ich nicht glauben! Was für einen Sinn ergibt das?«
    Mir schwindelte. Die Vision, die Dr. Pretorius mit seinen Andeutungen heraufbeschwor, war schrecklicher als die vorausgegangenen Alpträume. Das konnte nicht wahr sein! Ein übler Scherz bloß. Ein weiterer Alptraum! Ja, Danny-Boy, daran klammere dich. Es gibt so viele Anachronismen an dieser widersinnigen Situation, wie sie nur in Träumen vorkommen.
    »Ich habe nur gesagt, daß Ihre Leidensgenossen meine Ausführungen nicht so ruhig hingenommen haben«, erklärte Dr. Pretorius. »Sie sind wirklich tapfer. Als ich Armanda O’Henry zu erklären versuchte, warum sie mir ihr Gehirn für Versuche zur Verfügung stellen müsse, da hat sie fast den Verstand verloren. Sie wollte sich mir doch glatt als Eva anbieten und mit mir den Stammbaum für eine neue alte Menschheit zeugen. Eine einfache Lösung, zugegeben, und verlockend noch dazu. Aber aus einem einfachen Grund undurchführbar. Der General wiederum behauptete, daß man der Gefahr durch die Mailänder nur mit militärischer Taktik Herr werden könnte. Er wollte mir weismachen, er könne sie dazu bringen, sich gegenseitig auszurotten. Aber das wäre überhaupt keine Lösung gewesen. Der General hatte ein gesundes Gehirn, unbezahlbar in dieser Zeit der Geschädigten. Es lieferte mir eine Reihe wertvoller Erkenntnisse. Aber ich konnte meine Arbeit leider nicht abschließen.«
    »Dies ist also die Antwort auf meine Frage, ob es Heilung für mich gibt«, sagte ich dumpf. Was für eine makabre Ironie, sich in Tief schlaf zu legen, um eine bessere Zukunft zu erleben und dann geweckt zu werden, um ein Vivisektionsobjekt abzugeben. Das Unsterblichkeitszentrum als Organbank! So etwas konnte sich nur das kranke Gehirn eines Schriftstellers ausdenken. Wach auf Danny!
    Es gibt ein probates Mittel, um einem Alptraum zu entfliehen. Du brauchst nur durch logische Beweisführung die Widersprüche aufzudecken, um den Alptraum als solchen zu demaskieren. Dann entläßt er dich. Streng dich an, Danny-Boy, es geht um deine geistige Gesundheit! Vielleicht auch um mehr.
    Zuerst einmal aber die Ruhe bewahren.
    »Ihre Einstellung ist bewundernswert«, sagte Dr. Pretorius. »Sie wissen jetzt, daß ich nicht in der Lage bin, Sie zu heilen, dennoch bewahren Sie Haltung.«
    »Ich träume nur«, behauptete ich. »Und ich kann es auch beweisen. Ich habe bestimmt, daß ich erst geweckt werden soll, wenn man ein Mittel gegen meine Krankheit gefunden hat. Was für einen Sinn ergibt es aber, wenn Sie mich vorher aus der Kältekammer holen. Aus welchem Grund sollten Sie das tun, Dr. Pretorius?«
    »Aus dem gleichen, der mich auch bei der Erweckung der anderen motiviert hat«, antwortete er. »Ich muß Ihr Gehirn im Dienst der Wissenschaft und im Namen der Menschheit untersuchen.«
    »Sparen Sie sich die Phrasen«, sagte ich unbeeindruckt. »Bleiben Sie sachlich. Sie behaupten, ich genieße einen besonderen Status, der mich wertvoller als alle anderen Versuchspersonen mache. Was habe ich so Besonderes?«
    »Ihren Tumor«, antwortete Dr. Pretorius. »Ich habe Sie bis zuletzt im Tiefschlaf belassen, weil ich Sie brauchte, um das Gegenmittel an Ihnen auszuprobieren, falls ich es gefunden hätte. Sie sehen, daß Sie die besten Chancen hatten. Leider bin ich trotz aller Bemühungen noch nicht soweit, so daß ich nun auf Sie als Versuchsperson zurückgreifen muß. Ich hoffe, in Ihrem Gehirn die

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