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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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mit ehemaligen Studienkollegen, das ebenfalls bis spät in die Nacht dauerte. Am dritten Abend pennte er wie gewohnt vor dem Fernseher ein.
    Als wesentlich aktiver erwies sich Marc. Inzwischen hatte er sich beim Empfang des Fitness-Centers auch Annes Handynummer besorgt. Nun bombardierte er sie gnadenlos mit SMS-Botschaften: Hallo, schöne Frau, wie geht es dir? , Wie steht es mit einem Training zu zweit? , Hast du Lust auf einen Kaffee?, Ich denk an Dich! . Und das, obwohl er wusste, dass sieverheiratet war. Wo andere den Schamschalter hatten, war bei ihm die Ich-find-mich-scharf-Taste.
    Standhaft löschte Anne alle Messages, ohne auch nur eine zu beantworten. Sie wollte keine Affäre. Sie wollte Joachim. Doch der hatte plötzlich wieder jegliches erotische Interesse an ihr verloren. War der Einsatz der Gummikugel ein Reinfall gewesen? Jedenfalls erwähnte er sie nie wieder. Oder wartete er auf etwas »Neues«? Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. In jedem Fall verhielt er sich sehr merkwürdig.
    Am Morgen des vierten Tages, einem Freitag, eröffnete er Anne beim Frühstück, er fahre zu einer Fortbildung und komme erst am Sonntagabend zurück. Sie war platt. Und wütend. Wenigstens am Wochenende, so hatte sie gehofft, würde es zur Sache gehen. Und nun? Gähnende Leere, absolutes Vakuum.
    »Schade«, seufzte sie. »Ich habe mich auf das Wochenende mit dir gefreut. Ist dieses Seminar denn wirklich so wichtig?«
    Eher geistesabwesend als zärtlich langte er über den Tisch und streichelte ihren Arm. »Schatz, es ist sogar sehr wichtig. Im Unternehmensrecht gibt es fortlaufend Gesetzesänderungen. Und meine Beförderung nebst Gehaltserhöhung bekomme ich nur, wenn ich auf dem Laufenden bleibe. Wir werden beide davon profitieren. Also mach nicht so ein Gesicht.«
    »Mutti wird dich vermissen«, sagte Anne spitz.
    Er sah sie ernst, fast drohend an. »Ich gehe davon aus, dass du mich würdig vertreten wirst. Lars und du, ihr könnt auch mal allein zu meinen Eltern fahren.«
    »Ich will aber lieber zu Oma Brownie«, meldete sich Lars zu Wort. »Sie hat gesagt, sie baut mir eine Schaukel.«
    Eine kleine Pause entstand. Joachim versuchte, Anne zuhypnotisieren, indem er sie mit eisiger Miene fixierte. Sonntag ist Muttitag, sonst geht die Welt unter, sollte das wohl heißen.
    »Tja«, Anne ließ zwei Zuckerwürfel in ihre Kaffeetasse plumpsen, »dies ist kein Wochenende wie jedes andere. Vorschlag: Papa kümmert sich um seine Karriere, Lars baut mit Oma Brownie die Schaukel und ich … werde etwas für mich tun.«
    Ein Paukenschlag hätte nicht weniger wirkungsvoll sein können. Es wurde mucksmäuschenstill am Tisch. Nur eine Fliege war zu hören, die sich brummend näherte und eine Punktlandung auf Joachims Marmeladenbrötchen hinlegte.
    Der Erste, der das Schweigen brach, war Lars. »Mami, darf ich wirklich zu Oma Brownie? Muss ich nicht zu Oma Brav?«
    »Exakt«, antwortete Anne, bevor Joachim es verbieten konnte. »Oma Brav fällt aus.«
    »Yipppiiie! Ich geh zu Oma Brownie! Danke, Mami!« Lars sprang auf. Ausgelassen tanzte er um den Tisch herum und rief abwechselnd »Schaukel bauen!« und »Oma Brownie!« Joachim dagegen starrte düster auf sein Marmeladenbrötchen. Er machte nicht mal Anstalten, die Fliege zu verscheuchen. Was brütete er bloß aus? Einen Streit?
    »Also gut«, lenkte er zu Annes Erstaunen ein. »An diesem Wochenende macht jeder seins. Aber das muss eine Ausnahme bleiben, klar soweit?«
    Anne und Lars nickten stumm.
    »Ich packe dann mal meine Sachen«, erklärte er kühl. »Das Seminar geht schon heute Abend los.«
    »Wo findet es denn statt?«, erkundigte sich Anne.
    »Wo?« Die Frage schien ihn zu irritieren. »In – Scheiße, wiehieß der Ort noch? Die Unterlagen liegen in der Kanzlei. Ist irgend so ein Tagungszentrum auf dem Land.«
    »Scheiße sagt man nicht«, wurde er von Lars belehrt, der sich nicht die Gelegenheit entgehen ließ, den verbotenen Begriff gleich zweimal auszusprechen, »Scheiße ist ein böses Wort.« Anne runzelte die Stirn. Komisch, dachte sie. Erst überrascht Joachim uns aus heiterem Himmel mit diesem Seminar, und jetzt weiß er nicht mal, wo er hinmuss. Entweder, er ist komplett überarbeitet, oder … Nein, kein oder!, ermahnte sie sich. Anne hatte sich fest vorgenommen, keine eifersüchtige Ehefrau zu sein. Ihre Spionageaktion mit dem Laptop war schon schlimm genug gewesen.
    Ohne weitere Erläuterung verschwand Joachim im Schlafzimmer und kehrte fünf Minuten später

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