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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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in Fernsehkrimis sah, sondern pechschwarz mit einem blutroten Schlüssel.
    Anne hätte sich ohrfeigen können. Du Dussel! Nach dem Vorfall mit dem Gummiknebel hatte sie fest vorgehabt, die Handschellen zu verstecken, unerreichbar für die Kinderhände von Lars. Aber es war so viel passiert, dass sie es komplett vergessen hatte. Nun musste sie schon wieder eine Ausrede erfinden. Tja, Anne, dann denk dir doch mal was Schönes aus! Sie horchte in sich hinein. Grabesstille.
    »Ihr Liebesleben nimmt allmählich Formen an, die nicht mehr feierlich sind«, meckerte Frau Landmann.
    »Bitte, jetzt machen Sie mal nicht aus einer Mücke einen Elefanten«, versuchte Anne es mit der bewährten Angriffsmethode. »Keine Ahnung, woher Lars die Handschellen hat. Er spielt eben Räuber und Gendarm damit oder Cowboy und Indianer, was weiß ich. Ist doch nichts dabei. Was Sie auch immer gleich denken!«
    Diesmal prallte die Methode an der Erzieherin ab. »Ichhabe Sie gewarnt. Drei Vorfälle in einer Woche: das Wort ›erotisch‹, dann die SM-Kugel, jetzt die Handschellen. Es ist meine Pflicht, über das Kindeswohl zu wachen. Und ich behalte mir vor, Konsequenzen zu ziehen.«
    Anne zuckte mit den Schultern. »Wie Sie meinen.«
    Sie bekam noch ein halbherziges Lächeln zustande, dann stieg sie in den Wagen und ließ den Motor an. Ihr Leben geriet völlig aus den Fugen! Wo war der Engel, der sie rettete?
    ***
    In der Praxis herrschte Hochbetrieb. Anne kannte das schon. Immer im Frühjahr gingen die Herren auf Pirsch, befeuert von dem Hormonhoch, das sie der ungewohnten Sonneneinstrahlung und den kurzen Kleidern der Frauen verdankten. Und stellten dann fest, dass ihre Kronjuwelen nicht mehr so glänzend funktionierten wie vor dem Winter. Schlappe Sache. Mindestens zehnmal am Tag fand Anne in den Patientendateien die Diagnose »erektile Dysfunktion«. Leila und Birte kriegten sich schon gar nicht mehr ein. Dauernd kamen sie kichernd aus dem Behandlungszimmer und begrüßten einander nur noch mit den Worten: »Alles senkrecht?«
    Die Gewitterwolke Frau Landmann stand noch über Annes Stirn, als sie ihren Trenchcoat in den Spind hängte. Dann stutzte sie. Leilas Spind stand einen Spalt offen. Offenbar hatte sie versäumt, ihn abzuschließen. Anne sah sich um. Niemand da. Sie konnte nicht widerstehen. Vorsichtig öffnete sie die Tür.
    »Ach, du liebe Liese«, ächzte sie.
    Neben einem Kosmetiktäschchen und allem möglichenKrimskrams stapelten sich Medikamentenschachteln. Es war ein ganzes Depot. Viagra, Levitra, Cialis sowie weitere Tabletten, Tinkturen und sogar Injektionsampullen. Der Spind war von oben bis unten vollgestopft mit Diebesgut. Denn es bestand kein Zweifel, woher Leila diese Medikamente hatte.
    Anne kämpfte mit sich. Sollte sie Doktor Arenson verständigen? Oder den Mantel des Schweigens darüberdecken? Leila war kein schlechter Mensch. Sie musste unter großem Druck stehen, dass sie sich herabließ, den eigenen Chef zu beklauen. Sie liebte ihren Job. Wenn sie ihn aufs Spiel setzte, dann nur, weil irgendwas oder irgendwer ihr Angst machte.
    Nachdem sie sich ein weiteres Mal umgesehen hatte, drückte Anne die Metalltür fest zu. Leila würde schon merken, dass der Spind nicht abgeschlossen war. Und Anne würde sie in einer ruhigen Minute darauf ansprechen.
    Bevor sie ihre Handtasche in den Spind legte, checkte sie ihr Handy. Keine Nachricht von Joachim. Sie schrieb ihm nur drei Worte: Wo bist du? Wenn er sich darauf nicht meldete … Anne holte tief Luft. Was dann?
    Nachdenklich zog sie ihren Kittel an und ging in den Empfangsraum. Dort wurde sie schon erwartet.
    »Guten Morgen, meine liebe Frau Westheimer«, sagte der elegante ältere Herr mit dem Fusselhaar auf der Glatze. Er trug einen hocheleganten, leichten Anzug aus dunkelgrauer Seide, eine gelbe Krawatte und ein passendes Einstecktuch.
    Anne benötigte ein paar Sekunden, ehe sie sich gefangen hatte. Dieser Mann hat dich halbnackt in Strapsen gesehen, noch dazu schwer alkoholisiert!
    »Äh, guten Morgen, Herr von Bernstorff.«
    Sie umrundete den Tresen und setzte sich dahinter, ganzdie seriöse, adrette Empfangsdame. »Was kann ich für Sie tun?«
    Er schmunzelte. »Diese Frage wollte ich an Sie richten.«
    Anne presste die Lippen aufeinander. Was meinte er? Hatte er mitbekommen, dass Joachim und sie, gelinde gesagt, in Turbulenzen steckten? Oder hatte es mit Joachims Sardinienreise zu tun?
    Unsicher spielte sie mit dem Kugelschreiber. »Das müssen Sie mir genauer

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