Gib's mir
Knies.
«Martin», protestierte ich schwach und atemlos. Ich strich über mein Bein abwärts, versuchte, seine Hand wegzuschieben und den hochgeschobenen Stoff wieder zu glätten. Aber meine halbherzigen Bemühungen, ihn von seinem Tun abzuhalten, schienen seinen Eifer nur noch anzustacheln – so wie ich es mir insgeheim erhofft hatte. Sein Griff wurde fester, und er glitt weiter aufwärts, schob dabei die eine Seite meines Rocks hoch, jene, die zum Fenster zeigte. Ich muss ein eher schwaches Bild des Widerstands abgegeben haben, indem ich ihm erlaubte, meinen Oberschenkel so weit hinaufzurutschen, bis sein Daumen meinen Slip streifte. Dann hielt ich seine Hand mit meiner fest.
«Das dürfen wir nicht tun», flüsterte ich. Und dabei klangen meine Worte wie die aller Menschen, die kurz davor sind, Ehebruch zu begehen, eher wie: «Aber irgendwie will ich es ja. Lass mich also so tun, als hätte ich ein schlechtes Gewissen dabei, und dann werde ich mich dir hingeben.»
Und ich wollte es wirklich. Ich war erregt; in meinem Schoß kribbelte es sanft. Ich hatte eine seltsam träge Lust auf Martin, eine Art Hinterlassenschaft unserer als Liebespaar verbrachten Zeit. Obgleich es nicht so war, dass ich ihn wirklich aktiv begehrte oder seine Berührung suchte, hatte seine forschende Hand es wohl geschafft, mich heißzumachen. Das war’s, weshalb platonische Umarmungen so gefährlich waren: Unsere Körper bargen zu viel Verheißung füreinander; wir kannten den anderen einfach zu gut.
In einem emotional stabileren Zustand hätte ich vielleicht einmal kurz in die Zukunft geblickt und dann Abstand genommen. «Nein», hätte ich sagen sollen. «Um unserer Freundschaft willen, die wir beide ja retten wollen, sollten wir an diesem Punkt wirklich nein sagen.»
Aber in der Mattigkeit des nachmittäglichen Weingenusses und im Glanz des Sonnenlichts schien Sex keine so schlechte Idee zu sein. Was war schon dabei? Und würde es nicht wundervoll zu dem sinnlich-dekadenten Zustand passen, in dem wir uns befanden, indem wir zusammen tranken, während der Rest der Welt noch im Büro war –
Und natürlich war da auch noch mein Publikum, das mich in meiner Entscheidung beeinflusste. Wahrscheinlich gab es den entscheidenden Ausschlag.
Also erlaubte ich Martins Hand, erneut meinen Schenkel ganz bis nach oben zu gleiten. Ich spielte ihm Gewissensbisse vor, widersetzte mich kaum spürbar seinem Zugriff, ließ leises Stöhnen hören und vermischte fast stimmlose Neins mit kehligen Ahs. Seine Berührungen wurden hastiger.
«Oh, Beth», raunte er mit einem Flehen in der Stimme. «Bitte.»
Unter meinem Rock schob er seinen Daumen von oben in mein Höschen, zog es ein bisschen herunter und streifte dabei vorsichtig mein Schamhaar. Er legte seine Hand auf die zarte Baumwolle, streichelte mich nachdrücklich durch den Zwickel. Seine hungrigen Finger senkten sich in meine Spalte, und meine Nässe durchtränkte den Stoff.
«Nein», murmelte ich heiser. «Nein.» Dabei drückte ich meinen Körper gegen den seinen.
«Doch», hauchte er. «Du bist doch ganz nass für mich, Beth. Lass dich gehen, Beth. Verleugne deine Lust nicht.»
Dann schoben sich seine Hände unter mein Hemdchen, tasteten nach meinen Brüsten. Ich trug keinen BH, und er stöhnte, als er meine weichen, nackten Titten spürte. Er drückte Küsse, zart wie Regentropfen, auf meinen Hals und mein Gesicht, hielt dann inne und sah mich mit entrücktem Blick an.
Lange Zeit blickten wir einander an, gespannt, zärtlich. In unseren Augen lagen hellentfachte Lust und ein resigniertes Hinnehmen der Reue, von der wir beide wussten, dass sie folgen würde.
«Komm mit ins Bett, Beth», bat er und streichelte mein Gesicht.
Ich schüttelte den Kopf. «Hier», sagte ich. «Ich will dich hier.» Ich suchte seine Lippen und schenkte ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Einen Judaskuss.
«Die Vorhänge», drängte Martin, während er einen nervösen Blick zur Seite warf.
«Ach ja», wiederholte ich. «Die Vorhänge.» Und schnell zog ich sie zu, warf dabei einen schnellen Blick auf das gegenüberliegende Fenster.
Er stand immer noch dort, halb im Schatten, und beobachtete mich. Ich lächelte in mich hinein, triumphierend und selbstzufrieden. Ich ahnte, wie sexy meine zugezogenen Gardinen wirken mussten – viel anregender als Ausziehen und Streicheln. Ich wollte ihn reizen und seine Vorstellungskraft anregen. Und außerdem gab es da ja auch noch andere Fenster, die in Betracht zu
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