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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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sein müsste, jetzt noch bei meinem liebreizenden, sexy Ilya vorbeizuschauen und zu sagen: «Hallo, du wundervoller, knackiger Mann. Wie wär’s mit einem kleinen Fick?»
    Und das tat ich dann auch, mehr oder weniger. «Speth», lallte ich in seine Gegensprechanlage.
    «Was ist los?», kam eine verschlafene Stimme zurück.
    «Hier is Beth», betonte ich sorgsam. «Beth is hier. Die enssückene Beth.»
    «Herrje», ertönte es.
    Dann ein Brummen, Tür aufdrücken, und schon torkelte ich die dunklen Treppen hinauf zu seiner Wohnung. Ich trug Jennys lilafarbene Federboa um den Hals, die nicht übertrieben gut zu meinen Turnschuhen gepasst haben kann und auch nicht zu dem schmalen Rock und dem Ballettoberteil, aber das Lila passte zu meinen Fingernägeln, also bestand ich auf meinem Recht, sie zu tragen und über Nacht mit nach Hause zu nehmen, weil sie ja soooo schön weich war.
    An seiner Wohnungstür stand Ilya, knotete den Gürtel eines dunkelblauen Bademantels zu und sah dabei nicht allzu erfreut aus.
    «Mach das nicht», protestierte ich, schoss an ihm vorbei und hielt mich an seinem Morgenmantel fest. «Ich bin doch jetz hier. Da kanns du dich doch nich anssiehn.»
    Ilya befreite sich aus meinem Klammergriff und brachte mich dazu, mich aufs Sofa zu setzen. Ich hörte, wie er das Wasser in seiner kleinen Küche aufdrehte.
    «Trink das», forderte er, als er mit einem Pint-Glas zurückkam. «Es ist Wasser.»
    «Ich will aber kein Wasser trinken», beschwerte ich mich und schleuderte die Boa über eine Schulter. «Wasser is langweilig. Wasser is das langweiligsse Getränk der Welt. Keine Farbe. Kein Geschmack. Un koss nix. Muss ja Scheis sein, wenn’s nix koss. Ich will was Teures, mit Farbe –»
    «Trink es», sagte er bestimmt. «Oder ich schmeiß dich raus.»
    «Ich bin betrunkn», erklärte ich, stolz und streitsüchtig. «Wills du das ganich ausnutzn? Fick mich inn Arsch oder so, das versprichs du mir schon –»
    «Trink es, Beth», sagte Ilya und drückte mir das Glas in die Hand.
    Also tat ich es. Dann führte mich Ilya in sein Schlafzimmer und machte sich daran, mich mit ruhiger Zielstrebigkeit auszuziehen, während ich stolperte, schwankte und ihn zu küssen versuchte. Dann verfrachtete er mich in sein Bett, legte sich neben mich, schaltete das Licht aus und sagte: «Schweig jetzt, Beth, und schlaf.»
    Sofort war ich weg, wie ausgeknipst.
    Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist das Schrillen eines Telefons, das den dicken dunklen Nebel in meinem Kopf durchdrang.
    «Ja, gut», sagte Ilya gerade. «Hab verstanden, ja. Mmhhh, okay. Hab verstanden. Ja.»
    Ich drehte mich um, blinzelte in einen Raum, der von grausamem, gefiltertem Sonnenlicht geflutet war. Ilya, das Handy in die Halsbeuge geklemmt, notierte etwas auf einem kleinen Stück Papier.
    O Gott, es war bereits Morgen. Was zum Teufel tat ich hier, in Ilyas Bett? Wir schliefen niemals zusammen, jedenfalls nicht in diesem wörtlichen Sinn. Viel zu intim.
    Ich setzte die Bruchstücke der vergangenen Nacht zusammen wie ein schnelles Puzzle: Tequilacocktails bis zum Abwinken; Ilya, der einen blauen Bademantel zuknotet; Jenny, die über ein Kabel stolpert, als sie die Bühne betritt; Paul, der mir zeigt, wie man sich mit Hilfe von Curaçao und Bier einen Vollrausch antrinken kann; Ilya im blauen Bademantel, der sich bemüht, mich auszuziehen; Helen und ich laut und betrunken im grellen weißen 24-Stunden-Tankstellenladen; Ilya, der mich dazu bringt, Wasser zu trinken; ich, wie ich einfach an seiner Wohnungstür klingele.
    O Gott.
    Hatten wir Sex miteinander gehabt? Nein, unmöglich.
    Ilya drückte den Aus-Knopf an seinem Telefon und wandte sich mir mit einem Lächeln zu. «Wie geht’s deinem Kopf?», fragte er, die Augen verschleiert vor Müdigkeit.
    Ich stöhnte. «O Gott, es tut mir soooo leid.» Meine Stimme war heiser. Ich musste mich räuspern, um meinen Hals freizubekommen. «Ich muss ziemlich neben mir gestanden haben. Wann bin ich denn hier aufgetaucht? War es wirklich schon so spät?»
    «Drei Uhr zweiundfünfzig», antwortete er.
    «Oh, Scheiße. Das tut mir wirklich leid. Wie spät ist es jetzt?»
    «Gleich acht.»
    «Oh. Ich könnte noch dreimal so lange schlafen, aber ich muss gleich los und aufräumen. Hast du irgendwelche Tabletten?»
    «Was für Tabletten?»
    «Irgendwas. Tabletten eben. Welche, durch die ich mich besser fühle. Welche, die mich schlafen lassen. Oder die mich aufwecken. Ich liebe Tabletten.»
    Ilya ging fort mit einer

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