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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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plötzlich schien sich das Blatt gewendet zu haben.
    Ich hatte keine Ahnung, ob es Ilya ernst war oder ob er nur bluffte. Aber ich würde nicht riskieren, dies herauszufinden, indem ich bewusst seinen Anweisungen nicht folgte. Hatte er mich durchschaut? Hatte er erkannt, dass ich nur unter Androhung von Todesqualen das endgültige, das beendende Wort herausschreien würde?
    Wenn das so war, dann hatte Ilya in diesem Spiel eine ganze Menge mehr Macht, als mir lieb sein konnte. Und ich auf der anderen Seite hatte nicht viel in der Hand.
    Die Sache begann plötzlich ziemlich erschreckend für mich auszusehen.

Kapitel neun 
    KoolSex.
    So sollte der Name meiner neuen Veranstaltungsreihe lauten. Bei einem Planungstreffen im Club mit Jen und Clare sind wir eine ganze Menge Namen durchgegangen, die irgendwie an KörperSprache anknüpften.
    Am Ende einigten wir uns dann auf «KoolSex», weil es deutlich macht, worum es geht, auch wenn es ein bisschen widersprüchlich klingt. Nicht schlecht für unser sich eher intellektuell fühlendes Publikum.
    Jenny war voller Ideen, wie man den Raum toll herrichten könnte, und ich war froh, dass ich ihr diese Sache überlassen konnte. «Bordell-Chic», taufte sie ihren Stil. «Aufmüpfig, schillernd und üppig.»
    Sie wollte große rote Herzen basteln, die von der Decke baumeln – aus Styropor und mit Fellimitat bezogen, weil sie sagte, es müsste schon was mit Liebe zu tun haben. Auf dem größten und schönsten Herz stand, aus Glitzerstoff aufgenäht, «KoolSex», und es sollte draußen über dem Treppenabsatz hängen, genau über dem Tisch, an dem die Eintrittskarten verkauft wurden. Aber vielleicht würde man es da auch zu wenig sehen, und wir sollten es als Teil der Bühnenkulisse nutzen. Oder Jenny hätte doch noch genug Zeit, zwei Herzen mit Fellbezug und «KoolSex»-Aufschrift zu machen.
    Aber die Zeit würden wir bestimmt nicht haben. Das Ganze erwies sich als ziemliche Hetzjagd, da Shaun interessiert daran war, die Abende so schnell wie möglich zum Laufen zu bringen – so interessiert, dass ich ihn davon überzeugte, nochmal dreihundert Piepen mehr in mein neues Unternehmen zu investieren.
    Und ich war immerhin so beschäftigt, dass ich ein- oder zweimal sogar Ilya absagen musste, als er mich anrief, um eine schmutzige kleine Verabredung mit mir zu treffen. Vielleicht war das auch ganz gut so.
    Jenny und ich mischten uns in das geschäftige Treiben auf der Bond Street, wobei Jenny eine Tüte mit Glamour-Accessoires schwenkte.
    Es war heiß und schwül, und die Straßen wimmelten von all den strahlenden jungen Dingern, die sich sommerlich sexy aufgemacht hatten. Sie gingen mitten auf der Straße, huschten fröhlich zur Seite, wenn ein Auto versuchte, sich durchzuschieben.
    «Martin ist gestern mal wieder bei uns vorbeigekommen», erzählte Jen und hakte sich bei mir ein.
    «O Gott», murmelte ich, und mir wurde das Herz schwer. «Ist er über mich hinweg?»
    «Ich denke schon, dass er bald so weit sein wird», antwortete Jenny. «Er ist zwar immer noch der Meinung, du seiest eine blöde Kuh, allerdings sagt er es inzwischen nicht mehr ganz so verbittert. Ich finde ja auch, dass du eine blöde Kuh bist, weil du ihn auf diese Weise aus deinem Leben ausquartiert hast. Aber du kennst ja meine Meinung.»
    «Ja, ja», sagte ich, dieses Themas ziemlich überdrüssig.
    «Na komm schon, Beth», meinte Jenny. «Ihr wart mal Busenfreunde. Es ist nicht richtig, das alles wegzuwerfen, bloß weil ihr zwischendurch eine kurze Affäre miteinander gehabt habt. Du könntest dich ruhig ein bisschen mehr bemühen, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Du kannst nicht einfach alles unter den Teppich kehren und –»
    «Ich hab viel um die Ohren gehabt», erklärte ich. «Ich hatte einfach zu viel anderes im Kopf. Schau, ich werde mich demnächst bei ihm melden. Ich weiß, das war gemein von mir, aber … ich war wirklich beschäftigt, das ist alles. Immerhin war es auch Martin, der vorgeschlagen hat, dass wir uns mal eine Weile nicht sehen sollten, nicht ich.»
    Wir ließen die bummelnden North-Laine-Besucher unser Tempo bestimmen, während ich mich schweigend in meinen Schuldgefühlen erging – und zwar Schuld unter zweierlei Gesichtspunkten: zum einen weil ich Martin vernachlässigte, der mir einmal so wichtig gewesen war; zum anderen weil ich immer noch niemandem von Ilya erzählt hatte. Ständig schwindelte ich mir irgendwas zusammen, hatte Ausflüchte parat, gab vor, hier oder dort zu

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