Gib's mir
verrückt werden. Ich konnte nicht mehr klar denken, aber da war etwas in meinem Kopf, was beständig schrie, damit ich ihm Beachtung schenkte, immer wieder schrie es: Hör mal, Beth. Das ist doch alles nicht fair.
Ilya zog wie ein Verrückter an meiner Hose, kämpfte darum, sie mit einer Hand herunterzuziehen. Es gelang ihm nicht, da ich mich wand und gegen seinen Körper wehrte, mich an seinem Arm festklammerte, wild entschlossen, seine Hand von meinem Mund zu bekommen.
«Komm schon, Beth», knurrte er, schnaufte leise. «Dreckige Hure. Du weißt doch genau, dass du’s willst.»
Ich fühlte seine suchenden Finger oberhalb meines Slips, die probierten, weiter abwärtszugelangen.
Mein Hals tat weh. Ich konnte meinen Kopf nicht bewegen, außer ein bisschen gegen die Wand hinter mir. Meine erstickten Schreie ließen die Hand, die meinen Mund zuhielt, immer heißer und nasser werden.
Dann durchschoss es mich: Diese bedrohliche Hand da verhinderte auch, dass ich irgendetwas sagen konnte. Angenommen, ich wollte, dass er aufhörte – so sehr, dass ich es auch auf mich nehmen würde, «Tintenfisch» zu sagen: unmöglich! Er nahm mir meine einzige Möglichkeit, ihm zu entrinnen. Ich hatte keine Chance gegen ihn – nicht weil er stärker war als ich, sondern weil er mich nicht zu Wort kommen lassen würde. Der verlogene Dreckskerl hatte mich einfach aus dem Spiel genommen, ausgeschaltet.
Also tat ich, was nur fair war: Ich biss ihn. Es gelang mir, mit den Zähnen einen seiner Finger zu fassen zu kriegen, und dann biss ich zu, so fest und so kraftvoll, dass ich spürte, wie ich seine Haut durchstieß, und dann schmeckte ich Blut.
Ich hörte ihn vor Schmerz brüllen; ich merkte, wie er versuchte, seinen fleischigen und doch zugleich knochigen Finger dem Zugriff meines Kiefers zu entwinden. Aber ich hielt ihn weiter fest, und erst als er ein Stück zurückwich und aufhörte, mich mit seinem Gewicht gegen die Wand zu quetschen, ließ ich von ihm ab und spuckte das Blut aus.
Er sah mich mit großem Erstaunen an. «Du verdammte Hexe», krächzte er und hielt seine verletzte Hand mit der gesunden fest. «Du verdammte … oh, Scheiße …» Er schlenkerte mit der Hand durch die Luft: «Du bist ja eine richtig gefährliche kleine Tigerin.»
Er setzte zu einem Vergeltungsangriff an, aber ich tauchte schnell ab. Keuchend und zitternd schoss ich auf die Tür zu, aber bevor ich sie noch öffnen konnte, kam jemand ins Zimmer gestürmt.
«Was zum Teufel …»
Ein Typ stand im Türrahmen. Es war Pete, der grobe, linkische, lüsterne Pete.
«Ach, ach, ach», grinste er. «Wenn das mal nicht unser Star aus der Anal-Jungfrau ist. Schön, sich mal wieder zu treffen, was, Beth?»
Ich bemühte mich, die Knöpfe meiner Hose schnell wieder zu schließen, aber meine Hände zitterten, und alles, was ich tun konnte, war, dass ich die Jeans vorn zusammen- und dann mein T-Shirt drüberzog.
«Lasst mich raus!», sagte ich und ging zur Tür.
Pete schickte sich an, mir den Weg zu versperren. «Willst du nicht noch ein bisschen bleiben?», höhnte er und deutete vielsagend mit dem Kopf auf meine Lenden. «Sollte Illie keinen Saft mehr haben, hätte ich wirklich nichts dagegen, es dir nochmal zu –»
Ich wäre ihm fast mit fliegenden Fäusten an den Kragen gegangen, aber Ilyas Stimme – kalt und klar wie Eiswasser – ließ meine Wut augenblicklich in Ohnmacht umkippen.
«Lass sie gehen, Pete. Das geht nur mich und Beth etwas an. Wenn sie gehen will, dann lass sie gehen.»
Lächelnd und achselzuckend trat Pete einen Schritt zur Seite, und ich stolperte an ihm vorbei, versuchte, meine in Unordnung geratene Kleidung wieder straßentauglich aussehen zu lassen, während ich auf den breiten, sonnenbeschienenen Ausgang zustrebte.
Jenny lehnte an dem blauen Haus, das am Ende der Straße lag, und sah irgendwie sauer aus, wie sie da so stand und rauchte.
In der gleißenden Helligkeit des Nachmittags fühlte ich mich ein bisschen flatterig, und mir war sehr heiß. Aber es war eine seltsame Hitze – keine Sonnenscheinhitze; mehr so eine, die sich anfühlte, als würden meine Eingeweide schmelzen und in dieser neuen, flüssigen Form durch meine Haut nach außen sickern.
«Entschuldigung, Jen», sagte ich und versuchte zu lächeln. «Ich habe mich ein bisschen treiben lassen.»
Jenny seufzte gottergeben, ihre beleidigte Miene hellte sich etwas auf, dann sah sie mich prüfend an.
«Geht’s dir gut?», fragte sie.
«Ja, alles in
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