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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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doch lieber froh sein. Aber offenbar konnte er das schon nicht mehr. Vielleicht war er bereits zu sehr außer sich vor Wut.
    «Also dann», sagte er, als ich nicht antwortete. «Das scheint doch alles in allem auf eine ziemlich nette Vergewaltigungsphantasie hinauszulaufen, oder?»
    Mir stockte das Blut in den Adern. Er war wirklich pervers. Meine Hände bewegten sich ohne mein Zutun, krochen panisch über den Tisch, suchten nach irgendetwas, das als Waffe taugte. Ich würde nicht zulassen, dass Ilya meine Ablehnung derart verdrehte. Er würde sie verdammt nochmal genau so nehmen müssen, wie ich sie meinte. In einem Kinofilm würde jetzt irgendein schwerer Aschenbecher auf dem Tisch stehen oder ein scharfer Brieföffner, mit dem man auch prima Hälse aufschlitzen könnte. Meine rechte Hand stieß auf den Stiftebecher.
    «Hau ab, begreifst du das nicht?», sagte ich und zielte mit einer Handvoll Kugelschreiber und Bleistifte auf ihn.
    «Was tust du da?», fragte Ilya höhnisch. «Willst du mich anmalen?»
    «Nein, ich werde dir deine verdammten Augen ausstechen», schleuderte ich zurück.
    Ilya lachte – ein grausames, spöttisches Lachen. Plötzlich wusste ich nicht mehr, ob er den miesen Typen spielte oder ob er wirklich mies war. Aber das konnte mir eigentlich egal sein, da mir weder das eine noch das andere gefiel.
    Ilya kam nicht näher. Es schien, als wartete er darauf, dass ich etwas unternahm, und dann würde er mich packen und überrumpeln. Ich wünschte, ich hätte ebenso kräftige Muskeln wie er.
    Ich hatte Probleme, mir vorzustellen, wie ich mich wohl aus dieser Situation befreien könnte, überlegte, ob es vielleicht das Beste wäre, einfach die Hosen runter- und ihn gewähren zu lassen.
    Das hatten vor mir schon viele gemacht – hatten ihrem Liebhaber nachgegeben, obgleich sie eigentlich nicht in Stimmung waren. Ich würde mich nicht wehren, würde nichts von meiner Abwehr erkennen lassen, um es nicht wie eine Vergewaltigungsphantasie wirken zu lassen. Ich würde so tun, als wäre es mir vollkommen egal, würde vielleicht sogar ein bisschen Vergnügen zeigen und die bedrohliche Situation damit entschärfen.
    Aber nein. Ich hatte ja noch etwas anderes ins Feld zu führen. Und das war: Um eine solche Phantasie darstellen zu können, braucht man zwei Spieler, und im Augenblick war mir nicht nach Spielen, deshalb wäre die Situation verdammt nochmal real.
    Aber wie es schien, zählte die Realität nicht viel in unserem «Tintenfisch»-Spiel. Das Wort Nein zählte nicht. Also konnte ich auch meine Argumente nicht ins Feld führen – außer vielleicht, indem ich «Tintenfisch» sagte. Und würde ich mir damit nicht wieder ins eigene Fleisch schneiden?
    Und genauso dann, wenn er mir androhen würde, «Tintenfisch» zu sagen, wenn ich mich weigerte, meine Hosen runterzulassen, ich mich wehrte oder sonst irgendwas?
    O Gott. In meinem Kopf herrschte Chaos. Vielleicht sollte ich ihm einfach mein Knie in die Eier rammen und abhauen?
    Ilya begann, mir immer näher zu kommen. Ich erstarrte, steif vor Unsicherheit und einer gehörigen Portion Angst.
    Dann grinste er, verwirrte mich plötzlich, indem er begann, hin und her zu springen, zu tänzeln wie ein Boxer, bis er zuschnappte und sich mit seinem vollen Gewicht auf mich warf.
    Meine Stifte kippten scheppernd um, und ich schrie, während ich unter der Kraft seines Angriffs rückwärts stolperte. Ilya drückte mir eine Hand auf den Mund.
    «Halt die Klappe», zischte er. «Still, still, still.»
    Ich krachte mit dem Rücken gegen die Wand, und mein Kopf schlug dumpf dagegen. Ich zappelte und schlug um mich, fluchte in seine heiße, feuchte Handfläche, während ich schnaufend durch die Nase atmete und mein Nasenstecker zu schmerzen begann.
    Ilya zerdrückte mich fast an der Wand, als er sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen mich presste. Ich konnte spüren, wie die gewaltige Schwellung seines entblößten Schwanzes sich an meinem Bauch rieb. Seine Finger rissen an den Knöpfen meiner Jeans.
    Das Schrecklichste war aber die Hand, die auf meinem Mund lag und halb auch noch meine Nasenlöcher verdeckte. Mich erfasste Panik, da ich nicht richtig atmen konnte. Ich brauchte Luft in meiner Lunge. Ich wollte Luft holen wie ein Kurzstreckenläufer am Ende seines Sprints. Ich wollte Luft schnappen wie ein Ertrinkender, der plötzlich wieder an die Oberfläche kommt. Ich konnte einfach nicht genug Luft bekommen.
    Dieses überwältigende Bedürfnis ließ mich beinahe

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