Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Lincoln das Gleiche.
Das sah nicht gut aus.
Jetzt fuhr der Navigator langsam so weit vor, bis seine mächtige Stoßstange aus Chrom gegen die hintere Stoßstange des Taxis stieß – und dann gab er plötzlich unter aufheulendem Motor Gas und schob das Taxi dadurch nach vorn und seitwärts. Unter irrsinnig lautem Gequietsche geriet das Taxi ins Schleudern, dann fing es sich wieder und bog auf die linke Spur. Der Navigator hängte sich dran, gab erneut Gas und versuchte das Taxi zu rammen.
Damit es nicht getroffen wurde, scherte das Taxi wieder zurück auf die rechte Spur und drosselte das Tempo, aber durch ein geschicktes Manöver setzte sich der Navigator dahinter und rammte es nochmals, diesmal mit echter Wucht, so dass der Taxifahrer Gas geben musste, um den Aufprall zu korrigieren. Seine Hupe heulte laut über die breite Straße.
Der Navigator schoss nach vorn, um das Taxi erneut zu rammen, aber der Taxifahrer schwenkte abrupt auf die linke Spur und bog dann schleudernd um die Ecke in die East 116th Street, in Richtung Osten. Hier, in einem der großen Geschäftsviertel von Spanish Harlem, herrschte plötzlich mehr Treiben, die breite Einkaufsstraße war trotz der späten Stunde hell erleuchtet und voller Menschen, die Bars und Restaurants alle geöffnet.
Der Navigator bog mit quietschenden Reifen um die Ecke. Gideon jagte hinterher, wobei die Limousine einen plumpen Vier-Rad-Powerslide vollführte. Mit laut klopfendem Herzen gab Gideon Gas. Der Fahrer des Navigator versuchte gar nicht, das Taxi dazu zu zwingen, rechts ranzufahren; er wollte seine Insassen umbringen, indem er einen Unfall verursachte.
Das Taxi gab Gas, ein Versuch, dem Navigator davonzufahren. Die beiden Fahrzeuge preschten auf der 116. Straße nach Osten, schlängelten sich durch den Verkehr und riefen dadurch lautes Gehupe, Reifengekreische und wütende Rufe hervor. Gideon folgte ihnen so gut es ging und hielt das Lenkrad mit schweißfeuchten Händen.
Die drei Fahrzeuge rasten an der Lexington vorbei und näherten sich dem Bündel heller Lichter am Zusammentreffen von 116th Street und Third Avenue. Während sie sich mit einer Geschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern der Kreuzung näherten, sprang die Ampel auf Gelb. Gideon bremste die Limousine scharf ab; das Taxi und der Navigator hatten dagegen keine Chance, rechtzeitig zum Stehen zu kommen. Plötzlich scherte der Navigator aus, beschleunigte und bog auf die Gegenfahrbahn, bis er sich mit dem Taxi auf gleicher Höhe befand. Unmittelbar vor der Kreuzung lenkte er nach rechts und versetzte dem Taxi einen brutalen Stoß gegen die Seite. Eine Qualmwolke ausstoßend, schleuderte das Taxi seitwärts über die Kreuzung, streifte dabei ein entgegenkommendes Fahrzeug, hob ab und flog in eine Menschengruppe vor einer puerto-ricanischen
lechonera
. Ein fürchterliches Geräusch ertönte, wie das Klatschen von Fleisch auf Blech. Leiber wurden durch die Luft geschleudert und stürzten auf die Kreuzung. Mit einem letzten nachhallenden Knall krachte das Taxi durch die Glasfassade des Restaurants und kam mit einem allerletzten Röcheln und jäh austretendem Wasserdampf zum Stehen. Fleischstücke fielen von den im Schaufenster ausgestellten Regalen und Tabletts. Mit Speck ummantelte Schweinebraten, Tabletts mit geröstetem geräuchertem Speck und Spanferkel-Spieße, das alles stürzte auf das zertrümmerte Taxi herab und rollte weiter auf den Bürgersteig.
Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte Stille. Und dann war die Kreuzung erfüllt von lautem Gekreische und Geschrei, während die Menschen nach allen Seiten davonrannten. Für Gideon, der voll Entsetzen zuschaute, ähnelten sie Ameisen auf einem brennenden Holzstamm.
Gideon hatte die Limousine unmittelbar vor der Kreuzung an die Seite gelenkt, jetzt sprang er heraus und lief gerade auf den Unfallort zu, als der in Richtung Norden fahrende City-Bus die Third Avenue heraufgedonnert kam, wobei er das Tempolimit um mindestens 25 Stundenkilometer überschritt. Gideon blieb am Zebrastreifen stehen und schaute hilflos zu, wie der Bus an ihm vorbeiraste. Der Busfahrer, der plötzlich Menschen auf der Kreuzung sah, trat auf die Bremse, aber zu spät, er konnte nicht mehr davor anhalten. Die großen Reifen überfuhren rumpelnd mehrere der ausgestreckten Leiber, und dann verlor der Busfahrer die Kontrolle über das Fahrzeug. Unter lautem Gequietsche und mit dem Gestank verbrennenden Gummis geriet der Bus ins Schlittern. Hilflos beobachtete Gideon,
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