Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Titel: Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
über seine alte Gitarre gebeugt und trug einen braunen Fedora. Aber seine Stimme, die hörte sie, irgendwie rauh, voller Trauer und nach einem schweren Leben klingend. Damit konnte sie sich identifizieren. Sie fühlte sich traurig und glücklich zugleich. Einem Impuls folgend, griff sie in ihre Handtasche, zog einen Dollarschein hervor und ließ ihn in den Gitarrenkasten fallen.
    Er nickte, sang aber weiter.
    Jesus gonna make up
    Jesus gonna make up
    Jesus gonna make up my dyin’ bed
    Der letzte melancholische Akkord verklang, dann war das Lied zu Ende. Er legte die Gitarre beiseite und hob den Kopf.
    Es wunderte sie, dass er Asiate war und jung, ziemlich hübsch, seinem Gesicht fehlten die üblichen Anzeichen von Alkoholismus oder Drogensucht, seine Augen blickten klar und tief. Mehr noch: Ihr Instinkt verriet ihr, dass er trotz seiner schäbigen äußeren Erscheinung überhaupt kein Typ war, der auf der Straße lebte – sondern wahrscheinlich ein echter Musiker. Die abgerissenen Klamotten und der dreckige alte Fedora, die waren bestimmt nur Schau.
    »Hey, Sie spielen ziemlich gut, wissen Sie das?«
    »Danke.«
    »Wo haben Sie so gut spielen gelernt?«
    »Ich bin ein Jünger des Blues. Ich lebe den Blues.«
    »Ja. Manchmal bin ich auch traurig.«
    Er schaute sie an, bis sie rot wurde. Dann begann er, das Geld aus seinem Gitarrenkasten einzusammeln, stopfte es sich in die Tasche und verstaute die Gitarre. »Das reicht für heute«, sagte er. »Ich möchte im Starbucks um die Ecke einen Tee trinken. Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?«
    Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?
Der Typ studierte wahrscheinlich am Juillard, und hier draußen war er nur, um ein bisschen Geld zu verdienen und um ein freies Leben zu führen. Ja, so musste es sein. Dass er sie so höflich gefragt hatte, gefiel ihr, und sein Quasi-Undercover-Outfit fand sie auch gut. Irgendwo im Inneren war sie immer noch wütend auf Gideon. Sie wünschte, er könnte sie zusammen sehen; das würde ihm eine Lehre sein.
    »Na klar«, sagte sie. »Warum nicht?«

49
    Nodding Crane saß an dem kleinen Tisch, nippte am grünen Tee und hörte der Frau beim Reden zu. Diese Gelegenheit war ihm direkt in den Schoß gefallen, und er wusste genau, wie er sie nutzen konnte, um Crew aus seinem Versteck hervorzulocken, ihn aus der Ruhe zu bringen, ihn wieder zurück in die Defensive zu drängen.
    In der Tat, es war eine phantastische Chance.
    »Sie sind heute schon mal an mir vorbeigegangen«, sagte er. »Ich habe Sie sofort bemerkt.«
    »Ach ja, stimmt, bin ich.«
    »Sie waren mit einem Mann zusammen – Ihrem Ehemann?«
    Sie lachte. »Er ist nur ein Freund.« Sie beugte sich nach vorn. »Und Sie sind kein Mann, der auf der Straße lebt – hab ich recht?«
    Nodding Crane blieb regungslos sitzen.
    »Sie führen mich nicht an der Nase herum.« Sie zwinkerte. »Obwohl, ich muss schon sagen, es ist eine ziemlich gute Nummer.«
    Er trank seinen Tee in kleinen Schlucken, so als sei nichts geschehen. Im Inneren war er jedoch tief beunruhigt. »Ein Freund? Ihr Freund?«
    »Na ja, nicht wirklich. Eigentlich ist er ein komischer Typ.«
    »Ach ja? Wieso denn?«
    »Er hat behauptet, er sei Schauspieler, Produzent. Er verkleidet sich, wirft sich in Kostüme, geht los, gibt sich als jemand anders aus und schleppt mich dabei mit. Völlig irre. Er hat gesagt, er sei Schauspieler, aber ich glaube, er steckt in irgendwelchen Schwierigkeiten.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    »Wenn ich das nur wüsste! Ich würde ihm ja gern helfen, aber er lässt mich nicht. Er hat mich mit rauf nach Riverdale geschleppt, zu dieser piekfeinen Privatschule. Wir haben so getan, als wären wir die Eltern von irgend so einem Wunderkind, und da hat er irgendwelche Papiere mitgehen lassen – wieso, ist mir völlig schleierhaft. Und dann haben wir noch diesen verrückten Zimmertausch im Waldorf mitten in der Nacht durchgezogen.«
    »Wie seltsam.«
    »Ja, und dann hat er einen Freund im Krankenhaus besucht, und dabei hat sich herausgestellt, dass der Typ gestorben ist.«
    Nodding Crane nippte an seinem Tee. »Klingt für mich so, als ob er in irgendwelche illegalen Geschäfte verstrickt ist.«
    »Ich weiß nicht. Er macht einen ziemlich ehrlichen Eindruck auf mich. Ich weiß nur nicht, was dahintersteckt.«
    »Wo ist er denn jetzt?«
    Orchid zuckte mit den Achseln. »Er hat mich in der U-Bahn sitzenlassen, ist einfach rausgesprungen, hat gesagt, er ruft mich später an. Er kommt bestimmt zurück. Unsere

Weitere Kostenlose Bücher