Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
das ergibt Sinn. Für wen arbeiten Sie?«
»Für die Vereinigten Staaten. Indirekt.«
»Und wie passe ich da hinein?«, fragte die alte Frau.
»Sie haben Mark Wu am Flughafen etwas gegeben, unmittelbar bevor er in ein Auto stieg und verfolgt und getötet wurde. Ich möchte wissen, was Sie ihm gegeben haben. Darüber hinaus möchte ich gern wissen, ob er wirklich Pläne für eine neue Waffe bei sich hatte, worum es sich bei dieser Waffe handelt und wo sich diese Pläne jetzt befinden.«
Sie nickte ganz langsam, trank einen Schluck Tee und stellte die Tasse wieder ab. »Sind Sie Rechts- oder Linkshänder?«
Gideon runzelte die Stirn. »Linkshänder.«
Sie nickte erneut, als ob das einiges erkläre. »Bitte strecken Sie Ihre linke Hand aus.«
Nach einem Moment willigte er ein. Die Frau ergriff seine Hand sanft mit ihrer rechten. Einen Augenblick nahm Gideon nur ihre trockene, verwelkte Haut auf seiner Hand wahr. Dann hätte er vor Erstaunen und Erschrecken fast aufgeschrien. Ihre Hand schien seine Haut zu verbrennen.
Er zuckte zusammen auf seinem Stuhl, woraufhin sie seine Hand losließ.
»Ich will versuchen, alle Ihre Fragen zu beantworten«, sagte sie, die Hände wieder auf den Knien gefaltet. »Obwohl Sie ein berufsmäßiger Lügner sind, aber das ist offenbar Teil Ihres Berufs. Ich verstehe – ich
spüre
–, dass Sie im Herzen ein guter Mensch sind. Und ich denke, dass wir, indem ich Ihnen helfe, uns selbst helfen können.« Sie trank noch einen Schluck Tee. »Mark Wu war ein Wissenschaftler, der an einem Geheimprojekt in China arbeitete. Zudem war er ein Anhänger von Falun Dafa.« Sie nickte langsam, mehrmals, ließ die Stille wirken. »Wie Sie vielleicht wissen oder auch nicht wissen, wurde Falun Dafa in China unterdrückt. Aus diesem Grund musste Dafa in China in den Untergrund gehen. Und zwar tief in den Untergrund.«
»Warum hat die chinesische Führung das getan?«
»Weil wir eine Bedrohung für ihr Machtmonopol darstellen. China hat eine lange Geschichte von Dynastien, die von charismatischen spirituellen Bewegungen gestürzt wurden. Die Führung hat recht, Angst zu haben. Denn Dafa hat nicht nur ihre Annahmen über Kommunismus und totalitäre Herrschaft in Frage gestellt, sondern auch die neuen Ideen über den Wert des Materialismus und des ungezügelten Kapitalismus.«
»Verstehe.« Und in der Tat, Gideon verstand, worum es hier ging – um den entscheidenden Beweggrund für Wus Flucht in den Westen. Aber warum dann die Sexfalle der CIA ?
»Wegen der Verfolgung müssen die Anhänger von Dafa in China im Untergrund praktizieren, im Geheimen. Aber wir bleiben mit unseren chinesischen Brüdern verbunden. Wir stehen alle in Verbindung miteinander. Dafa verlangt Gemeinschaftssinn. Die Regierung hat versucht, unsere Internetseiten zu blockieren und uns zum Schweigen zu bringen, ist damit jedoch gescheitert.«
»Ist das der Grund, warum Sie gesagt haben, dass Sie in Gefahr sind?«
»Das ist ein Teil.« Sie lächelte. »Sie trinken ja gar nicht Ihren Tee.«
»Oh. Verzeihung.« Gideon hob die Tasse und trank einen Schluck.
»Viele Dafa-Anhänger sind Wissenschaftler und Computeringenieure. Wir haben ein leistungsstarkes Softwareprogramm namens Freegate entwickelt. Vielleicht haben Sie davon gehört.«
»Ich erinnere mich vage.«
»Wir haben es weltweit vertrieben. Es ermöglicht Internetnutzern aus China und anderen Ländern, sich Internetseiten, die ihre Regierungen gesperrt haben, anzusehen. Und es erlaubt Nutzern, die Firewalls zu durchdringen, mit denen bestimmte Regierungen Webseiten von sozialen Netzwerken blockieren.«
Während Gideon zuhörte, trank er einen kleineren Schluck. Er fand den Tee ausgezeichnet.
»Die Server von Freegate verbergen die wahren IP -Adressen, so dass die Leute ohne Einschränkung surfen können. Hier im
Bergen Dafa Center
befinden sich einige der Freegate-Server. Es gibt weitere Standorte auf der ganzen Welt.«
Gideon trank seinen Tee aus. »Und was hat das mit Mark Wu zu tun?«
»Alles. Schauen Sie, Mark Wu hat uns ein Geheimnis aus China mitgebracht. Ein großes, großes Geheimnis.«
»Uns? Sie meinen Falun Gong?«
Sie nickte. »Es war alles organisiert. Er war im Begriff, die Informationen an uns weiterzugeben, und wir standen kurz davor, sie auf unserem Freegate-Server bereitzustellen. Wir wollten sie in die ganze Welt tragen.«
Gideon schluckte. »Und? Was ist das große Geheimnis?«
Wieder lächelte sie. »Wir wissen es nicht.«
»Was soll das
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