Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
das Motelzimmer, warf alles auf den Rücksitz des Jeeps und fuhr los. Das Fahrzeug verfügte über ein GPS, und als er die Adresse von Fort Detrick, Maryland, eingab, informierte es ihn, dass die Entfernung 1877 Meilen und die Fahrtzeit dreißig Stunden betrug. Wenn er fünf Meilen schneller als die Geschwindigkeitsbegrenzung fuhr und nur zum Tanken anhielt, könnte er auf 25 bis 26 Stunden kommen. Schneller zu fahren traute er sich nicht. Ohne Führerschein durfte er es auf keinen Fall riskieren, in eine Verkehrskontrolle zu geraten.
Er sah auf die Uhr: kurz vor zehn. Blaine hatte gesagt, sein Flieger würde früh am Morgen gehen. Er würde also schon in der Luft sein. Gideon hatte auf den Internetseiten der Fluggesellschaften recherchiert, aber an diesem Morgen hatte es keine Direktflüge nach D. C. gegeben – Blaine musste also umgestiegen sein, und weil er durch den Wechsel der Zeitzonen zwei Stunden verloren hatte, würde er frühestens am Abend in Fort Detrick eintreffen. Das »große Ereignis« würde höchstwahrscheinlich am morgigen Tag stattfinden, am N-Day – dem berüchtigten Tag auf dem Terminkalender, den er in Chalkers Wohnung gesehen hatte.
Er selbst könnte morgen gegen Mittag in Fort Detrick sein. Ob ihm dadurch genug Zeit blieb, um Blaine abzufangen und zur Rede zu stellen, stand in den Sternen. Natürlich konnte es durchaus sein, dass Blaine gar nicht nach Fort Detrick flog. Das Ganze konnte auch eine List gewesen sein; möglicherweise hatte Blaine sich auch auf direktem Weg nach Washington begeben. Aber mit dem Problem wollte sich Gideon auf der Fahrt Richtung Osten beschäftigen.
Allerdings hatte er keine Ahnung, was er machen würde, sobald er dort eingetroffen war. Er hatte, ehrlich gesagt, auch nicht ansatzweise einen Plan, eine Strategie, eine Angriffsidee. Aber wenigstens, so dachte er, als er den Motor anließ, hatte er 26 Stunden Zeit, um sich etwas einfallen zu lassen.
59
S tone Fordyce rumpelte im Wagen über die holprige unbefestigte Straße in Richtung Blaines Ranch. Er war voller Bedenken. Unter allen anderen Umständen hätte er gedacht: Zum Teufel damit. Aber das hier waren keine normalen Umstände. Washington war möglicherweise nur einen Tag von einem Atombombenangriff entfernt. Und die Ermittlungen waren momentan völlig festgefahren, gingen in die falsche Richtung. Millard und Dart irrten: Gideon war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Opfer eines Komplotts. Urheber war ein Los-Alamos-Insider. Und dieser Insider – vermutlich Novak – war auch an der Terrorverschwörung beteiligt. Es war die einzige Schlussfolgerung, die er ziehen konnte.
Tatsächlich war er zu einem weiteren Schluss gekommen: Gideon war gar nicht davongelaufen. Er hielt sich noch immer in der Gegend auf und versuchte, seine Unschuld zu beweisen, indem er nach den Schuldigen fahndete. Deswegen war er nach Los Alamos gefahren, wodurch er sich aber einer riesigen Gefahr aussetzte. Und dann hatte er Lockhart zur Rede gestellt, womit er ebenfalls ein großes Risiko eingegangen war. Crew war ein verdammt schlauer Kerl, aber selbst er würde nur dann zu solch extremen Maßnahmen greifen, wenn er tatsächlich unschuldig war. Irgendwann in dieser Zeit war es Gideon gelungen, Alida Blaine davon zu überzeugen, dass er kein Terrorist war, denn nur so ließ sich erklären, dass sie immer noch mit ihm zusammen war und dass sie nicht die Behörden verständigt hatte.
Wo steckte Gideon also? In einem so kurzen Zeitraum konnte er keinesfalls zu Fuß von Los Alamos zur Paiute Creek Ranch und wieder zurück durch die Berge gegangen sein. Er besaß kein Pferd. Darum musste er einen Wagen genommen haben.
Aber wessen?
Kaum hatte sich Fordyce die Frage gestellt, kannte er auch schon die Antwort. Jemand half Gideon und Alida. An wen würden sie sich wenden? Es war derart offensichtlich, dass es ihm rätselhaft war, wieso keiner darauf gekommen war. Alidas Vater – der Autor, Simon Blaine – half ihnen.
Von dort war es nur ein kleiner Schritt, bis man herausfand, dass Blaine eine Ranch in den Jemez Mountains besaß. Und wenn das für ihn offensichtlich war, folgerte Fordyce, dann würde es schließlich auch für Millard offensichtlich sein. Die Ermittlungen mochten zwar in die falsche Richtung gehen, aber Millard war nicht dumm. Irgendwer würde zu irgendeinem Zeitpunkt auf den Gedanken kommen, auf Blaines Ranch eine Razzia durchzuführen.
Er hoffte bloß, dass das nicht schon passiert war.
Doch
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