Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
mit knapper Not von La Guardia weggekommen. Der Flughafen war gerammelt voll von Menschen in Panik, die größtenteils gar kein Flugticket besaßen, sondern nur wegwollten, egal wohin. Es war eine grauenhaft chaotische Szene. Fordyce war es nur deshalb gelungen, ihnen Plätze in einer Maschine zu besorgen, weil er allen und jedem seine FBI-Ausweispapiere unter die Nase hielt und außerdem auf dem Flug nach Albuquerque als Sky Marshall fungierte.
Gideon nippte an seinem Kaffee, während Fordyce vor sich hin meckerte. Ihr »Andocken« beim FBI-Büro in Albuquerque hatte gar nichts gebracht. Nicht nur bezüglich der Moschee waren sie kaltgestellt, sie kamen auch weder in Chalkers Haus noch in sein Büro in Los Alamos, konnten weder mit seinen Arbeitskollegen noch mit sonst jemandem von Interesse reden. Sogar hier draußen blockierten die Ermittlungsbehörden sich gegenseitig. NEST und Konsorten kamen als Erste dran, während alle anderen Behörden sich um einen Platz in der Schlange rangelten. Sogar das reguläre FBI kam kaum gegen den bürokratischen Gegenwind an – mit Ausnahme der FBI-Agenten, die zu NEST abkommandiert waren. Außerdem war ihre kleine Eskapade in Queens, die ihnen ermöglicht hatte, in Chalkers Wohnung zu gelangen, offenbar Dart zu Ohren gekommen. Fordyce hatte aus dessen Büro eine frostige Nachricht erhalten.
Als Fordyce aufstand, um die Herrentoilette aufzusuchen, kam die rothaarige Kellnerin vorbei, um Gideon nachzuschenken. »Möchte er auch noch was?«, fragte sie.
»Besser nicht, er ist schon aufgekratzt genug. Aber mir können Sie noch einen Kaffee geben.« Er schenkte ihr sein einnehmendstes Lächeln und schob ihr seine Tasse hin.
Sie schenkte ihm nach und erwiderte das Lächeln.
»Noch Kaffeesahne?«
»Nur wenn Sie die empfehlen.«
»Also, ich trinke den Kaffee gern mit.«
»Dann tue ich das auch. Und mit Zucker. Viel Zucker.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Wie viel möchten Sie denn?«
»Hören Sie erst auf, wenn ich es Ihnen sage.«
Fordyce, der gerade zum Tisch zurückgekehrt war, blickte von Gideon zur Kellnerin und wieder zurück. Dann setzte er sich und fragte Gideon: »Helfen die Antibiotika eigentlich gegen den Ausschlag?«
Die Kellnerin eilte davon. »Was zum Teufel sollte das denn?«, fragte Gideon scharf.
»Wir arbeiten. Kellnerinnen aufreißen können Sie in Ihrer Freizeit.«
Gideon seufzte. »Sie behindern mich in jeder Hinsicht.«
Fordyce schnaubte nur. »Und noch eines: Sie müssen Ihre schwarzen Jeans und die Turnschuhe loswerden. In dieser Aufmachung sehen Sie aus wie ein alternder Punkrocker. Das ist einfach unprofessionell, und es ist Teil unseres Problems.«
»Sie vergessen, dass wir kein Gepäck dabeihaben.«
»Also, ich hoffe, morgen werden Sie was Anständiges anziehen. Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, dass ich das anspreche.«
»Doch, tut es«, blaffte Gideon zurück. »Immer noch besser, als herumzulaufen wie Mr. Quantico persönlich.«
»Was ist denn dagegen einzuwenden?«
»Glauben Sie wirklich, dass es uns Türen öffnet, wenn Sie aussehen wie der idealtypische FBI-Agent? Wird das die Leute dazu bringen, sich zu entspannen und mit uns zu reden? Ich glaube kaum.«
Fordyce schüttelte den Kopf und trommelte mit dem Kugelschreiber gegen seine leere Kaffeetasse. Nach ein paar Minuten sagte er: »Es muss doch irgendetwas geben, an das noch keiner gedacht hat.« Sein BlackBerry fiepte – er hatte den ganzen Tag praktisch ununterbrochen gefiept. Fordyce zog das Gerät hervor, rief die Nachricht auf, las sie, fluchte und steckte den BlackBerry wieder ein. »Die Mistkerle sind immer noch dabei, unsere Anträge zu prüfen.«
Die Geste brachte Gideon auf eine Idee. »Was ist mit Chalkers Telekommunikationsdaten?«
Fordyce schüttelte den Kopf. »Wir würden nicht mal auf tausend Meilen an die rankommen. Sie sind ohne Zweifel beschlagnahmt und unter Verschluss.«
»Ja, aber mir ist da eben was eingefallen. Chalker war ziemlich zerstreut und hat oft sein Handy verlegt oder vergessen, es aufzuladen. Er hat sich ständig Telefone ausgeliehen.«
Jetzt war Fordyce doch interessiert. »Von wem?«
»Von verschiedenen Leuten. Aber hauptsächlich von einer Kollegin, die im Kabuff neben ihm arbeitete.«
»Und die heißt?«
»Melanie Kim.«
Fordyce runzelte die Stirn. »Kim? Ich erinnere mich an den Namen.« Er klappte seine Aktentasche auf, zog eine Mappe heraus und blätterte sie durch. »Sie steht bereits auf der Zeugenliste. Was bedeutet, wir
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