Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Sobald die offiziellen Stellen Wind davon bekommen, sind wir draußen.«
»Ich bin angewiesen, alle unsere Bewegungen mit der Außenstelle in Albuquerque abzuklären«, sagte Fordyce wie zu sich selbst. »Wenn wir mit einer normalen Fluggesellschaft fliegen, muss ich um Erlaubnis fragen …« Er überlegte kurz. »Aber das müssen wir ja nicht. Wir können auch auf dem Flugplatz eine Maschine mieten.«
»Ach ja? Und wer soll die fliegen?«
»Ich. Ich besitze eine Fluglizenz.« Er begann, eine Nummer einzugeben.
»Wen rufen Sie an?«, fragte Gideon.
»Den örtlichen Flugplatz.«
Gideon schaute zu, wie Fordyce lebhaft in sein Telefon sprach. Er war nicht sonderlich scharf darauf, zu fliegen, besonders nicht in einem kleinen Sportflugzeug, aber er wollte auf keinen Fall, dass Fordyce das merkte.
Fordyce legte sein Handy hin. »Der Betreiber des Flugplatzes kann uns eine Maschine vermieten, aber erst in ein paar Tagen.«
»Das dauert zu lange. Lassen Sie uns mit dem Auto hinfahren.«
»Und so viel Ermittlungszeit damit verschwenden, im Auto herumzusitzen? Ich habe sowieso morgen um zwei einen Termin im FBI-Büro in Albuquerque.«
»Also, was machen wir bis dahin?«
Es folgte ein Schweigen. Dann beantwortete Gideon selbst seine Frage. »Ich hatte ja erzählt, dass Chalker die meisten seiner Sachen weggegeben hat, erinnern Sie sich?«
»Ja.«
»Er hat mir einen Teil seiner Sammlung angeboten. Romane. Thriller. Ich war nicht interessiert, und er hat dann was davon gesagt, dass er sie einer Schulbibliothek spenden wollte. Es war eine der indianischen Schulen hier in der Gegend. San Ildefonso, glaube ich.«
»Wo ist das?«
»Ein Pueblo auf dem Weg nach Los Alamos. Es ist ein kleiner Indianerstamm, bekannt für seine Tänze und seine schwarzen Töpferwaren. Chalker war ein Fan der Tänze, jedenfalls bis zu seiner Bekehrung.«
»Hat er auch seinen Computer gespendet? Irgendwelche Papiere?«
»Nein, er hat nur die Sachen weggegeben, die er für dekadent hielt – Bücher, DVDs, Musik.«
Schweigen.
»Vielleicht sollten wir nach San Ildefonso fahren«, sagte Gideon. »Uns diese Bücher ansehen.«
Fordyce schüttelte den Kopf. »Sie stammen aus der Zeit vor seiner Bekehrung. Sie würden uns gar nichts verraten.«
»Man weiß nie. Vielleicht stecken Notizen drin, oder er hat irgendwas an den Rand geschrieben. Sie sagten doch, wir müssten irgendwas tun – und das ist etwas, was wir tun können. Außerdem«, Gideon beugte sich vor, »müssen wir uns da nicht hinten in der Schlange anstellen. Da ist sonst niemand dran.«
Fordyce schaute aus dem Fenster. »Wo Sie recht haben, haben Sie recht.«
17
D r. Myron Dart saß im Konferenzraum des Katastrophenschutzzentrums des Energieministeriums, acht Stockwerke unterhalb der Straßen von Manhattan. Vor ihm auf dem polierten Holz des Konferenztischs lag eine schwarze Aktenmappe. Die Uhr an der Wand hinter ihm zeigte zwei Minuten vor Mitternacht. Er wusste selbst, dass er erschöpft war und die letzten Reserven mobilisieren musste, doch ein Nachlassen kam gar nicht in Frage. In Zeiten wie diesen war er dankbar für seine Ausbildung bei den Marines, bei der man bis an seine Grenzen getrieben wurde, darüber hinaus und dann noch ein Stück weiter.
Die Tür ging auf, und die hochgewachsene, geisterhafte Gestalt von Miles Cunningham, seinem persönlichen Assistenten, trat ein. Er nickte Dart zu. Seine asketischen Züge verrieten keine Emotion. Jeden Tag war Dart dankbar für diesen geradezu übernatürlich befähigten, mönchsgleichen Assistenten, der über die Unwägbarkeiten menschlicher Gefühle erhaben zu sein schien. Hinter Cunningham zog der Rest der Oberen von NEST herein und nahm schweigend die Plätze am Tisch ein.
Dart warf einen Blick über die Schulter und sah, dass der Minutenzeiger vorrückte. Punkt Mitternacht. Er versuchte, seine Zufriedenheit über ihre Pünktlichkeit zu verbergen. Er hatte seine Leute gut geschult.
Er schlug die schwarze Aktenmappe auf, die vor ihm lag. »Danke, dass Sie zu dieser kurzfristig einberufenen Katastrophenbesprechung gekommen sind«, begann er. »Ich werde Sie jetzt über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis setzen.«
Er überflog die oberste Seite. »Zunächst einige sehr gute Nachrichten. Die Kryptoanalytiker des FBI haben die Verschlüsselung von Chalkers Computer geknackt. Zudem liegen die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung von Chalkers Tascheninhalt und seiner Wohnung vor.« Er ließ den Blick über
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